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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Komité für S. Marco in Venedig
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0046

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87

Kunstlitteratur. — Todesfälle.

Die vor einiger Zeit in Venedig und namentlich
in England eingeleitete Agitation, vvn welcher die
Leser in Kenntnis gesetzt wurden, hat nun sreilich
in diesem Restaurationsfieber eine mvmentane Be-
rnhigung eintreten lassen. Aber wir sind keines-
wegs sicher vor einem Rnckfall! Unter dicsen Um-
ständen hat man in London den Plan gcfaßt, ein
internativnales Kvmite zum Schutze vvn S. Marcv
ins Leben zu rufen, dessen Konstituirung socben im
Zuge ist. Wie aus eineni Cirkular ersichtlich wird,
welches der Sekretär des Kvmitas, Hr. Henry Wallis,
in den letzten Wochen versandte, gehören demselben
eine Reihe von Notabilitäten der englischen Gesellschaft
an, Architckten, Kiinstler, Gelehrte nnd Kunstfreunde,
denen sich eine Anzahl hervorragender Männer aus
Jtalien, Deutschland, Österreich, Frankreich, Rußland,
den Niederlanden, Amerika u. s. w. angeschlossen haben
und hoffentlich nvch viele anschließen werden. Als
Vicepräsident des Komitös fungirt der bekannte eng-
lische Architekt und Schriststeller G. Edm. Street;
die Stelle des Präsidenten ist bisher noch offen ge-
halten. Man wird dieselbe einem Manne von hoher
europäischer Autorität anvertrauen wollen, um durch
das Präsidium wie durch die Zusammensetzung des
Komitös die emincnte Bedeutung der Sache sosort ein-
lenchtend zu machen.

Nach den Andeutungen, welche das Cirkular ent-
hält und welchen wir nur vollkommen beipflichten
können, handelt es sich zunächst darum, in Jtalien
die maßgebenden Persönlichkeiten für die Sache zu ge-
winnen. Daß dabei taktvoll und mit Schonung des
berechtigten nationalen Selbstgefühls vorzugehen sein
wird, versteht sich von selbst. Die ganze Organisation
darf auch nicht den Anschein der Einmischung in fremde
Angelegenheiten haben; sie soll nur der Ausdruck des
allgemeinen Jnteresses sein, Welches das ganze gebil-
dete Europa an den Denkmälern Jtaliens, wie an
einem teuren Vermächtnis der Vorfahren, zu nehmen
berechtigt ist. Jn diesem Sinne, hosfen wir, wird man
die Sache namentlich in Benedig ausfassen und sich den
Bemühungen des trefflichen Grafen Zorzi anschließen,
der zu den Ersten gehörte, welche ihre Stimme für
den bedrohten Markusdom erhoben, und dessen Name
auch auf dem Rundschreiben des Londoner Komitss
nicht fehlt. Höchst wünschenswert wäre es, wenn die
Architektenkreise sich der Frage gründlich annehmen und
Specialvorschläge zur Konservirung von S. Marco
ausarbeiten wollten, welche dem Verfall Einhalt zu thun
imstande sind, ohne eine so radikale Erneuerung des
ganzen Baues, wie sie der bisherige Leiter der Restau-
rationsarbeiten plant.

E. v. L.

Aunstlitteratur.

Bodenbelag fiir den Dom zu Köln. Entwurf von Wilhelm

Bogler, Architekt in Wiesbaden, und Friedrich

Schneider, Dompräbendat in Mainz. Mainz, C.Wallau.

1880. 10 S. 8.

Nachdem das große Werk des Kölner Domausbaues m
der Hauptsache glücklich vollendet ist, liegt unserer Zeit nun die
Pslicht ob, für die künstlerische Ausstattung des hehren Gottes-
hauses, vornehmlich des Jnnern, in allen seinen Teilen zu
sorgen. Von berufenster Seite wird in dem oben bezeich-
neten Heftchen ein Vorschlag für die Bodenvertäfelung des
Domes gemacht, und zunächst in Worten den Grundgedanken
Ausdruck verliehen, welche die Verfasser in diesem nicht
außer Acht zu lasfenden Stücke der Jnnendekoration ver-
wirklicht sehen möchten. Wir deuten hiermit schon an, daß
es denselben nicht nur um einen ornamentalen Schmuck im
strengen Sinne des Wortes, sondern auch um figürliche
Bodenbilder zu thun ist. Sie meinen — unter Hinweisung
auf antike und mittelalterliche Muster — daß die Herbei-
ziehung von Figuren zu der Bodenvertäfelung nicht blotz
erlaubt, sondern im vorliegenden Falle geradezu geboten sei.
„Bei der mächtigen Ausdehnung der Räume wäre eine
lediglich lineare und ornamentale Ausstattung des Bodens
von ermüdender Eintönigkeit." Als leitendes Princip für
den figürlichen Schmuck wird aufgestellt: „Der Boden soll
in großen Zügen die Spuren Gottes in der Geschichte der
Führung der Menschheit zeigen." Nach Vorhalle, Schiff und
Chor des Domes wird sodann dieser Gedankengang ge-
gliedert und vom alten Bunde durch die Heidenwelt bis zu
dem durch den Heiland gegründeten Reiche der Gnade eine
Reihe typischer Gestalten und Bilder für jeden einzelnen
Hauptteil des Ganzen aufgeführt. Der Vorschlag ist sinn-
reich und mit Sachkenntnis ausgearbeitet; ob er sich aber
zur Durchführung empfehlen dürfte, das möchten wir nicht
so rasch bejahen. Daß der figürliche Schmuck am Boden
nicht der natürliche Schmuck ist, darüber herrscht wohl keine
Meinungsverschiedenheit. Jedenfalls müßte sich die Figur
der Linie unterordnen und das eigentliche Bodenbild, d. h.
die malerische Gruppe, bliebe völlig ausgeschlossen, wenn
man nicht in stilistische Fehler verfallen sollte, welche die
Vergangenheit mehrfach begangen hat. Dann aber fragen
wir: ob denn jene von den Verfassern gefürchtete „Ein-
tönigkeit" des bloß linearen Bodenschmuckes wirklich zu be-
sorgen ist? Beim Betreten des Domes wird wohl niemand
so leicht seinen Blick zu Boden richten, niemals jemand den
Boden mit einem Blick überschauen! Und nur in diesem
Falle käme die Eintönigkeit des linearen Bodenschmuckes ihm
zum Bewußtsein. Der Blick des Besuchers streift nur bis-
weilen den Boden, eilt flüchtig über ihn hinweg, um in den
Wald der Pfeiler, in das Geäst der Gurten und Rippen,
in den farbigen Glanz der Glasfenster sich zu verliersn.
Und dieser immerhin untergeordneten — wenn auch keines-
wegs bedeutungslosen — Rolle des Fußbodens in dem En-
semble der dekorativen Kunstmittel des Jnnern scheint uns
ein vorwiegend linearer Stil des Bodenbelags am besten zu
entsprechen: eine geometrische Ornamentik, welche deshalb
keineswegs monoton zu sein braucht, sondern den ganzen
kaleidoskopischen Zauber der Figuren und der Farben in
sich bergen kann, welchen die antiken Vorbilder des Opus
iVIsxauäriuuiu und die Wundergebilde arabischer, frühchrist-
licher, mittelalterlicher Bodenmosaik uns offenbaren. Unter
dieser principiellen Einwendung begrüßen wir die vorliegende
kleine Schrift und sind überzeugt, daß wie im ganzen, so
auch in der angeregtsn Specialfrage der gute Genius der
deutschen Kunst schon das Richtige finden werde.

Todcsfälle.

* Prof. Th. L'Alleinand, bekannt namentlich als trefflicher
Zeichner von Porträts, ist im Oktobsr zu Hannover ge-
storben. Er war 1809 in Hanau geboren, besuchte die Aka-
demie in Wien, zog dann nach Frankfurt und Berlin, und
ließ sich endlich in Hannover nieder, wo er sich am Hofe
König Georgs durch seine in Kreide ausgeführten Bildnisfe
großer Beliebtheit erfreute. — Aus Rom wird der Tod des
Marchese Campana gemeldet, einss in archäologischen
 
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