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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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441

Kunstlitteratur. — Kunstvereme.

442

Aunstlitteratur.

Turnicr-Buch Herzo« Wilhelm dcs Vicrtcn von Bnycrn
von 1510-1518. Facsimile nach dem Original-
manuscript herausgegeben von Franz Reichardt,
Maler und königlich autorisirtem Gemälde-Restau-
rator. München, 1880. I. A. Finsterlin.

Unter den litterarischen und Kunstschätzen, welche
Herzog Bernhard von Weimar nach seinem Einzuge
nüt Gustav Adolf in München am 17. Mai 1632 alS
Kriegsbeute mit sich fortnahm, befand sich auch das
„Turnier-Buch" des Herzogs Wilhelm IV. von Bayern.
Der Herzogs Wappenmeister Hans Schenk hatte jedes
während der Jahre 1510 bis 1518 abgehaltene
Turnier, an welchem sich sein Herr beteiligt, mit ge-
wissenhafter Sorgfalt notirt, Kvstüm und Wappen der
Turnierenden, Schmuck und Bezäumung der Pferde
samt den Turnierlanzen und dem Berlauf des Turniers
beschrieben und ließ nach diesen Aufzeichnungen durch
den Maler H. Ostendorffer von Regensburg in den
Äahren 1541 bis 1544 dis 31 Darstellungen in ein
hierzu gefertigtes, in starken reich verzierten Leder-
einband gebnndenes Pergamentbuch malen. Dieses
Buch nun, das seit dem 17. Äahrhundert der Biblio-
thek zu Weimar einverleibt war, erbat sich im Äahre
1816 der damalige Kronprinz und nachmalige König
Ludwig I. von Bayern von dem Besitzer zu dem Zwecke,
davon eine getreue Kopie nehmen zu lassen. Der
Herzog übersandte aber das wertvolle Buch dem
Könige als Eigentum unter der Bedingung, daß er
eine Kopie davon bekäme. Kvnig Ludwig überwies
dasselbe der Hof- und Staatsbibliothek in München
und ließ dnrch Klemens und Theobald Sennefelder,
Brüder des Ersinders der Lithographie, eine Kopie her-
stellen. Das Werk ist inzwischen längst aus dem Buch-
handel verschwunden, und sind auch sämtliche Steine
abgeschliffen.

Gelegentlich des im vorigen Jahre gefeierten sieben-
hundertjährigen Regierungs-Jubiläums des Hauses
Wittelsbach nahm der Maler und Gemälde-Restaurator
Franz Reichardt aus diesen Umständen Anlaß, eine
neue Facsimile-Ausgabe nach dem Original herzustellen,
deren Widmung König Ludwig anzunehmen geruhte.

Die Konturen des Originals sind mit spitzer
Feder umrissen und mit Farbe ausgefüllt, viele Stellen
wit Gold und Silber anfgehöht. Wv nicht Deckfarben
zur Anwendung kamen, sieht man die Schattenpartien
durch Schraffirung angezeigt, sonst durch Auftrag dunkler
Farben hervorgehoben. Diese Behandlungsweise giebt
die Kopie Reichardts auf das getreueste wieder, und
wir Legegnen in dieser auch den scheinbar unbedeutend-
sten Einzelheiten des Originals, die uns dasselbe trotz
oder richtiger wegen seiner naiven Darstellung so wert-

voll machen. Wer sich über Kvstüm, Rüstung und
Zäumung der Turnierenden und ihrer Rosse eingehend
unterrichten will, sindet in diesem Turnierbuch eine
außerordentliche Fülle des interessantesten Details, nnd
auch nber andere kulturgeschichtliche Momente, wie über
die von den Turnierenden geführten Wahlsprüche, die
nicht für immer angenommen, sondern gelegentlich ge-
wechselt wurden, mancherlei Aufschluß.

Die Teilnahme für Reichardts schönes Ilnter-
nehmen ist namentlich auch in fürstlichen Kreisen eine
höchst erfreuliche.

Carl Albert Regnet.

Aunstvereine.

DerKölnische Kunstverein hielt am 30.März im städtischen
Museum seine diesjährige ordentliche Generalversammlung
ab. Vor Eintritt in die Tagesordnung gedachte der Präsi-
dent, Herr Geheimrat Dagobert Oppenheim, mit warmen
Worten der heimgegangenen Vorstandsmitglieder, Herren
Johann Maria Farina und Rechtsamvalt Welter, sowie des
Ausschußmitgliedes Herrn C. Disch, von denen der erstere
dem Vorstande seit der Gründung des Vereins im Jahre
1839 ununterbrochen angehört hat. Die Verdienste der Ent-
schlafenen um den Verein würden denselben immerdar ein
ehrendes und dankbares Andenken sichern; dis Versammlung
erhob sich zum Zeichen der Zustimmung von ihren Sitzen.
Jn die erledigten Stellen im Vorstande wurden sodann die
Herren Regierungsrat Florschütz und Friedrich v. Wittgen-
stein gewählt; in den Ausschuß treten durch Neuwahl ein
dis Herren Regierungsrat v. Stockhausen, Or. Canetta,
I. M. Farina jnn. und Heinrich Stein. Zur Berichterstat-
tung über die Wirksamkeit des Vereins im abgelaufenen
Jahre übergehend, bemerkte der Vorsitzende mit Genugthuung,
daß die unausgesetzten Bemühungen der Verwaltung um die
weitere Ausdehnung des Jnstituts von einem recht erfreu-
lichen Erfolge beglsitet gewesen seien. Wenngleich durch Aus-
tritt und Sterbefälle von den aus dem Jahre 1879 herüber-
gekommenen 2842 Aktien 174 verloren wurden, so gelang
es dagegen wieder, 294 neue Mitglieder zu gewinnen. Hier-
nach ergiebt sich für das Jahr 1880 ein ZuwachS von 120
und eine Gesamtzahl von 2962 Aktien, dis größte Anzahl
seit dem nunmehr 41jährigen Bestehen des Vereins; die
Einnahme hieraus beträgt 44430 Mk. Die Beschickung der
permanenten Ausstellung umfaßte im vergangenen Jahre
806 Olqemälde, 3l Aguarelle, Zeichnungen und Kupferstiche,
8 plastische Werke in Marmor und 23 in Gips, Bronze u. s. w.,
zusammen 868 Kunstwerke. Hiervon wurden„angekauft: zur
Verlosung unter die Vereinsmitglieder 18 Ölgemälde und
15 Kupferstiche avunt 1u Isttrs ollin. zmn Gesämtpreise von
17 450 Mk.; durch Private 31 Kunstwerke zum Betrage von
34295 Mk. und vom Central-Dombauverein für die jüngste
Dombaulotterie 79 zum Gesamtpreise von 54990 Mk. Der
Absatz in der Kunstausstellung ergiebt also 148 Werke mit
einem Erlöse von 106735 Mk. Nach dein Rechnungsabschluß
. betrug die Gesamteinnahme im Jahre 1880: 174761 Mk., der
eine Ausgabe von 137482 Mk. gegenübersteht, so daß der
Verem einen Reservefonds von 37 279 Mk. auszuweifen hat.
Für das laufende Jahr wird als Nietenblatt ein Kupser-
stich von G. Goldberg in München nach einem Bilde „Früh-
lings-Erwachen" von E. Kaiser daselbst ausgegeben werden.
Für die Jahre 1882 und 1883 wird ein großer figurenreicher
Kupferstich von A. Wagsnmann in München nach Defreggers
Gemälde „Das letzte Äufgebot", und für die Jahre 1881
und 1885 das Pendant zu diesem Blatte, ein Kupferstich
von F. Zimmermann in München nach dem Bilde „Heimkehr
der Sieger" von Defrsgqer, zur Verteilung gelangen. Auf
die Erwerbung von Kunstwerken für die im Dezember d. I.
stattfindends Verlosung kommen voraussichtlich 20000 Mk.
zur Verwendung. Es ist dazu jetzt schon eine größere An-
j zahl ansprechender Gemälde von namhaften Künstlern ange-
 
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