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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Nachträgliches vom Christmarkt
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0118

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2I1 Kunstlitteratur. 232

Allerdmgs sehr „zum Teil!" Zunächst muß konstatirt
werden, daß von Kaulbach kaum die Hälfte der mit-
geteilten Blätter herriihren; und auch diese bestätigen
nur wieder die bekannte Thatsache, daß der Künstler
kein echter Humorist war. Er hatte eine starke sar-
kastische Ader, die sich zuweilen bis zur Satire stei-
gerte. Aber wahrer Humor fehlte ihm gänzlich. Und
was nun die Produkte seiner Genossen, Echter und
Muhr, betrifft, so sprechen wir ihnen absolut jede Be-
rechtigung ab, uns als Erinnerungsblätter an den ge-
wiß vortrefflichen Kaffee des Herrn von Olfers heute
noch vorgesetzt zu werden. Die beiden Genannten
waren das, was man achtbare Künstler nennt, zu
Hilfskräften eines ungewöhnlichen Talentes gewiß vor-
trefflich geeignet. Jhr gezeichneter Kaffeeklatsch erhebt
sich aber nicht über das Niveau des allergewöhnlichsten
Dilettantismus. Jn jeder akademischen Kneipzeitung
ist mehr Witz zu finden und vor allem auch mehr
Geschicklichkeit als in diesen jämmerlichen Karrika-
turen u. s. w. Es wird hohe Zeit, unseren Herren
„Herausgebern" von Lichtdruckwerken ein energisches
Halt zuzurufen; fie sind auf dem besten Wege, den
Sammlern von Briesen großer Männer nun auch
eine Reihe von Skizzensammlungen „berühmter"
Künstler an die Seite zu setzen. Der Ruhm unserer
nationalen Kunst kann auf diesem Wege nicht ver-
mehrt werden. *

Uunstiitteratur.

Carlo Belgiojoso. Lrora. 8tuäi s Losrrstti artistisi.

Nilano, II. Ilospli 1881. 3 Bl. und 480 S.

kl. 8.

Was der als Volksschriftsteller in Jtalien wohl-
bekannte Verfasser dieses anziehend und lebendig ge-
schriebenen Buches mit demselben bezweckt, sagt er
uns nicht. Ein Vorwort fehlt, und in dem Dedikativns-
schreiben an Giulio Carcano wird über das Buch nichts
anderes gesagt, als dasselbe sei die Frucht gemein-
samer Studien. Wir müssen daher aus dem Jnhalte
den Zweck erraten, denn auch der Titel ist so allge-
mein gehalten, daß man aus demselben weder ent-
nehmen kann, was der Verfasser geben will, noch
auch erschließen, welche Wirkung er hervorzubringen
beabsichtigt. Brera — unter diesem Titel könnte
man etwa eine Geschichte des ehemaligen Jesuiten-
kollegiums und jetzigen kLlurmo rsals äsllo
KoisnLs sä ^.rti erwarten, wäre nicht beigefügt:
„Kunststudien und Essays". Also wohl Studien und
Abhandlungen über einzelne Kunstschätze und Kunst-
werke, die sich dort befinden? Davon enthält das
Buch nichts. Wollen wir ihm einen Namen geben,
der ungefähr dem Jnhalte entspricht, so werden wir

es einen „Pädagogischen Ratgeber (oder vielleicht Weg-
weiser) für junge Künstler und für solche, die es
werden wollen" zu nennen haben. Denn die Jünger
der Kunst sind das Publikum, an welches sich der Ver-
fasser in erster Linie wendet, welche er belehren, vor
Gefahren, Jllusionen, Abwegen Warnen will.

Ob der Kunstkenner Neues aus diesem Buche
lernen wird, vermag ich nicht zu sagen; gewiß ist aber,
daß jeder Leser ihm Anregung verdanken wird. Es
ist keine wissenschaftliche Arbeit im strengen Wortsinne,
sondern ein zur Unterhaltung, zur belehrenden Unter-
haltung geschriebenes Buch. Des Unterhaltenden
und Belehrenden enthält es aber Vieles, sehr Vieles;
es ist ein geistvolles Buch in glänzendem Stile ge-
schrieben.

Das erste der zwanzig Kapitel, aus welchen es
besteht, ist geschichtlichen Jnhalts; IIn po' äi 8torin
überschreibt es der Verfasser. Er greift zurück zu den
ersten Anfängen des jetzt mächtigen Gebäudes, das nach
ihm um das Jahr 1000 unserer Zeitrechnung errichtet
worden ist. Den Namen Brera leitet er ab von
prasäium; so sei das Gebäude genannt worden, weil
aus dem Gute errichtet, das ein gewisser Guercio
um das Jahr 1000 einem neuentstandenen Mönchs-
orden schenkte. Dort wohnten und arbeiteten die Umi-
liati, lange Zeit ein Segen für die Stadt und die
Umgegend, dann entartet und von Pius V. endlich
aufgehoben. Eine Beschreibung des damaligen Klosters
gesteht der Verfasser nicht geben zu können; nur so
viel hält er sür gewiß, daß der Bau seit 1171 stets er-
weitert und verschönert worden sei; in seiner jetzigen
Gestalt sei er wesentlich das Werk der Jesniten, der Bau-
meister aber jener Bramante da Milano, von
welchem unser Berfaffer ignorirt, daß er nach Einigen
gar nicht existirt hat.

Unter den Überschriften: „Biele sind berufen" und
„Wenige sind auserwählt" enthalten die zwei folgenden
Kapitel ernste, der Erfahrung entnommene und durch
Beispiele aus dem Leben illustrirte Warnungen an die
Jugend, die in die Säle der Brera strömt und der Kunst
sich widmen will ohne den inneren Beruf dazu, War-
nungen an die Eltern, die ihre Kinder für einen Beruf
bestimmen wollen, wofür sie die Natur nicht bestimmt
hat. Was aus solchen verfehlten Existenzen wird,
zeigen die „Bekenntniffe eines Künstlers", der vom
Künstler nichts als den bloßen Namen besitzt und,
von einem unverständigen Vater gehätschelt und von
einem thörichten Erzieher betrogen, nach einem unglück-
lichen Leben voll Demütigungen und Entbehrungen
keine höhere Hoffnung in seinem Alter hat als die,
im Spital seine Tage beschließen zu dürsen. Daher
ruft der Verfaffer im vierten Kapitel der Jugend und
den Eltern zu: I>sn8ar primL psr non xsntirsi
 
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