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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0206

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Korrespondenz aus New-Aork.

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gewöhnlich hermetisch verschlossenen Privatgalerien —
hier nberhaupt anzutreffen ist, so muß man sich zu
Goupil wenden, wo, wie immer, erlesene Werke der
Genre- undLandschaftsmaler aller europäischen Nationen
in bunter Reihe vereinigt sind. Gabriel Max (heilige
Cäcilia und ein Mädchenkopf), Steinheil, Duprö,
Danbigny, Corot, Bouguereau, Jsabey, Escvsura,
Verboeckhoven und Meyer Vvn Bremen bieten hier
Herrlichkeiten, welche zu erreichen dem einheiniischen
Künstler nach dem natürlichen Gange der Dinge erst
im Laufe der Zeit gelingen kann, so sehr auch der
Fortschritt der letzten Jahre überall in die Augen
springt. Die permanente Ausstellung in der Kurtzschen
Galerie, obgleich nicht durch die Anzahl der Bilder
von großer Bedeutung, gewährt dagegen einen Über-
blick der verschiedenen Richtungen, in welchen die hie-
sigen Künstler mit großerem oder geringerem Erfolge
nach Vollendung und Ruhm streben. Die konventionelle
akademische Richtung, welche noch vor einigen Jahren
mustergiltig war, tritt jetzt in den Hintergrund unter
dem Einfluß der deutschen und französischen Schulen,
in denen die jüngeren Künstler ihre Bildung erlangt
haben. Manche begnügen sich freilich einstweilen noch
mit der solideren Technik, die sie denselben verdanken,
und liefern eben nur mehr oder minder gelungene
Kvpien ihrer Vorbilder; doch fehlt es auch nicht
an solchen, welche die technischen Errnngenschaften
zu brauchen wissen, um selbständigen Kvnzeptionen
Leben und Wirklichkeit zu verleihen. Unter ihnen nimmt
W. Chase einen Ehrenplatz ein. Sein lebensgroßes
Pvrträt eines alten Herrn, voll Leben und Jndividua-
lität, gehört zu den Bildern, welche man immer mit
gleichem Jnteresse betrachten wird, wenn das Original
auch bis auf den Namen vergessen sein sollte. Auch
ein Studienkopf, „tiis xrott)- pUAo", ist charakteristisch,
wenn auch die Stimmen hinsichtlich seiner Schönheit
geteilt sein möchten. Jhm verwandt zeigt sich Walter
Shirlaw in einem Mädchenkopf von blasser, kränklicher
Farbe und schwermütigem Ausdruck, vornehm und an-
ziehend. Eine lebensgroße blinde „Nydia" von
Schuchardt steht nicht hoch über dem Niveau der
Wachsgruppen, eben so wenig einige schöne Damen
von Butcher und S. G. Gay. Sie haben keine Ge-
schichte in sich und könnten für Kostllmbilder gelten,
wenn die Stoffe nur besser behandelt wären. Weit
überlegen in der Ausführung, lebensvoller und an-
ziehender im Ausdruck ist ein junges Mädchen von
Dielman, bescheiden „Oostnms llsnä" genannt, ebenso
ein vergnügt lächelnder Knabenkopf von Staigg.
Eastman Johnson repräsentirt vor allen den frischen
Realismus; er ist der Maler des Volkslebens, wie es
sich im Norden und Süden darstellt, und seine Bilder
vergegenwärtigen es in seinen verschievenartigen Phasen.

Alle seine Gestalten sind amerikanische Typen; in
„Olä giebt er einen solchen in der Gestalt eines
uralten aber nvch lebensfrischen, schalkhaft lächelnden
Farmers. I. G. Brown, der Jllustrator der New-
Aorker Straßenjungen, hat wieder ein Exemplar dieser
Svrte in der jahreszeitgemäßen Beschäftigung des
Schneeballenwerfens dargestellt, vergnügt und mut-
willig, aber, wie bei ihm gewöhnlich, auf einem ganz
platten Grunde, dicht vor einer Hausthür. Ganz steif
dagegen ist ein „rauchender Junge" von Gilbert Gaul
ausgefallen, ohne einen Funken von Humor, der allein
den Gegenstand würzen könnte. An guten Landschaften
fehlt es hier fast nie, und dieBilder vonBierstadt „Das
Wetterhorn", Charles Miller, Wyant, McEntee
und W. Hart sieht man immer gern, wenn darnnter
auch so manche gute Bekannte von srllheren Ausstel-
lungen sind. George Jnneß, ein Künstler von bedeu-
tender Begabung, aber sehr ungleich in seinen Werken,
hat eine große Landschaft ausgestellt, mit herrlichen
Bäumen, Vvll Sommerfrische und Licht, die nur durch
einen unwahren Himmel und schlechte Staffage, un-
mögliche Kühe, die aus einem Spielzeugladen zu kommen
scheinen, beeinträchtigt wird. Eine Landschaft des vor
kurzem verstorbenen S. R. Gifford ist gelbduftig, wie
alle seine Bilder. Unter den Seestllcken zeichnet sich
eine Marine von Bunner aus, ein Quai mit ein paar
Gebäuden im Hintergrunde und einem größeren Fahr-
zeug im Vordergrunde, mit geflickten Segeln und lebens-
vollen Gestalten auf dem Schiffe und am Ufer, alles
glanzvoll und heiter im Schein der italienischen Sonne,
in brillanter Ausführung. Auch einige Marinen von
de Haas sind lobend zu erwähnen.

Auch die Ausstellung von Aguarellen in dcr
Academy of Design ist offen. Umfang und Leistungen
bekunden auf diesem Gebiete ebenfalls ein reges, frisches
Streben. An 800 Bilder sind im Kataloge verzeichnet,
und das Publikum legt seine Teitnahme und Aner-
kennung nicht nur durch sleißigen Besuch, sondern auch
durch zahlreiche Ankäufe an den Tag. Auf Schritt
und Tritt fällt einem der gelbe Zettcl mit dem „8oIä"
in die Augen, den die hervorragenderen Bilder gleich
in den ersten Tagen trugen. Da der verhältnismäßig
geringe Preis der Aguarelle sie auch den weniger Be-
güterten erreichbar macht, wird die Gelegenheit be-
gierig ergriffen, um so mehr, als die bedeutendsten
jüngeren Künstler sich mit Liebe diesem Fach zugewendet
und reichlich beigesteuert haben. Auch einige ausge-
zeichnete europäische Maler haben ein paar prächtige
Bildchen eingeschickt, darunter Tofana eine Dame
in rotem Hute, eine glänzende Erscheinung, und
Cipriani „Benetianische Wasserträger". Vielen guten
Landschaften und Marinen begegnet man, alle Jahres-
und Tageszeiten in Sturm und Sonnenschein sind reprä-
 
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