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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Rosenberg, Adolf: Ausstellung in der Berliner Nationalgalerie
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0181

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Kunsilitteratur.

358

35?

»uttrn riner Kiinstlcrgeiwssenschaft zn erklärcn, dcren
^cijvrität dcr Ronicmtik nnd dein Jdcalismns hul-
^gte? Hier ist der Anknüpfungspunkt gegeben.
-lns den ausgeführten Gemälden Krügcrs allciu hattcu
^lr ihn nicht herausgefunden. Sie sind glatt und
"E)sam zusammengestrichelt, wic es die damalige
lünstlerische Anschauungsweise und die des Publikums !
^rlangte, der Krüger als Porträtmaler unterworfen
tvar. Als Maler, d. h. wenn er mit Pinsel und Palettc s
l)antirte, war Krüger wirklich der Pedant, für dcn wir
lhn bisher gehalten hatten. Er malte seine Figuren
lreu und fleißig in gleichmaßig hellem Tageslichte neben- -
vinander hin, ohne sich viel um Luft oder Helldunkel
»u grämen. Nnr auf die richtige Perspektive der archi-
lkktonischen Unigehung hielt er viel, wie er denn in !
ullem Handwerklichen Meister war, don deni auch heute !
uvch viel zu lernen ist, uainentlich die Bcscheidcnheit
und dje unbedingte Unterordnung unter die Natur.
Und darin liegt seine Größe, die sich allerdings am
llarsten und sreiesten in dcu mit wnnderbarcr Feinheit
uusgeführtcn Porträtstudien vffcnbart, welche den Künst-
ler, nicht mehr befangen von der Mode und dem Ge-
I^chmack des Tages, wie es dcm großcn Sittenmalcr
geziemt, auf der Höhe seiner Zeit zeigeu. Iu diesen ^
Zcichnnngen wcist cr deu Besitz aller Eigcnschaftcn
elnes großcn Porträtmalers auf: die unwiderstehliche
Schärfe des Blicks, Welche in die Tiefen des Herzens
^vingt, das Berständnis sür alle Regungen der Seele,
^as schnelle Erfassen des Charakteristischcn der äußeren
^rscheinung, die cigeue Lebeusfülle, Ivelche auch anderen
vMe gleiche Lebendigkeit mitzuteilen weiß, und die Ge-
ll'andthcit der Hand, ivelche die empfangeuen Eindrücke
Iv schnell zu fipircn Weiß, daß auf dem Wege von der
geistigen Perception zur sinnlichen Darstellung mög-
lichst ivenig vcrloren geht. Was aber die Hauptsache
ist, Krüger huldigte auch jener Objektivität, welche den
großen Porträtmaler erst vvllständig macht. Er ist ein
treuer Chronist seiner Zeit, der dieser den Spiegel vor-
l)ält, cin Kulturhistvriker, der keine auf persönliche
l§»>pfiudungen beruhende Kritik übt. Dadurch unter-
Icheidet er sich sehr wesentlich von Menzel. Auf seiner
realistischen, aber nvch unbedingt der Natur folgcnden
Änschauungsweise fußend ist Menzel, dem Drauge seiner
gvwaltigen Subjektivität nachgebcnd, wcit über ihn
hinausgegangen. Das „Chargiren", welches Menzel zu
seiner Spczialität auögcbildct hat, war Krüger völlig
flenid. Wer die Wahrheit sucht, die reine objektive
liöahrheit, wird sich zu Krügcr hingezogen fühlcn. Wer
»ber das Feuer des Genius leuchteu u»d prasseln sehen
Will, der wird sich zu Mcnzel schlagen.

Was Chodowiccki für das Fridericianischc Berlin,
kvar Krüger sür das Berlin der dreißiger und vierziger
^ahre: ein treuer Chrvuist ohne pragmatischc Kunst,

der Staatsaktionen und Anekdvten erzählt, Porträtirte
er mit seinem Griffel Könige, Fürsteu, Hofmarschälle,
Gelehrte, KUnstler, Schauspieler, Schauspielerinnen
und ihre Friscure, populäre Figuren des Tages, Lokal-
berühmtheiten, die längst vergcsscn sind. Wir wollen
uur einige Namen ncnneu, um den kultnrhistorischen
Wert dieser Porträtgalerie zu kennzeichneu: Schinkel,
Friedrich Förster, F. E. Meherheim, Varnhageu v.
Ense, Dir. Crelinger, Kiß, Karl Begas, Stüler, Kon-
sul Wagener, W. Hensel, G. Schadow, Fr. Tieck, E.
Magnus, Schauspieler Beckmanu, Waagen, Rauch, v.
Savigny, Kugler, der junge Mcnzel, Wilhelm und
Jakob Grimm, Alexander v. Huliibvldt. Als ein
Meister Vvn schrankenloser Birtuosität zeigt sich Krüger
auch im Pserdeporträt. Einige Studien nach der Natur
zeigen auch nach der koloristischcn Seite eine Freiheit
und einen Schwung, den wir auf den großen Figuren-
bildern vermissen.

Sv ist auch diese Sondcrausstellung wiederum
vou reichcr Ausbeute für dic Kunstgeschichte geworden.

Adolf Noscnbcrg.

Aunstlitteratur.

Das Köiiigliche Museum der Gipsabgusse zu Dresden. Von
Or. Hermann Hettner, Direktor der k. Antikensamm-
lung und des k. Museums der Gipsabgüsse. Vierte Auf-
lage. Dresden I88l. 8.

Das königliche Museum der Gipsabgüsss zu Dresden,
früher das Mengsschs Museum genannt, ist eine der ältesten
und berühmtesten derartigen Sammlnngen. Durch die inuster-
hafte Aufstellung. welche dieselbe iin Jahre 1857, nach ihrer
Ubersiedelung in das Museumsgebäude, durch ihren Vorstnnd,
den Gsh. Hofrat t)r. Hettner fand, wnrde sie zugleich auch
eine der schönsten und belehrendsten Sammlungen Europas;
und nur in Bezug auf die Zahl der aufgestellten Kunstwerke
gelang es in der Folge ihren jüngeren Schwestern zu Bsrlin
und London, sie zu überflügeln. Namentlich war es der
Mangel an Räumlichkeiten, welcher in letzterer Beziehung
hemmend auf die Weiterentwickelung der Sammlung ein-
wirkte. Neuerdings ist diesem Mangel möglichst abgeholfen
worden; insbesondere dadurch, datz man die früher dem histo-
rischen Museum dienenden Räume im Zwinger dsn Gipsab-
güsfen überwies und somit für neue Erwerbungen Platz ge-
wann. Zahlreiche Acquisitionen wurden in den letzten Jahren
gemacht, um die entstandenen Lücken auszufüllen? Diese Er-
werbungen, wie die Veränderungen in der Anordnung, machten
eine neue Auflage des Kataloges notwendig, welche, gleich
den früheren drei Auflagen desselben von Or. Hettner
besorgt, gegenwärtig erschienen ist. Die Vorzüge des Hett-
nerschen Kataloge^ sind bekannt; auch der neuen Auflage sind
diese Vorzüge, welche in einem streng wissenschaftlichen
Charakter des Ganzen gipfeln, gewahrt geblieben. Dabei
bringen dis neubearbeiteten Teile wiederum mancherlei sehr
schätzbare Anregungen und Aufschlüsse. Bezüglich der Giebel-
gruppen des Zeustempels von Olpmpia, sagt dsr gelehrte
Verfasser: „So mißlich es ist, dem Bericht des Pausanias
zu widersprechen, dennoch ist es unlcugbar, daß er uns in
fast unlösbare Schwierigkeiten verwickelt. Die Forinengcbung
ist noch altertümlich befangen und ungelenk, die Ausführung
ist flüchtig und ungleich, oft sogar verständnislos; man sieht
deutlich, daß auf dre Höhe des Standortes uud auf die wirk-
same Nachhilfe der Bemalung gerechnet ist. Es ist schwer
zu glauben, daß der Ostgiebel von demselben Meister her-
rührt, welcher laut inschriftlichem Zeugnis wemge Jahre nach-
her die überkühne kolossals Nikestatue schnf. Und noch un-
glaublicher ist, was jetzt meist als Ausflucht behauptet wird,
 
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