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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Todesfälle. — Sammlungen und Ausstellungen.

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1835 ging er nach Nürnberg und dann nach München, von
N er nach zwei Jahren zurückkehrte, um von da an seinen
Aohnsitz in Köln zu nehmen. Eine besondere Wendung in
Eegelins Künstlerleben trat mit der Grundsteinlegung zum
«ortbau des Domes 1842 ein, bei welcher Gelegenheit der
^onig Friedrich WilhelmIV. Aquarellgemälde architektonischen
^egenstandes von Wegelin sah und erwarb. Von da an
Mt dex König bis an sein Ende den Maler fortwährend
oeschäftigt, und so ist eine bedeutende Anzahl von Abbil-
oungen altertümlicher Bauwerke entstanden, die, zu vsr-
Ichiedenen Albums vereint, alle im Besitze des Königs ge-
oileben sind, mit Ausnahme eines Albums vom Schlosse
lirühl, welches der König der Königin Viktoria von Eng-
mnd als Erinnerung an den Besuch am Rhein im Jahre
1845 verehrte. Wegelin hat zunächst alle merkwürdigen
-oauten des Rheinlandes in verschiedenen Jnnen- und Außsn-
onsichten für den König gemalt, spätsr absr auch in dessen
Auftrage Belgien und Holland bereist, um die dortigen
hlstorischen Bauwerke aufzunehmen und darzustellen. Selbst
während der letzten Krankheit des Königs hat Wegelin im
Auftrage der Königin noch mehrere Blätter für die Samm-
Mng der rheinischen Architekturbilder gemalt und erst mit
dem Tode des Königs hörte diese Thätigkeit auf. Doch hat
der Künstler auch später noch manches Aquarellbild geschaffsn,
«ußerdem aber auch sich mit Unterricht in Aquarellen be-
Ichästigt, den er jungen Architekten erteilte. Ölgemälde hat
er nur in früherer Zeit und nicht sehr viele geschaffen. Seine
Architekturbilder sind sehr sorgfältig und exakt gezeichnet,
äußerst flüssig ausgeführt, aber nicht eben glänzend durch
chr Kolorit. Es existiren aus frühester Zeit zwei lithographirte
Blätter nach seinen Zeichnungen, Ansichten aus St. Marien
im Kapitol zu Köln. Jn deir letzten Jahren war der alte
Künstler vielfach von Krankheit heimgesucht und unfähig zu
arbeiten.

Todesfälle.

Alfted Elmore, der bekannte englische Genremaler, ist
vor kurzem im sechsundsechzigsten Lebensjahre gestorben.

Zules Lafrance, ein talentvoller französischer Bildhauer,
ist am 26. Januar im Alter von 39 Jahren gestorben.

Lammlungen und Ausstellungen.

A»s dcm östcrreichiscben Museum. Jm Arkadenhofe
des Museums wurden in jüngster Zeit außer der von der
vorigen Jahresausstellung des Wiener Künstlerhauses her
bekannten Marmorstatue von G. Deloye, einem Geschenk
des Fürsten Liechtenstein an das Museum, mehrere Gips-
Modelle aufgestellt, darunter dis lebensgroße Statue des
Plato, für die Fa-ade des neuen Universitätsgebäudes be-
stimmt. Die von Schwarzek in Wien modellirteFigur trägt
das bekannte griechische Kostüm, das übrigens vom Künstler
ganz modern behandelt ist. Plato's Kopf ist leicht nach rechts
gewendet. Haupthaar und Bart sind stilisirt, besonders der
letztere. Das Antlitz ist ziemlich allgemein gehalten, wo-
gegen Hände und Füße realistisch behandelt sind. Das linke
Bein ist ein wenig vorgesetzt. Der herabhängende rechte
Arm hält eine Schriftrolle, der linke ist im Ellbogen ge-
beugt; die linke Hand macht eine demonstrirende Geberde.
Das zweits Gipsmodell, von Silbernagel entworfen und
ausgeführt, gehört einem Entwurfe für das Denkmal Waltsrs
von der Vogelweide an, das man dem berühmten Minne-
sänger in Bozen errichten will. Das Standbild ist als
Brunnenfigur gedacht, welche auf einem reich vsrzisrten
Unterbau im Charakter der Renaissance sich erhebt. Warum
wählte der Künstler nicht mittelalterliche Architektur für
Walter von der Vogelweide, der doch zur Zeit der Kreuzzüge
lebte? Das Modell hat etwa ein Drittsl Lebensgröße. Der
Sänger ist als Mann von mittleren Jahren dargestellt, leicht
gesenkten Hauptes, mit bis auf den Nacken herabfallendem
Haar. Er hat das linke Bein vorgesetzt und steht da, als
ob er eine Gesellschaft edler Frauen und Herren mit süßen
Worten begrüßen wollte. Die Rechts ist vorgestreckt wie zum
Handschlag, die Linke hält die Mütze. Ein Ärmelrock und

enganliegende Beinkleider bilden das Kostüm des Sängers.
Der Soäel des Denkmals zeigt eine mannigfache Gliederung.
Die untere Abteilung ist mit großen Muscheln geziert, dis
an den vier Seiten angebracht sind; die Ecken werden von
idealisirten Wasservögeln geschmückt. Jm Wasserbecken des
Brunnens stehen vier muskulös gestaltete Tritonen, welche
den Muscheln entsprechende Konsolen tragsn. Die obere
Hälfte des Sockels ist prismatisch gebildet, und an den vier
Kanten stehen Kindergestalten mit verschiedenen Abzeichen. —
An kleineren Kunstwerken und kunstgewerblichen Gegen-
ständen wäre vor allem ein erst vor kurzem angekaufter,
nach einerHolbeinschenZeichnung ausgeführter Silberpokal
zu nennsn, von Kautsch in der Ciselirschule des Museums
gearbeitet. Eine neue Erwerbung ist ferner ein Silber-
becher nach einer Zeichnung von Prof. Hauser. Moderner
bulgarischer Volksschmuck, sowie der reiche Schmuck einer
Bäuerin aus Tachau in Böhmen (ausgestellt von der Fürstin
Auersperg-Colloredo) müssen ebenfalls als Neuigkeiten er-
wähnt werden. Die keramische Sammlung bereicherte erst
vor kurzem ein Krug aus braunem Böttcherschen Vsrsuchs-
porzellan. Nicht unbedeutend sind die neuen Erwerbungen
an Produkten der Glasindustris. Eine Kollektion von 16
verschiedenen Gefäßen aus modernen bräunlich-grünem Glas
(Fabrikat von Frank Steigerwald in München) steht an
Bedeutung einigen alten Glasmalereien bei weitem nach.
Davon dürfte eine aus dem 15. Jahrhundert stammen. Jn
der Mitte erblickt man eine Madonna mit Kind in Flammen-
glorie. Die Ornamente des die Komposition umgebenden
Ringbandes zeigen noch gotische Motive. Das zweite kleine
Glasgemälde stellt einen 'Christus am Kreuze dar und wird
dem 16. Jahrhundert zugeschrieben.

l?. Das Berliuer Kupferstichkabinet hat seit dem Ankauf
der Dürer-Sammlung von Posonyi im Jahre 1877 keine auch
nur annähernd so ansehnlichs Bereicherung an Handzeich-
nungen alter Meister erfahren, wie durch die gegenwärtig
ausgestellte neu erworbene Kollektion, die im ganzen 74
Nummern und darunter eins Reihe von Blättern ersten
Ranges umfaßt. Den bereits sehr stattlichen Besitz an
Zeichnungen Dürers vermehrt sie abermals um sechs Stücke,
von denen die geistreich behandslte Federzeichnung einer
Marter des heiligen Laurentius die vollendetste ist, während
die flüchtige Skizze eines „Christus, in der Kelter stehend"
dadurch ein besonderes Jnteresse gewinnt, daß sie einer auf
die Bestellung des fast nirgends erwähnten Bildes bezüg-
lichen Notiz von Dürers Hand ergänzend zur Seite tritt.
Hierzu gesellen sich zwei große Porträtzeichnungen, ein Blatt
mit zierlichen j>rnamentalen Entwürfen und eine in der Be-
deutung der geschilderten Situation noch der sicheren Deu-
tung entbehrende Komposition aus einer früheren Periode
des Künstlers. Von deutschen Meistern bietet die Ausstel-
lung ferner ein charakteristisches Brustbild cines vornehmen
jungen Mannes, eines der trefflichsten der gewöhnlich dem
Barthel Beham zugeschriebensn Porträts, — von nieder-
lündischen in erster Linie zivei brillante Zeichnungen von
Rubens, eine meisterliche landschastliche Studie und die frei
nach Mantegna kopirte, schön bewegte Figur eines auf ein
Füllhorn sich stützenden Jünglings, sowie vier Blätter von
Rembrandt, unter denen der Entwurf einer Kreuztragung
durch die Kühnheit der Skizzirung imponirt und das ivohl
nach einer Medaille gezeichnete Profilbild dss Andrea Doria
in seinen wenigen Strichen eine nicht minder geniale und
sichere Hand zeigt, die gleich einem kleinen Selbstporträt
weitaus durchgeführtere, getuschte Federzeichnung einer sitzen-
den Frau aber als Studie zu der „Großen Judenbraut"
von doppeltem Jnteresse ist. Neben Blättsrn von dem älteren
Pieter Brueghel und von Aart van der Neer ist sodann
noch ein sehr feines aquarellirtes Jnterieur eines gotischen
Domes von Pieter Neefs und eine sonnig durchleuchtete
Landschaft von Adrian vande Velds zu nennen. Von den
Blättern italienischer Meister, aus denen der überwiegende
Teil dsr Ausstsllung besteht, ist das imposanteste em mit
mehreren Köpfen ziemlich ansehnlichen Maßstabes bedecktes
Studienblatt zu einer heiligen Familis von Michelangel o,
das namentlich durch den ebenso edel aufgefaßten wie in der
sorgfältig vollendeten Zeichnung groß und vornehm behan-
delten Kopf der Madonna die höchsts künstlerische Wirkung
erzielt. Weiterhin begegnen uns eine nicht minder meister-
 
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