Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0171

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
^6. Iahrgang.
Beiträge

find an j)rof. Dr. L. von
Lützow (wien, There-
fianumgassc 25) oder an

3. März

Nr. 21.
Jnserate

ü 25 Pf. für die drei
Mal gesxaltene ssetit-
zeile werden von jeder
Buch- u.Aunsthandlung
angenommen.

1881-

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.

Erscheint von September bis Iuli jede woche am Donnerstag, von Iuli bis September alle hq. Tage, für die Abonnenten der „Zeitschrift für
bildende Runst" gratis; für sich allein bezogen kostet der Iahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

und österreichischen ssostanstalten.

Inhalt: H. Semper, Gottfried Semper. Gin Bild seines Lebens und wirkens; Line franzäsische ssublikation der tionardo-^andschriften. —
Neue Rupferstiche; Der Aölner Dom, Radirung von B. Mannfeld. — L. Verboeckhoven -j-; Lr. Boser 'b« — ^umanns Lorschungen
am Sipylos - Des jungen Dürer Selbstbildnis. — s)ersonalnachrichten. — Schliemanns Sannnlung trojanischer Altertümer in Berlin. —
Archäologische Gesellschaft in Berlin; Stuttgart. — Zeitschriften. — «Lntgegnung. — Lingesandt. — Inserate.

Aunstlitteratur.

Gottfricd Sempcr. Eiu Bild seines Lebens und Wirkens.
Mit Benutzung der Familienpapiere von Hans
Semper, Prof. der Kunstgeschichte in Jnnsbruck.
Berlin, S. Calvary L Co. 1880. 8.

Dieser Nekrolog von Sohneshand bringt neue
und bezcichnende Details zur Charakteristik des ver-
ewigten Vaters, welche aber erst zu einem Ganzen ver-
bunden werden müßten. Es ist nicht eigentlich ein
Bild, sondern es sind Züge zu einem Bilde, die nur
Materialwert haben. Die eigene Entschuldigung des
Verfassers lautet: „Wenn diese biographische Skizze
lückenhafter ausgefallen ist, als sie von einem Sohne
vielleicht erwartet wird, so sei darauf hingewiesen, daß
Zeit und Raum ein tieseres Eingehen nicht gestatteten;
sowie daß eine eingehende Biographie zwar vorbereitet
wird, das Material hierzu jedoch sich vorwiegend in
den Händcn des ältesten Sohnes Manfred befindet und
ein erschöpfender Austausch hierüber bei der Kürze der
Zeit nicht mvglich war."

Am bedeutsamsten charakterisirt sich der Vater selbst
in jenen Äußerungen und Briefstellen, die der Sohn
zunächst mitzuteilen in der Lage ist. Ein sehr be-
merkenswerter psychologischer Zug ist es, daß ein Motto
aus dem Seneca in jungen Iahren auf ihn wie ein
Orakelspruch wirkte. Er rechtfertigt sich später gegen-
Uber dem Regierungsrat Hagenbuch in Zürich, warum
er in den Sgraffiten des Poltztechnikums daselbst neben
den Figuren der „Scientiae" und „Artes" den Spruch
anbrachte: „Isou kusrut uusoi, nisi act lias". Jn
seineni achtzehnten Jahre, kurz vor dem Abgange zur

Universität, sei er mit sich selbst in größtem Zerwürsnis
gewesen, nicht wissend, welche Lebensrichtung er nehmen
sollte. „Damals besuchte ich das Gtzmnasinm am
Johanneum zu Hamburg, in dessen Auditorium unter
anderen Bildern das Bild des Königs Alphons X.
mit dem bewußten Motto hing. Wie oft betrachtete
ich diesen ernsten Kopf und die Sentenz des Seneca
unter ihm! Stets waren sie mir ein Mittel der Be-
ruhigung und des Selbst-Wiederfindens." Er durfte
in seiner Berufswahl schwanken, weil in seiner reichen
Anlage und Vorbildung verschiedene Möglichkeiten der
Entwickelung lagen; selbst nach der wissenschaftlichen
Seite hin spaltete sich sein Jnteresse zwischen altklassischen
Studien und mathematischen Neigungen. Hans
Semper hebt hervor, daß auch weiterhin Seneca der
Lieblingsschriftsteller des Vaters blieb; er strich sich in
ihm dasjenige an, was er aus sich heraus gefunden
und empfunden hatte. Schon in seiner Pariser Stu-
dienzeit bildete sich ihm die Anschauung von der Zu-
sammengehörigkeit, von der organischen und notwen-
digen Entwickelung der einzelnen Stile auf Grundlage
weniger, allen gemeinsamer Urformen heraus; die
Sammlungen Cuviers im siuräin äss pluntss boten
ihm hierfür das überzeugende Analogon aus der Ent-
wickelungsgeschichte der Tierwelt, das auch auf die
Kunstgeschichte seine Anwendung finde. Ehe noch
Darwin seiu cpochemachendes Werk publicirte, hat
Semper bereits dicsen Standpunkt in der artistischen
Auffassnng eingenommen. Aber er will schon in seinem
Sencca (90. Epistel) einen Ausspruch gefunden haben,
der von fernher die Darwinsche Anschauung wittert.
„Xuturue ost sniiu, potioritum ästorioru submittoro.
 
Annotationen