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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Brun, Carl: Die schweizerische Kunstausstellung von 1880, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0043

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16. Iahrgang.

Nr. 6.

Beiträge

an prof. Dr. L. von
Tützow (wien, There-
itanunigasse 25) oder an
die verlagshandlung in
^kipzig, Gartenstr. 6,
zu richten.

18. November

Jnserate

ü 25 ssf. für die drei

1880.

Veiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.

Erscheint von September bis Iuli jede woche am Donnerstag, von Iuli bis September alle Tage, für die Abonnenten der „Aeitschrift für
bildende Aunst" gratis; für sich allein bezogen kostet der Iahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen


Die schweizerische Aunstausstellung von 1880.

Die schweizerischen Kunstausstellungen sind einem
Turnus unterworfen, welcher abwechselnd das eine Jahr
in der östlichen, das andere Jahr in der westlichen
Schweiz stattfindet. Die Reihenfolge der von dem
Turnus berührten Städte wird durch die alljährlich
Zusammentretende Delegirtenversammlung der schwei-
zerischen Kunstvereine festgestellt. Entweder sind es
Basel, St. Gallen, Znrich, Glarus, Konstanz, Schnff-
hausen, Winterthur, welche die Kunstausstellung orga-
nisiren, oder Genf, Lausanne, Bern, Aarau, Solothurn
und Luzern. Dieses Jahr waren es die letztgenannten
Drte. Der llmstand, daß der Turnus so ungewöhnlich
lange, d. h. vom Frühling bis in den Herbst hinein,
dauert und so viele Städte berührt, hat zwar manche
üble, aber auch manche gute Folge. Dem Künstler
Wird so eher Gelegenheit geboten, seine Werle abzu-
setzen, diejenigen aber, denen die Entwicklung der bil-
denden Künste in der Schweiz am Herzen liegt, kvnnen
nllt Leichtigkeit selbst die Ausstellungen bcsuchen, welche
nicht in ihren eignen Rahon fallen.

Wir beginnen auch diesmal unsern Bericht mit
den Historienbildern. Grobs Schlacht bei Sempach
wurde hier schon besprochcn (Jahrg. XIV, Nr. 38),
es ist deshalb nicht nötig, nochmals auf dieselbe zurück-
zukommen, nur soviel sei bemerkt, daß der Künstler
w aufopfernder Weise sein Werk dem Bundespalast in
Bern geschenkt hat. Eine andere Schlacht aus der
daterländischen Geschichte nahm sich Vigier in Solo-
thurn zum Vorwurf: er stellte den Heldenkanipf der
Schwyzer am roten Turm dar. Die Wahl des Themas

ist eine geschickte, und das Bild selbst bezeichnet für
den jungen Maler einen entschiedenen Fortschritt, wenn
auch im einzelnen manches noch jugendlich unbeholfen
und verfehlt erscheint; so hat die Fahnenschwenkerin
im Vordergrunde, eine überdies viel zu theatralische
Figur, das linke Bein verdreht gestellt. Die Kompo-
sition ist übrigens sehr schwungvoll. Links ein Bauern-
haus, auf dessen Veranda ein altes Mütterchen be--
kümmert die Hände ringt, angstvoll klammert sich ein
blondes Kind an die Alte an. Vor dem Hause vor-
bei zieht der Zug bergauf, aus Jünglingen und
Männern, aus Greisen, Weibern und Kindern bestehend,
sie alle mühen sich ab, ein Geschütz in Position zu
bringen. Warum Vigier in der Kostümirung seiner
Figuren nicht dem Worte des Historikers gefolgt ist,
der die Mädchen über ihrer Kleidung Hirtenhemden
tragen läßt, begreifen wir nicht recht. Mit Ausnahme
eines einzigen haben sie sämtlich Mieder an; dekolettirte
Frauen sind hier aber nicht am Platze. Vor dem Ge-
schütz der Landsturm, Männer und Weiber mit Morgen-
sternen und Sensen bewafsnet. Die Deichsel der Ka-
none ist guerüber an einen Baumstamm gebunden,
dessen Wurzel füglich hätte fortbleiben können, die Ge-
stalten, welche am Stamni schieben, sind gut gezeichnet,
der Mann links von der Deichsel ist schvn verkürzt.
Der Fahnenträger zu äußerst rechts wiederum zu
theatralisch! Rechts im Bordergrunde ein alter Mann,
welcher soeben ladet und wehmütig auf einen Ge-
sallenen herniederblickt, der von seinem Mädchen im
Tode noch gepflegt wird, iin Hintergrunde Schützen,
welche in die von hohen FelswLnden und Schneebergen
eingeschlossene Schlucht hinabfeuern. Wir wollen uns
 
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