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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Rückblick auf die Innsbrucker Kunstausstellung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0099

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Iahrgang.

Nr. ;2.

Beiträge

find an ssrof. Dr. L. von
Lützow (wien, There-
itanumgaffe 25) oder an
dle verlagshandlung in
^bipzig, Gartenstr. 8,

30. December

Inserate

ü 25 Pf. für die drei
Mal gespaltene petit-
zeile werden von jeder

1880.

Beiblatt zur Zeitschrift für biläende Kunst.

Erscheint von September bis Iuli jede woche am Donnerstag, von )uli bis September alle Tage, für die Abonnenten der ,,Aeitschrift für
bildende Kunst" gratis; für stch allein bezogen kostet der Iahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

und österreichischen postanstalten.

^nhalt: Rückblick auf die Innsbrucker Kunstausstellung. — Korrespondenz: paris. — Die Olympia-Ausstellung in Berlin. — vr. t^einrich
Kabdebo, Mathäus Donner. — Kunstgewerbliche weihnachtsmeffe des Dresdener Kunstgewerbevereins; Nürnberg: Ausstellung. —

Rückblick auf die Iunsbrucker Auustausstellung.

Wie spät dem heutigen Tiroler Volke die Be-
deutung seiner Altertümer zum Bewußtsein gekommen
sein mag, allmählich ist doch in dem Alpenlande mit der
Ahnung von dem Wcrt der erhaltencn Schätze die
Freude an dem Besitz dieser Reste gestiegen, in denen
sich das fröhliche Schaffen vergangener Zeiten offen-
bart. Obwohl zahlreiche Werke der Skulptur und
Malerei verloren gegangen, Bilder, Schnitzfiguren,
Wandgetäfel, Thüren, Truhen, Schreinc, Bettgestelle
und andere Geräte von knnstvoller Ansgestaltung
fremden Händlern zum Raube gefallen sind, bergen die
Thäler und Halden noch eine Fülle wertvoller Kunst-
gebilde, die für den Fleiß und die Geschicklichkeit der
alten Meister in diesem abgelegenen Gebiete zeugen.
Noch oft wird man in epheuumrankten Ruinen durch
Reste alter Malercicn, in Kirchen und Kapellen dnrch
kvstbare Erzeugnisse mittelalterlicher Kunst tiberrascht,
die unter dem Staube von Jahrhunderten ihr ur-
sprüngliches Gepräge in erbleichendem Schimmer be-
Wahren. Leider ist bei der Unzugänglichkeit des Berg-
landes dcr wisscnschaftlichen Forschnng die Würdigung
dieser Kunstdenkmäler nur zum Teil vergönnt gewescn,
das Verzeichnis der vorhandenen Schätze lückenhaft, die
Sorge um Schutz derselben unzulänglich geblieben;
fort und fort bietet Tirol dem Trödler für Handels-
zwecke einen offenen Markt, bleiben Bau- und Bilder-
tverke dem Verderben preisgegeben, finden Unter-
suchungen des Knnstcharakters wie dic Ausnahme von
Zeichnnngen oder Photographien bedeutsamer Reste
entmutigende Hindernisse.

Angesichts dieserZustände mußten die Ausstellungen,
welche Jnnsbruck von den Leistungen des Kunstgewerbes
und der Kunst in kurzen Zwischenräumen aufeinander-
folgen ließ, als dankenswerte Versuche erscheinen,
durch den Geist der alten Zeit und der alten Meister in
den Kindern des Hauses neue Liebe für die Kunst zu
wecken. Zwar hatte man schon 1865 in der Landes-
hauptstadt Gemälde und Skulpturen zu einem Bilde
der tirolischen Kunstentwicklung vereint, allein die er-
hofften Nachwirkungen auf das Schaffen der Gegen-
wart und die Erforschung der Vergangenheit waren
ausgeblieben und erst, nachdem die neubegründeten
Fachschulen zu Jnnsbruck, Jmst, Ampezzo, Gröden,
Taufers, Laas und Cles der Jndustrie die Richtung
auf höhere Ziele gegeben hatten, durfte der Tiroler
Kunstverein von systematischer Zusammenstellung her-
Vorragender Werke des Kunstgewerbes die Veredlung
des Stilgefühls, von der Übersicht alter und neuer
Kunsterzeugnisse nachhaltige Anregung zur Vertiefung
in den Geist des Mittelalters erwarten. Hatten nicht
„Unserer Väter Werke" im Münchener Glaspalast dem
Jnteresse für Kultur- und Kunstgeschichte erhöhten
Schwung in allen deutschen Gauen gegeben?

Da für die Organisation des-Unternehmens jedoch
zu kurze Frist bemcssen, Zweck und Ziel der Ausstel-
lnng nicht eindringlich genug begründet, nicht allen
Klassen der Bevölkcrung nahe gelegt wvrden war, so
blieb die Beteilignng hinter dcr Voraussetznng in viel-
fachcr Hinsicht zurück. Weit entfernt, die Entwicklung
dcr Plastik und Malerei in Tirol zu versinnlichen,
boten die eingesandten Werke nur spärliche Einblicke in
die Kunstthätigkeit des Mittelalters; und die Reich-
 
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