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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Brauns Photographien aus der Galerie des Museo des Prado in Madrid
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0230

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455

Korrespondenz

der Fachgenossen, oder ihnen doch wenigstens überall
leicht zugänglich. Wenn man es unter diesen Um-
ständen noch für angemessen sindet, über eine neue
Publikation der Firma Ad. Braun ein paar Worte
insbesondere zu sagen, so muß ein spezieller Grund
dafür vorliegen. Und dem ist auch so.

Ein Werk, welches die Schätze der Madrider
Galerie in guter Wiedergabe dem kunstgeschichtlichen
Studienmaterjal einreiht, muß mit Frenden begrüßt
werden. Eine Reise nach Spanien ist nicht für jeden
leicht zu machen oder gar öfter zu wiederholen, vielen
bleibt sie überhaupt frvmmer Wunsch, nnd dvch giebt
es kaum eine zweite Galerie, die so sehr eingehendstes
Studium verdient, wie gerade das Museo del Prado,
in welchem sich zur Zeit der spanischen Weltmacht die
edelsten Erzeugnisse aller Schulen zusammengefunden.
Welche andere Galerie könnte solche Serien von Raffael,
Tizian, Rubens, van Dpck, Teniers, Velasquez, Ribera,
Murillv rc. rc. nebeneinander aufweisen! Die bisher
im Handel erhältlichen Kupfer- oder lithographischen
Werke geben nur recht unzulängliche Begriffe von einer
beschränkten Anzahl der Originale; die seiner Zeit mit
Freuden begrüßten Laurentschen Phvtographien stehen
auch nicht mehr auf der Höhe dessen, was wir von
mnstergiltigen Photographien erwarten dürfen. Und
gerade in diesem Punkte sind wir dnrch die Leistungen
der Braunschen Kohlendrucke — wir erinnern neben
so vielem nur an die Aufnahmen des Vatikan und
der Sixtina — etwas verwöhnt worden. Wenn wir
also sagen können, daß die Madrider Aufnahmen nach
den uns heute vorliegenden Probedrucken der am
15. d. M. ausgegebenen ersten Lieferung zu urteilen,
alles bisher auch von Braun Geleistete weit übertreffen,
so ist nur wenig mehr hinzuzufügen. Die technischen
Schwierigkeiten bei photographischer Wiedergabe alter
Bilder sind unter Benutzung aller früher gemachten
Erfahrungen trefflich überwunden; das feine Korn des
Kohlendrucks kommt vorteilhaft zur Verwendung und
Geltung, die zarte Abtönung der Lichter ist an manchen
Blättern geradezu überraschend. Wir wagen zu be-
haupten, daß Schöneres als die Artemisia Rembrandts,
Bronzino's junger Violinspieler, der Charakterkopf
Aesvps nach Velasguez, oder Murillo's Johannesknabe,
noch nicht in Photographie geleistet worden ist.

Das Werk ist anf beinahe 400 Blatt berechnet,
von denen 270 eine Bildgröße von 50 om auf 40
haben, — ein Maßstab, bei dem es in den meisten
Fällen möglich ist, sogar das technische Verfahren der
Meister bis in Einzelheiten zu verfolgen. Anch auf
die äußere Ausstattung des Werkes, sauberen Druck
von Namen und Titeln rc., ist diesmal noch größere
Sorgfalt verwendet worden.

Möge der Erfolg der Publikativn der auf dieselbe

aus Nürnbsrg. 456

verwendeten Mühe entsprechen, möge das schöne Werk
Kunstforschern, Kunstfreunden und Künstlern eine
Quelle reichster Belehrung und edelster Freuden werden!

C. R.

Aorrespondenz.

Nürnberg, im April 1881.

Wenn in den letzten Äahren in den Kreisen der
Kunst- und Geschichtsfreunde von der Stadt Nürnberg
und ihren Kunstschätzen die Rede war, so sprach man
stets zuerst mit Bedauern über die mutwillige Zer-
störung der Nürnberger Stadtmauern, welche den
eigenartigen Charakter dieser künstlerisch wie historisch
gleichbedeutenden Stadt wesentlich bedingen. Dazu kam
im vorigen Jahre der so großes Aufsehen erregende
Verkauf des berühmten Tafelaufsatzes von Wenzel
Jamitzer, für welchen vielfach (uugerechter Weise) die
ganze Stadt verantwortlich gemacht wurde.

Jn der neuesten Zeit ist es in Nürnberg nun
wesentlich besser geworden. Es wird hier jetzt, neben
sorgfältigerem Schutz des guten Alten manches Neue
geschaffen, welches auch auswärts der Anerkennung
wert ist und die Gerechtigkeit erfordert, daß auch hier-
von weiteren Kreisen Mitteilung gemacht werde.

Die Arbeiten zur Beseitigung der mittelalterlichen
Befestigung sind zwar noch immer nicht eingestellt; es
werden vielmehr ab und zu noch nene Teile in An-
grisf genommen, aber man macht das Angefangene
fertig, versieht die entstandenen Lücken mit freundlichen
Anlagen und betreibt das Zerstörungswerk, weil es
viel mehr Geld kostet, als man vorausgesehen hatte,
nicht mehr mit dem früheren Eifer.

Vvn deni Vvr einigen Jahren in den solidesten
Materialien echt künstlerisch ausgeführten Krieger-
denkmal und der würdigen Restauration des Gänse-
männchen-Brunnens war in diesen Blättern schon die
Rede. Die unter der speziellen Leitung des Direktors
A. Essenwein stehende durchgreifende Restauration der
Frauenkirche und ihrer dekorativen Ausstattung mit
reichem Schmuck an Skulptnren, Wand- und Glas-
malereien geht ihrem Ende entgegen. Nach Vollendung
derselben wird dieses Kleinod deutscher Baukunst wieder
in alter Pracht erscheinen. Die Restauration des Rat-
hauses und seines großen Saales soll demnächst in
Angriff genommen werden. Man hat dafür die Rat-
schläge der Direktoren Essenwein nnd Gnauth sich
erbeten. Zu künftigem Schmuck dieses Rathauses hat
der Magistrat bei dem rühmlichst bekannten Maler
Panl Ritter ein großes Bild, deu Einzug der Reichs-
Kleinodien in Nürnberg im Jahre 1424 darstellend,
um 9000 Mk. bestellt. Dürers Wvhuhaus wird unter
der speziellen Leitung des Prvf. Wanderer zu einem
 
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