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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Die Museumsfrage in Olympia
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Das neue Opernhaus in Frankfurt a. M., [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0061

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Das neue Opernhaus in Frankfurt a. M.

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^lhen könnte unmittelbaren Anteil nehmen an den
öevorstehenden langwierigen Arbeiten der Katalogisirung
»nd Publikation, wclche die Funde fordern. Jn Athen
^rst würde der Gesamtheit des griechischen Volkes wieder
Zu gute kommen, was einst nicht eine antike Provinz
und noch weniger eine vereinzelte antike Stadt, son-
^ern die religiöseLebensfreude aller hellenischen Stämme
wit vereinten Kräften in Olympia schuf, und für den
Persönlichen Genuß vornehmer Meisterwerke der Kunst
Ivürde nicht das bescheidene, den Norddeutschen fast
heimatlich anmutende Waldthal des Alpheios, sondcrn
1>er klassische Anblick der Akropolis den stimmungsvollen
Hintergrund bieten.

Was sich gegen eine Verlegung der Sammlungen
nach Athen einwenden läßt, ist unschwer zu widerlegen.
Ein Schaden kann ihnen darans bei einiger Sorgfalt
so wenig erwachsen wie den Goldschätzen Schliemanns,
die ja auch ungefährdet ihren Weg nach Athen ge-
funden haben. Der Transport würde sich billig stellen
auf dem Wasserwege, und mit cinem so geschäfts-
kundigen Personal, wie die Arbeiter des in Olympia
stationirten trefflichen athenischen Gipsformers Kaludis
es sind, sich rasch und Pünktlich vollziehen lassen.
Größern Aufwand, komplicirtere Fürsorge und längere
Geduld würde der Neubau eines würdigen Museums
in Athen allerdings fordern. Aber es Iväre nicht der
erste Appell an den Genieinsinn vermögender opfer-
williger Griechen, den es zu erlassen gälte und der
durch Erfolg bclohnt würde. Wic schon jetzt cin Herr
Syngros dem König von Griechenland die Summe
von hunderttausend Franken für den Bau eines
Olympia-Museums zur Verfügung gestellt hat, so
werden hochdenkende Gesinnungsgenossen mit weitern
Beiträgen nachfolgen, wenn es ausgesprochenerniaßen
den Ruhm Athens gilt. Und den Ruhm Athens nnd
eine Ehrenpflicht der griechischen Nation, meine ich,
gilt es in der That.

Allein in dem Mittelpunkte griechischen Verkehrs,
dem der Glanz des königlichen Hauses alle Vorteile
der glücklichsten geographischenLage und dieEnergie eines
mit jugendlichem Stolz ausstrebenden nationalen Lebens
cine innere reichere Zukunft verbürgen, können die
Sammlungen von Olympia dasjenige werden, was
Griechen und Deutsche vereint wünschen müssen: eine
gcmcinnützige Stätte künstlcrischer nnd wissenschaftlicher
Stndien, cin öffcntliches Symbol glllcklichcn inter--
»ationalen Zusammenwirkens und ein dauerndes Denk-
nial dankbaren deutschen Sinnes für geschichtliche
griechische Größe."

Das neue Opernhaus in Frankfurt a. M.

(Schlutz.)

Das Jnnere nimmt einen Anlaus zu einheitlicher
Gestaltung des Schmuckes. Es wurde wenigstens ein
einzelner KUnstler mit dem Entwurf von Skizzen für
die wichtigsten Stellen beauftragt, an welchen bildlicher
Schmnck verwendct werden sollte. Dnhin gehörcn daS
Deckenbild des Treppenhauses, die Lünetten- undDecken-
bilder des Foyers und seiner Nebenräume, der Decke
im Zuschauerraum und des Prosceniumbogens. Mit
vollem Recht hatte man den bedeutendsten Maler am
Städelschen Jnstitut hierzu ausersehen, welcher zur Aus-
fllhrung seiner Entlvürfe sich anderer Frankfurter
Künstler bedienen sollte. So richtig dies Verfahren im
Princip war, sv hatte die Wahl doch cinen Mißstand:
Steinle, der treffliche Meister, vcrsteht nicht griechisch
zu sprechen, wie es hier sür die Deckenbilder und den
Prosceniumsbogen notwendig gewesen wäre, um de»
Gesamtcharakter der nun einmal als Norm des ganzen
Baues gewählten, an griechische Formen sich anlehnenden
Renaissance nicht zu unterbrechen. Seine Welt ist die
Romantik, und romantisch sind denn auch die Haupt-
bilder. Daneben war er von dem an und für sich
wieder ganz richtigen Gedanken Leherrscht, daß in einem
Theater in Goethe's Vaterstadt vor allen Dingen dem
Genius dieses Dichters gehuldigt werden müsse. Dem-
gemäß sollte das Deckenbild des Treppenhauses Goethe
in einem Lorbeerhaine ruhend zeigen, während um ihn
in reicher Gruppirung die Gestalten aus „Götz" und
„Faust" emporsteigen, wie wenn sie sich eben vor der
ahncnden Phantasie des Dichtcrs entivickelten. Dicser
Plan konnte nicht durchdringen; er mußte dem tief-
gefühlten Bedürfnis weichen, die Poesie im allgemeinen,
wie sie freilich bereits außen im Apollo, im Pegasus,
in der den Genius belehrenden Poesie, dem Giebelfeld
mit den Parzen, in fast allen Nischenfiguren zum Aus-
druck gekommen ivar, dem Betreter des Hauses zum
sechstenmale in Erinnerung zu rufen. So schwebt
uns denn die Poesie entgegen, um sie die Genien der
Begeisterung, der Wahrheit, der Wissenschaft nnd der
Harmonie, ferner die Gruppe des Hasses und der Liebe
— alles ist da, nur die Beziehung zum Drama sehlt.
Zugleich aber ist der ursprünglich gedachte Zusammen-
hang mit dem Jnnern des Hauses zerrissen: dem hier
als dramatischen Dichter charakterisirten Goethe sollte
beim Eintritt in den Zuschauerraum das Vorhangbild
cntsprechcn, welches das Trciben vor dem Beginn des
Dramas schildert, und zwar nach dcm im Vorspiel znin
„Faust" gegebencn Mvtiv der Gruppe von Dichter,
Direktor nnd Narr, an welche sich das sich versanimelnde
Publikiim nebst der musikalischen Borbereitung an-
schließt. Die Wahl geradc dieses Goethischen Motivs
 
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