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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Bergau, Rudolf: Die Inventarisierung der Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0213

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421

Korrespondenz aus Paris.

422

Aercite, gewebten und gestickten Stoffe, Grabmäter, Epi-
^nphien, Bücher rc. überhaupt die Skulptnren aus Stein
u«d Holz, die Bronzegüssc, Gemälde, Silberarbeiten,
^maillen, Schmiede- und Schreinerarbeiten, Textil-
nrbeiten rc. rc. kurz beschreibend und erklärend auf-
Neführt. — Jedem Kunstgegenstande wird, sv weit
'nöglich, eine kürze Nachricht über Zeit, Ort und Art
ieines Entsteheus, seinen Versertiger und Stister und
seine Schicksalc (Restaurationen), auch ein Hinweis auf
die schyn bestehende Litteratur darüber und die vor-
handencu Abbildungen beigefügt.*)

Zu erhohter Brauchbarkeit des Buches und zum
Schmuck desselben, sowie zum leichteren Verständnis
^es Textes wird das Werk mit zahlreichen Original-
abbildungen, zunr Teil auch iu Farbendruck und Licht-
druck versehen werden. Dieselben müssen sich jedoch
'm allgemeinen auf die küustlerisch oder historisch wert-
vollsten Gegeustände, soweit solche noch gnr nicht vder
üvch nicht genügend publizirt worden sind, beschränken.
Da die wertvolleren Baulichkeiten, besonders die Kirchen
"nd Thortürme, schon wicderholt, zuletzt und am bcsten
bvn Adler dargestellt wordcn sind, die Gegenstände
ber verschiedenen Kunstgewerbe aber fast noch gar nicht,
ja zum größten Teile nur in den allerengsten Kreisen
bekannt sind, erfordern die letzteren vorzugsweise Be-
rücksichtigung. Es kommt mir bei Auswahl der bei-
zugebenden Abbildungen nicht nur darauf an, der
Archäologie und Kunstwissenschaft neues Material zu-
Zuführen, sondern zugleich auch Anregung und Vor-
bildcr für die künstlerische Thätigkeit unserer Tage zu
bieten.

Zum Schlusse wird dem Jnventar, gleichsam als
Resultat desselben, eine türz gefaßte Geschichte der
Kunst in der Provinz Brandenburg beigefügt werden.

Der Nutzen dieses Jnventars der Kunstdcnkmäler
Wird nach seiner Bollendung im wesentlichen nach zwei
Nichtungen hin sich bemerkbar machen. Durch dasselbe
mchalten die verschiedenen Orgaue der staatlichen und
gemcindlichen Berwaltungen ein wichtiges Hilfsmittel
Zur Überwachung der Kunstdenkmäler, bei angemessener
Konservirung derselben, nnd ein zuverlässiges Nach-
schlagebuch, welches in deu meisten Fällen Aufschluß
über Bedeutung, Alter und Wert der cinzelnen Gegen-
stände erteilen wird. — Sodann wird dasselbe jedcr
Art von künstlerischen und wissenschaftlichen Bestre-
bungen, wenn es sich darum handelt, die Bedeutung,
bie Geschichte oder die Technik der betreffendcn oder

') Dieses Programm, ivelches ich zusrst in der Deutschen
Acnizeitung 1879, Nr. 3S publizirt habe, ist seitdem auch
lür andere Provinzen als maßgebend festgestellt worden,
währeud man vorher bei der Jnventarisirung der Kunst-
denkmäler oft nach wesentlich verschiedenen Grundsätzen ver-
inhren ist.

^ ähnlicher Werke zu crforschen, als Vorbild bei Her-
stellung moderner Werke und als Beispiel beim
Unterrichte dienen. Das alles aber dient wieder
mittelbar dem großen, teilweise. schon während der
Ausführung des Unternehmens erreichten Hauptzwecke
des Werkes, nämlich zur Förderung des VerständnisscS
der Kunstdenkmäler nnd Erhöhung des Jnteresses snr
dieselben in weiteren Kreisen, damit die monumen-
talen Zeugen der Geschichte unseres Baterlandes zur
Freude, zur Erhebung und zur Belehrung uns und
unseren Nachkomiiien zu unmittelbarer Kenntnis erhalten
bleiben.

R. Bcigau.

Aorrespondenz.

PariS, Mitte März 1881.

Die Frennde der Natur und die Kenncr des
Waldes wissen, daß im Frühling inimer die Gcsträuche
zuerst srische Blätter treiben. Je kleiner man ist, desto
griiner ist man. Der Pariser Kunst geht es wie dem
Walde; die im Nanme beschränktestcn Ausstcllnnge» sind
immer die ersten der Zeit nach. Wir habcn zwei
Vereine, wclche darauf halten, ihren Namen Ehrc zu
machen, eine glückliche Mischüng von Kunst und Litte-
ratur, welche jedes Jahr im Februar und März das
Publikum cinladen, in ihren klcinen, gut gelegencn
Räumen die Werke ihrer berühmten oder anch unbe-
rühmten Mitglieder zu bewundern. Jn der Rue Volney
versammelt sich die minder gute Gesellschaft, sowohl
was die Kunst als auch die Bcsncher betrifft, obwohl
dic Zugkräfte dieselben sind, wie an der Place Ven-
dümc, ein Carolus Duran, Bonnat nnd Basticn Lepage;
daran ist ohne Zweifel der Spitzname „die schmutzigen
Füße" schuld, den man dem Berein in der Rue Bolney
gegeben hat, während man den Berein am Vendöme-
platz „die Stutzer" (niirlitons) ncnnt. Ein aristo-
kratischer Namc! Dic Wahrheit ist, daß dic Kunst
nicht viel Gescheites drinnen zu suchen hat, womit
nicht gesagt scin svll, daß nicht bisweilen in dcr eineu
vdcr andercn dcr beidcn Ausstcttungen recht schvne
Sachen zu schen siud; aber weun cs der Miihe wert
ist, sieht man sie anderwärts wieder, wo sie im hellen
Tagcslicht crscheincn und vvr cincm nicht geladcncn
Publikum.

Also wir werden auch dieses Jahrunseren „Salon"
haben; er wird am sestgesetzten Tage eröffnet, ganz
wie wcnn die Staatsverwaltnng sich noch hineinmischte
und die Künstler nic das Banner der Unabhängigkeit
cntfaltet hätten. Bis jetzt gcht allcs gut vvu statlen,
die Bilder und Statucu setzen sich schon gegcn die
Champs Elysöes in Bewegung.
 
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