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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Cesnola's Rechtfertigung
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https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0203

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s6. Iahrgang.
Beiträge

sind an prof. Dr. L. von
^ützow (wien, There-
sianumgasse 25) oder an
die verlagshandlung in
^eipzig, Gartenstr. 6,
zu richten.

3s. 21Iärz

Nr. 25.
Inserate

ü 25 s)f. für die drei
Mal gespaltene jDetit-

,88s.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.

bildende Aunst" gratis; für sich allein bezogen kostet der Iahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

und österreichischen ssostanstalten.

werke. — Zrankfurt: Oreisverteilungen. —^Barnwr Runftverein. — Die Is2. Iahresausstellung im wiener Rünstlerhausegtaiienische Ba-
tionalausstellung in Mailand. — Neuigkeiten des Buch- und Aunsthandels. — Zeitschriften. — Inserate.

Lcsnola's Rechtfertigung.

Das Komits, welchem die Untersuchung der cypri-
schen Statuen in betreff der von Herrn Gaston Feuar-
dent gegen Cesnola erhobenen Beschuldigung oblag,
diese wissentlich falsch restaurirt und verändert zu haben,
hat seinen Bericht abgestattet. Eine glänzendere Recht-
scrtignng hätte Cesnola nicht zu teil werden können;
einstimmig haben alle Mitglieder des Komitös ihr Urteil
dahin ausgesprochen, daß alle Anklagen gänzlich un-
begründet find. Das Komitä versuhr dabei mit
hvchster Gewissenhastigkeit und Gründlichkeit, scheute
weder Mühe noch Zeitaufwand, um Gewißheit zu er-
langen. Mit dem Beistande von Snchvcrständigcn,
Bildhauern, Steinschneidern und Marmorarbeitern
wurden die betreffenden fieben Figuren in die Stücke
zerlegt, aus denen fie zusammengesetzt find, sorgfältig
abgewaschen, mikroskopisch und chemisch untersucht, der
Restaurator, Herr Baillard, und die Arbeiter verhört,
srüher und später genommene Photographien ver-
glichen; aber in jedem einzelnen Falle ergab sich dasselbe
Resultat: nur die ursprünglich zusammengehörigen
Stücke sind richtig aneinander gefügt, außerdem ist
aber nicht die mindeste Reparatur oder Veränderung
^>amit vorgenommen. Dagegen sagt der Bericht, daß
die Jllustrationen im „^.rt ^mntour", welche die An-
klage begleiten, im ganzen ungenau und in einigen
der wichtigsten Einzelheiten ganz unrichtig und unzu-
derlässig sind. Noch auffallender aber ist das Ergeb-
nis hinsichtlich der Statue eines Priesters. Diese
wurde in drei Stücken gefunden: dem Kopf, dem Kör-
Per nnd dem rechten Vorderarm vom Handgelenk bis

zum Elbogen, welche unter anderen Gegenständen aus
Cesnola's erster Sammlung nach London geschickt
wurden, wo Herr Feuardent sie, während Cesnola sich
noch auf Chpern befand, acht bis neun Monate aus-
stellte, um dadurch womöglich einen Verkauf an das
Britische Museum oder irgend eine andere große euro-
päische Anstalt anzubahnen. Ob nun der betreffende
Arni durch einen Jrrtum zurückgeblieben oder verlegt
war, keinenfalls konnte Herr Feuardent ihn damals
fiuden, und da er ttberhaupt nicht wußte, daß derselbe
noch erhalten war, ließ er einen Arm ansetzen, der sich
beiläufig noch im Besitz des Museums befindet und
dem Komitö zur Besichtigung vorgelegt wvrden ist.
Falsch restaurirt, wie die Figur damals war, wurde sic
photographirt, und durch das Bild war es leicht, dcn
angesetzten Arm durch besondere Merkmnle zu identi-
fiziren. Sobald Cesnola, der inzwischen von Chpern
zurückgekehrt war, Zeit dazu fand, ließ er den falscheu
Arm abnehmen und durch den richtigen ersetzen, über
dessen Echtheit kein Zweifel obwalten kann. Und der-
selbe Herr Feuardent, der den Arm angesetzt, den er
„wo anders hergenommen", ist es, welcher Cesnola
dcr vorsätzlichen Fälschung anklagt.

Es würde zu weit führen und überflllssig sein,
in sämtliche Einzelheiten einzugehen, da das Ergeb-
nis in allen Füllen dasselbe lvar, nämlich die gänzliche
Grundlvsigkeit der Anklage. Um diese zu charakteri-
siren, nur so viel, daß No. 754, Statuette eincs
Jünglings, unbeschädigt ausgegraben und a» Ort und
Stelle photvgraphirt wurde. Beim Wegschaffen vom
Fundvrt zufällig zerbrochen, wurde sie sogleich wieder
zusammeugesetzt, uumittelbar nach New-Uork verschifft,
 
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