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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Wiener Dombau-Verein
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0030

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55 Kunstlitteratur und Kunsthandel, — Todesfälle. — Preisverteilungen. — Sammlungen und Ausstellungen. 56

den Ausbau. Wenn aber Jahrhunderte hindurch Ge-
schlecht um Geschlecht sich daran gewöhnt, dcn Ste-
phansturm als Centrum des Reiches anzusehen, wenn
so viele historische Reminiscenzen aus der Geschichte
unserer Metropole, unseres teuren Vaterlandes mit dem
einen Turme verknüpft sind, wenn man auch jetzt noch
den einen Turm als Centrum Österreichs anerkennt,
dann kann es eben nur einen Stephansturm geben;
deshalb bin ich gegen einenAusbau des zweitenTurmes.
Dies sagt Jhnen aus voller Überzeugung Jhr gegen-
wärtiger Dombaumeister."

Nach diesen mit allgemeinem Beifall aufgenommenen
Worten erhob sich Dr. Lederer, um als Mitglied des
vorberatenden Kvmitss der Versammlung mitzuteilen,
daß Kronprinz Rudolph das Protektorat des Ver-
eins übernehme; das Ehrenamt des Protektor-Stell-
vertreter hnbe Fürst-Erzbischof Kutschker übcrnommen.
Das hohe Jntereffe, welches der Kaiser dem Vereine
entgegenbringt, bekundete derselbe u. a. dadurch, daß er
für sich und die kaiserlicheFamilie zunächst auf drei Jahre
einen jährlichen Beitrag von 5000 Gulden zusicherte
Der Redner legte sodann den Entwurf der Bereins-
statuten vor, welche ou blov angenommen wurdeu.
Nachdem dieselben die Genehmigung der Behörde er-
halten haben werden, soll die definitive Konstituirung
des Vereins erfolgen.

Aunstiitteratur und Aunsthandel.

tV. A. v. Wurzbachs„GoldcneBibel". Von diesem Pracht-
werke, das wir in diesen Blättern bereits benn Beginn seines
Erscheinens besprochen haben, ist die erste Abtsilung, das
Alte Testament, nun vollendet, und die zweite, das Neus
Testament, hat begonnen. Was das Werk versprach, das
hielt es auch. Durch Auswahl der besten Kupferstiche und
durch sorgsame und gediegene Aussührung derselben in Licht-
druck ist ein Sammelwerk entstanden, das uns die Haupt-
begebenheiten des biblischen Altertums in wahrhaft künst-
lerischer Schönheit vor Augen sührt. So wie das Ganze
jetzt, wie aus einem Gusse, fertig vorliegt, würde man gar
nicht glauben, daß die Auswahl dem Herausgeber so viel
Mühe gemacht, wie er in der Einleitung uns darlegt. Wer
aber auf diesem Gebiete heimisch ist, wird es begreifen;
denn, um die Einsörmigkeit zu wahren und die Darstellüngen
nicht als Zeichnungen, londern als Gemälde vorzuführen,
mußte zunächst von ältern Stichen Abstand genommen
werden; in der Reihe der malerischen Stiche werden dann
wohl bei einzelnen Scenen mehrere Blätter zur Auswahl
voraelegen haben; bei der Mehrzahl war aber oft fleißige
Umsicht notwendig, um ein technisch entsprechendes und zu-
gleich der Würde des Werkes sich anpassendes Blatt zu
sinden. An den fünfzig in der ersten Abteilung gebotenen
Blättern sind 2!) Maler und 44 Kupferstecher beteiligt.
Kurze biographische Notizen über diese werden im Anhang
beigefügt. Es ist nicht zu zweiseln, daß auch die zweite Ab-
teilung in gleichem Gsleise sich bewegen wird. So viel wir
sehen, dürfte die Geschichte des Neuen Testamentes dem
Herausgeber hinsichtlich der Auswahl keine oder doch be-
deutend weniger Schwierigkeiten in dsn Weg legen, als dies
beim Alten Eestamente der Fall war.

/. Von Karl Werners Nilbildern erscheint noch im Laufe
dieses Jahres eine sogenannte pantographirte Ausgabe.
Der Verleger der prächtigen Aquarelldarstellungen, G. W.
Seitz in Hstmburg, glaubt sich einen günstigen Erfolg von
dieser verkleinerten Nachbildung der großen chromolitho-

graphischen Blätter versprechen zu dürfen und mag nrcht
Unrecht darin chaben, da man wohl von einer alle Welt be-
herrschenden Ägyptomanie sprechen darf, seit Ebers die
romantische Seite des Pharaonenzeitalters entdeckt hat.
K. Werner ist der älteste der Künstler, die diesem Name»
in der Kunstwelt Klang und Anklang verliehen haben, ein
Aquarellist ersten Ranges und ein Orientalist der Palette
von redlich verdientem Rufe. Seiner „Nilbilder" ist auch
in diesen Blättern vor Jahren lobsnd gedacht. Wenn die-
selben nun auch in der sogenannten pantographischen Re-
duktion — einen von Seitz erfundenen mechanischem Ver-
fahren, um große Farbendrucke in kleinere Formate umzu-
setzen — nicht gerade gewonnen haben, so haben sie doch
auch nichts eingebüßt ünd sind jedensalls handlicher und vor
allem dem Minderbemittelten zugänglicher geworden. Dem
Formate nach schließt die neue Ausqabe sich an Ebers'
„Ägypten" an. Sie bringt die ganze Reihe von 24 Blättern
in 6 Lieferungen, jede im Preise von nur 10 Mark.

Todesfälle.

* Jules Labarte, der berühmte Verfasser der „Histoire
ckss urts inäustrisls" und der „ksinturs sur srnuils äuns
1's.ntitzuitö st su uroz-sn üZs", ist in Boulogne-sur-Mer im
84. Lebensjahre gestorben.

j)reisverteilungen.

Aus Anlaß der akademischen Ausstellung in Berlin sind
in diesem Jahre folgenden Künstlern Ehrenpreise vsrliehen
und zwar I. Die große goldene Medaille: I) dem
Maler Michael Munkacsy in Paris, 2) dem Maler Vacslav
Brozik in Paris, 3) dem Maler Professor Karl Gussow in
Berlin. II. Diekleine goldene Medaille: 1) dem Bild-
hauer M. P. Otto in Rom, 2) dem Maler Professor Max
Michael in Berlin, 3> dem Maler, Profsssor und Rektor der
k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien, Eduard Ritter
von Lichtenfels, 4) dem Maler Christian Wilberg in Berlin,
5) dem Maler G. Oeder in Düsseldorf, 6) dem Maler Paul
Ritter in Nürnberg, 7) dem Bildhauer Gustav Eberlein in
Berlin, 8) den Architekten Gropius und Schmieden in Berlin,
9) dem Architekten Baurat Statz in Köln.

5animlungen und Ausstellungen.

sts Der üsterreichische Kunstverein hat nach längerer
Pause sin welche eine mißglückte Konkurrenzausschreibung fiel)
am 17. Oktober seine Ausstellungen wieder eröffnet, und
zwar diesmal mit einer recht erklecklichen Anzahl neuer,
wenigstens hier noch nicht gesehener Bilder, von denen manche
schon der Namen ihrer Schöpfer wegen, sich als „Zugstücke'
erweisen dürften. C. Kargers Gemälde „Die Sänger,
hulvigung während des Festzuges am 27. April 1879,
hat schon unvollendet bei seiner kurzen Ausstellung im
Künstlerhause im Frühjahre, ob des gelungenen Arrange-
ments und der naturgetreuen Darstsllung des denkwürdigen
Momentes, lauten Beifall davongetragen; nunmehr haben
wir das vollendete Bild vor uns und können der wahr-
haft minutiösen Durchführung, besonders der Porträts, nur
unsere Bewunderung zollen. Karger ist in der That mit
Meissonier zu vergleichen, was Delikatesse der Ausführung
anbelangt; dabei verliert er jedoch nicht über dem Einzelnen
die Gesamtstimmung des Bildes aus dem Auge, welche
ihm denn auch bei dieser seiner neusten Schöpfung — einer
der komplicirtesten Aufgaben, die einem Künstler gsstellt
werden kann — wieder trefflich gelungen ist. Durch die
wohlthuende Abtönung der Häusermassen und die frische
Behandlung der Luft hat er dem an und für sich un-
malerischen Motive ganz reizende Effekte abgewonnen. Neben
Karger zugleich Matejko und Hans Makart vertreten zu
sehen, ist in vielen Beziehungen interessant. Makarts
„Äakchantenfamilie" zeigt alle Vorzüge des hervorragenden
Koloristen, der uns diesmal noch mehr als in seinen letzten
Arbeiten den venetianischen Vorbildern nahe scheint; be-
sonders der linke, sich im Dunkel verlierende Teil des
Bildes hat in der Farbe eins wahrhaft klassische Tiese. Jn
der Hauptfigur, und das ist selbstverständlich das Weib, be-
einträchtigt den Reiz des Kolorits leider die etwas nach-
 
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