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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Die bildende Kunst in Weimar, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0027

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Iahrgantz.

Beilrage

^ützow (lvien, There-
sianumgaffe 25) oder an
die verlagshandlung in
^i'ipzig, Gartenstr. 8,

November

Nr.^.

Inserate

ü 25 j?f. für die drei

1880.

Veiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunft.

Lrscheint von September bis Iuli jede woche am Donnerstag, von )uli bis September alle ^ Tage, für die Abonnenten der ,,Zeitschrift für
bildende Aunst" gratisfür stch allein bezogen kostet der Iahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

und österreichischen j)ostanstalten.


Die bildende Aunst in Weimar.

Seitdem diese Blätter (in Nr. 3 des VII. Jahr-
ganges der Kunstchronik) eine knrze Abhandlung über
die stetigen Veränderungen der Lehrkräfte in Weiniar
brachten, wurde das damals unter der Direktion Kalk-
reuths epidemisch gewordene Kommen und Gehen der
tüchtigsten Künstler unter dem Direktvrium des Land-
schafters Theodor Hagen endlich fixirt und das „Langen
und Bangen in schwebender Pein" hat ein — sanstes
Ende gefunden. Namen wie: Pauwels, Böcklin,
Schauß, Lenbach, O. Begas, Wislicenus, v. Ramberg,
Thumann,Genelli,Verlat,Bauer,Gussow,Döpleru. a. m.
wären wohl geeignet gewesen, den nächtlich dunkeln
Kunsthimmel Weimars als mehr oder minder leuchtende
Sterne zu schmücken, aber leider waren sie mehr
Sternschnuppen vergleichbar, welche flüchtig erschienen !
und dann verschwanden, um anderswo dauernder zu
glänzen. Nur Genelli und Friedr. Preller blieben treu
bis an ihr Ende, dank ihrem Alter nnd ihrer unab-
hängigen Stellung — unabhängig von der Kunstschule.

Wie gesagt, unter dem jetzigen Direktorium konnte
die Kunstschule mit dem neuen Lehrapparat, unter
Kräften wie Hagen, Struys, Linnig und Brendel neu
aufatmen und ausruhen. Eigentlich erinnert nur
noch der alte, provisorisch in Fachwerk crrichtete „Kunst-
tempel" an das verschwundene Leben und Treiben, und
oft, wenn der Wind ein wenig mehr als gewöhnlich
bläst, dann schüttert und bebt das alte Haus und
denkt vergangener Zeiten. Wir wollen den Gebäulich-
keiten der Kunstschule nicht weiter zu nahe treten, und
>venn es auch zu wünschen wäre, daß sie ihr provi-

sorisches Dasein längst beendigt hätten, so haben sie
doch, wenn auch manchmal Mangel an genügendem
Raum, wenigstens passabel eingerichtete Ateliers.

Aabitus non laoit inonnobnin, und das Gebäude
macht nicht die Kunst!

Betrachten wir statt dessen die Seele der Anstalt,
die Lehrverhältnisse, welche bekanntlich fast an jeder
Akademie wieder wesentlich verschieden von allen übrigen
sind. Unter der Korrektur des Prof. Struys be-
ginnt der Lehrgang mit dem Zeichnen nach der Antike,
wie es ja fast in allen deutschen Kunstlehranstalten
geschieht. Dem Antikenklassenschüler fehlt es in Weimar
nicht an gutem antikem Material, d. h. Abgüsse der
besten Sachen sind in genügender Anzahl vorhanden, da
auch die gutgewählte Sammlung des großherzoglichen
Museums den Akademikern jederzeit zur Verfügung
steht. Der geräumige Zeichensaal ist erst kllrzlich noch
durch Wegnahme einer Zwischenwand, hinter welcher
bis dahin einige Landschafter ihre ersten Sprünge
machten, vergrößert worden. Das Licht ist gut und
durch passende verschiebbare Vorhänge kann stets eine
gute Beleuchtung der Figuren erzielt werden. Die
äußere Einrichtung ließe demnach nichts oder nur
weniges zu wünschen übrig; aber der eigentliche Zweck,
die Aneignung der zeichnerischen Fertigkeiten für den
Schüler, hat heutzutage einen gewaltigen Haken und
zwar vor allem in der mangelnden Kvrrektur.
Nicht, daß die Korrektur des Hrn. Pros. Struys an
und für sich mangelhaft und ungenau wäre — im
Gegenteil, Struys ist cin sehr tiichtiger Zeichner; aber
Meister und Lehrer ist ost ein sehr großer Unterschied.
Der Fehler liegt in der allzu großen Seltenheit der
 
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