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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Eitelberger von Edelberg, Rudolf: Die junge kunstgewerbliche Generation in Oesterreich
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https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0019

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16. Iahrgang.

Nr. I.

Beiträge

smd an ssrof. Dr. L. von
^ützow (wien, Tbere-
slonunigasse 25) oder an
die verlagshandlung in
^eipzig, Gartenstr. 6,
zu richten.

28. October

Inserate

25 pf. fiir d>e drei

1880.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.

Lrscheint von September bis Iuli jede woche am Donnerstag, von )uli bis September alle hq. Tage, für die Abonnenten der „Zeitschrift für
bildende Runst" gratis; für fich allein bezogen kostet der Iahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

und österreichischen ssostanstalten.

-- t. Z)alustre, „Öa Kenaissance en b'rance"; ,,Tag- und Nachtstunden", Aompositionen zu wandmalereien. - ZDersonalnachrichten:
Architekt A. Schill; ssrof. Steffeck. — verbindung für historische Kunst. — Stuttgart. — Berliner Aupferstichauktion. — Inserate.

Die junge kunstgewerbliche Generation
in Dsterreich.

Die kunstgewerbliche Bewegung in Österreich zieht
immer größere Kreise. Sie erweitert sich und vertieft
sich zugleick. Aber es ist gegenwärtig sehr schwer, sich
über dieselbe vollständig zu orientiren. Die verschie-
denen Ansstellungen, die gegenwärtig in Österreich an
verschiedenen Orten stattgefunden haben, vor allem
dieses Jahr in Wien in der Rotnnde im Prater, die
ßermanenten kunstgewerblichen Ausstellungen im Öster-
reichischen Museum, die Landesausstellung in Graz
vom vorigen Monat, die kleinen Lokalausstellungen in
Außig u. s. f. zeigen nur deutlich, daß die kunstge-
werbliche Bewegung in vollen Fluß geraten ist. Sind
ja auch bei der Wiener Gewerbeausstellung nicht die
Einzelleistungen das wichtigste Resultat, sondern die
Thatsache, daß heutigcn Tages die Kunst im Gewerbe
festen Fuß gefaßt hat!

Zwei Faktoren haben sich von durchschlagender
Wirkung gezeigt. Die zahlreichen Zöglinge der Kunst-
gewerbeschule des Österreichischen Museums, die jetzt an
verschiedenen Lehranstalten wirken, welche teilweise unter
demUnterrichtsministerium,teilweise unter demHandels-
ministerium stehen, haben überall eifrig Propaganda ge-
macht für die Förderung der Kunst irn Gewerbe und
sür den guten Geschmack. Da auch der Zeichenunter-
richt an den Mittelschulen und Volksschulen in einer
Regeneration begriffen ist und die Stilprincipien, die
dort maßgebend sind, auf derselben Grundlage ruhen,
auf der die Kunstgewerbeschnle des Museums fußt, so
hat die ganze jüngere kunstgewerbliche Bewegung in

Österreich einen einheitlichen, ich möchte sagen öster-
reichischen Charakter, der sich in der ganzen Erschei-
nung der kunstgewerblichen Produktion kundgiebt. Sie
unterscheidet sich wesentlich von den Richtungen, die
z. B. in München und an andern Orten Platz ge-
griffen haben.

Die stilistische Bewegung, welche von den öster-
reichischen Schulen ausgeht, kehrt ihre Spitze gegen
zwei Faktoren: gegen die sranzösische Geschmacks-
richtung und gegen den modernen Barockstil. Sie
kultiviren eine moderne Renaissance im eigentlichsten
Sinne des Wortes, stellen sich aber selbstverständlich
nicht polemisch oder feindlich gegen andere Stile, die,
wie z. B. die orientalischen und mittelalterlichen, ge-
snnde Elemente in sich enthalten.

Wir betrachten es ferner in Wien, speciell im
Museum und der Kunstgewerbeschule, als eine wesent-
liche Bedingung des kunstgewerblichen Fortschrittes,
daß wir direkte und unmittelbare Fühlung haben mit
den Jndustriellen selbst. Es ist eine bekannte
Thatsache, daß die hervorragendsten Jndustriellen mit
dem Museum und der Schule in ununterbrochenem
Wechselverkehr stehen. Einen ganz besonderen Gewinn
erkennen wir darin, daß unsere Kunsthandwerker zu
der Einsicht gekommen sind, daß sie in ihrem eignen
Jnteresse nichts Besseres thun können, als ihre Söhne,
welche einst die Fortführung des Geschäftes in die
Hände nehmen sollen, in die Kunstgewerbeschule zu
schicken, um diejenige Ausbildung zu erlangen, die für
ihren künftigen Lebensberuf nötig ist. Wenn eine ge-
sunde kunstgewerbliche Produktion Wurzel fassen soll,
so muß es dahin kommen, daß der Handwerker oder
 
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