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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Die neueste Erwerbung der Berliner Galerie "Neptun und Amphitrite" von Rubens, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0247

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489

49N

Nekrologe. — Preisoerteilungen.

Laurentius" in der Pinakothek, in der „Venns" nnd
in der „Grablegung" bei Fürst Licchtenstcin in Wicn
u. s. f. Erst in dcn lctzten Jahren seines Aufcnthalts
w Jtalien gelingt es dem Künstler, sich dnrch diese
Studien zu einem völlig eigenartigen Stile durchzu-
arbeiten. Jn der crsten Entwickelung dieser sclbständigen
Kunstweise, die sich, wie oben schon erwähnt, etwa
zwischen den Jahren 1608 und 1612 vvllzieht, zeigt
Nnbens noch den Einfluß der Antike wie dcr italicni-
schen Meister in den maßvolleren Fvrmen, einer ge-
wissen Einfachheit und vornehmen Ruhe in der Kom-
Pvsition, heller, meist prächtiger Färbnng bci vollem,
ziemlich kühlcm TageSticht, leuchtendem Kvlvrit mit
den eigentümlich rvten Reflcxcn und blairen Halb-
schatten, einem svrgfältigen, fast gleichmäßig dcckenden
und noch vielfach vertriebenen Farbenanftrag, einer
fleißige», zuweilcn svgar vcrhältnismäßig etwas trockenen
Behandlung. Jm Vollbesitz aller künstlerischen Mittel,
im gewaltigcn Schaffcnsdrang und infvlge der vielen
großartigen Bestellnngen geht Rnbens sehr bald zu einer
breiten, oft skizzenhaftcn Behandlung Uber, bei ganz
flüssiger Pinsclsührung, geistreicher Benutzung der brau-
nen Untermalung, wärnierem Ton und stärkerem Hell-
dunkel. Fast ein Jahrzehnt bleibt er dieser Behand-
lungsweise treu. Die „Befreiung der Andromeda"
und das schvne Kvpfchen seines eigenen Knaben sind
charakteristische Bcispiele dafür.in nnserer Galeric.

(Schluß folgt.)

Nekrologe.

Leopold Rottman», kömglich bayerischer Hofmaler, starb
am 26. März in München nach längerem Leiden nn der
Wassersucht. Er war am 12. November 1812 in Heidelberg
geboren, wo sein Vater damals Universitätszeichenlehrer war.
Als dieser 1817 gestorbsn war und Leopolds um 14 Jahre
älterer Bruder Karl die Sorge für die Familie übernommen
hatte, begann für den Knaben eine wenig glückliche Zeit.
Doch machten es die Verhältnisse der Familie, dank der Auf-
opferung Karls, möglich, Leopolds Herzenswunsch zu ent-
sprechen und ihn zum Künstler ausbilden zu lassen. Den
ersten einschlägigen Unterricht erhielt Leopold Rottmann vom
Professor Roux in Heidelberg und bezog, nachdem sein Bruder
Karl schon acht Zahre vorher nach München übergesiedelt
war, 1830 die dortige Kunstakademie, genotz aber nebenbei
den Unterricht Karls in der Landschastsmalerei. — Jn den
Jahren 1846 bis 1852 erwarb sich Leopold Rottmann durch
zwei grötzere lithographischeWerke einen hochgeachteten Namen.
Es waren das seine Zeichnungen zu des Professors Unger
„Vorweltlichen Landschaften" und ,,Das Herzogtum Scilz-
burg und seine Angrenzungen", 90 landschaftliche, 40 archäo-
logische und 36 Trachtenbilder, im Vereine mit G. Pezoldt
und P. Herweger in Farbendruck herausgegeben. Der
Schwerpunkt von Leopold Rottmanns künstlerischer Thätig-
keit lag indes in der Aquarellmalerei; in ihr hat er wahr-
haft Mustergiltiges geleistet. So war er im Auftrage des
Königs Max II. drei Jahre hindurch s1854—57) mit der
Ausführung eines Albums beschäftigt, das die verschiedenen
Jagdhäuser und Jagdstände des Königs im bayerischen Gs-
dirge, beziehungsweise die Aussicht von denselben zum Gegen-
stande hatte. Das kostbare Werk umfatzt nicht weniger als
sünszig Blätter, und die bezüglichen Aufnahmen und Natur-
studien wurden vom königlich bayerischen Kupferstich- und
Handzeichnungskabinet in München erworben. Jm Jahre1858
bereiste König Max, ein warmer Freund der Natur, das

Sammlungen und Ausstellungen.

bayerische Gebirge von Lindau bis Berchtesgaden und beauf-
tragte zwei Jahre später Leopold Rottmann, die inleressau-
testen Punkte, die der König dabei berührt hatte, in einein
anderen Album von mehr als 70 Blättern zu sammeln.
Leider erlebte der König die Vollendung dieser Sammlung
nicht mehr: der Künstler konnte sie erst 1865 vollenden,
worauf sie vom Könige Ludwig II. erworben wurde. Jm
Auftrage des letzteren malte Leopold Rottmann auch ein
Album mit Schweizer-Landschaften, staffirt mit Scenen aus
Schillers Wilhelm Tell, und mehrere kleinere Albums zu
Rich. Wagners Musikdramen.„ Viele andere Arbeiten des
Künstlsrs in Aquarell und Ol befinden sich in deutschen,
englischen und russischen Sammlungen. König Ludwig II.
zeichnete den Künstler, durch dessen Werke ein grotzer idealer
Zug geht, durch Ernsnnung zum Hofmaler aus.

Carl Albert Ncgnet.

j)reisverteilungen.

Preisverteilung ausAnlaß der Wiener Jahresausstcllung.

Die Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens bringt zür
allgemeinen Kenntnis, daß die Aerleihung der von Sr. kaiser-
lichen Hoheit Herrn Erzherzog Karl Ludwig, Protektor des
Künstlerhauses, gestiftelen goldenen Preismedaillen
für die besten Werke der diesjährigen Jahresausstellung
bereits stattgefunden hat. Zur Konkurrenz konnten nur
die bei Eröffnung der Ausstellung am 20. März in der-
selben vorhandenen Werke zugelassen werden. — Eine gol-
dens Medaills, bestimmt für ein Werk eines ausländischen
Künstlers, wurde dem Ölgemälde, Katalog Nr. 18, „Motiv
an der Schelde" von Hermann Baisch in München zuer-
kannt. Zwei goldsne Medaillen, bestimmt für Werke in-
ländischer Künstler, erhielten die Ölgemälde, Katalog Nr. 125,
„Aus dem Volksleben in Venedig" von Eugen voii Blaas,
zur Zeit in Venedig, und Katalog Nr. 43 „Stillleben" von
Adam Kunz, zur Zeit in München. Die Jury bestand
nus den Hsrren Professor Hans Makart als Obmann, Pro-
fessor Sigmund LÄllemand, Professor Heinrich von Angeli,
Professor Heinrich Freiherr von Ferstel, Professor Karl Frei-
herr von Hasenauer, Prof. Karl Kundmann, Robert Ruß,
Viktor Tilgner und Prvf. William Ilnger. — Das Professoren-
kollegium der Wiener Akademie hat den bei dieser Ausstellung
zur Verteilung kommenden Reichelschen Künstlerpreis
von 1500 Fl. ö. W. einstimmig dem Landschaftsmaler I. E.
Schindler zuerkannt.

Sammlungen und Ausstellungen.

IÄ. Jm Kunstgewerbcmuseum zu Bcrlin ist gegenwärtig
für kurze Zeit eine nach speziellen Angaben des mit der
dekorativen Künst des Orients innig vertrauten Architektur-
malers Seel von Frau Windscheid zu Düsseldorf mit
seltener Kunstfertigkeit gearbeitete kostbare Tischdccke ausge-
stellt, die bereits auf der vorjährigen Düsseldorfer Kunst-
und Gewerbeausstsllung zumal in künstlerischen Kreisen die
allgemeinste Beachtung und Anerkennung fand. Den Grund
der in Applikation und in Gold-, Silbsr- und Seidenstickerei
ausgeführten Decke stattlichen Umfangs bildet verschieden-
farbiger Seidenplüsch, der im mittleren glatten Spiegel und
in der äußeren Bordüre einen in Grau gebrochenen rötlichen,
in einem breiten Zwischensatz einen tieferen blauen, in den
schmaleren trennenden Streifen einsn fatten roten Ton, im
Schimmer des Lichtes aber die mannigfachsten Nüancirungen
dieser Farben zeigt. Goldseidene, wie Verschnürungen be-
handelte Nähte markiren in kunstvoller Weise die Zusammen-
fügungen dieser Stücke, die der in ihren Motiven an
persisch-arabische Vorbilder sich anlehnenden Stickerei als
Fond dienen. Sie besteht in der äußeren Bordüre aus
einem in Seide gearbeiteten Rankenwerk mit stilisirten Blüten
und Früchten, in dem breiten Zwischensatz aber aus einem
Ornament, das, in ebenso reicher wie imposanter, in Zeich-
nung und Farbe trefflich gegliedertsr Kompositron sich ent-
wickelnd, mit seinen mannigsach verschlungenen Linien große,
in türkisfarbenem und in silberig graugrünem Seidenplüsch
applicirte palmsttenartige Felder umrahmt nnd in ihnen
wieder auf einem in Gold und Silber gestickten Fond große,
streng stilisirte, im Glanz der Seide leuchtende Blumen
enthält. Das so entstehende Ensemble entzückt durch den
 
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