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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Versteigerung der Disch'schen Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0251

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16. Zahrgang.
Beiträge

12. ricai

Nr. Zl.

Jiiserate

ü 2V pf. s"r die drei
Mal gespaltene peiit-
zeile werden von jeder
Buch- u.Aunsthandlung
angenomnien.

1881.

Beiblatt zur Zeitschrift sür bildende Kunst.

Erscheint von September bis Iuli jede woche ani Donnerstag, von Iuli bis Leptember alle Tage, für die Abonneriten der „Aeitschrift sür
bildende Runst" gratis; für sich allein bezogen koflet der Iahrgang 9 Mark somolst im Buchhandel als auch bei den deulschen

und österreichischen Postanstalten.

Inhalt: versteigerung der Disch'schen Sammlung. — Die neueste Lrwerbung der Berliner Galerie. (Schluß.) — Münchener Runstverein; Aus-
ftellung von Ltudien und Skizzen des Marinemalers Rarl ^altzmann in Berlin; Mainz: Ausstellung von Ronkurrenzplänen für die feste
Brücke; Stuttgart: Ausstellungen. — Aunstauktion in Leipzig; verkauf von Dürers Selbstbildnis. — Auktions-Rataloge. — Inserate.

Verstl.'igcrung der Disch'schen 5ammlung.

Ai» 12. Mai d. I. und cm den folgenden Tagcn
wird in dem Kunstkabinet des verstorbenen Hotel-
besitzers Carl Damian Disch zu Köln wiedernm eine
von den gnten alten Sammlungen antiker und mittel-
alterlicher Kunstgegenstände unter den Hammer ge-
bracht. wie sie sriiher in großer Anzahl, znm Stolze
der heiligen Rheinstadt, hier existirten, nnd gerade
wegen der mühelosen Art ihrer Znsammenbringung
aus meist dem eigenen Boden entstammenden Erzeug-
nissen einen um so treuern Lokalton der sich auf jenem
ablösenden Kulturperioden abgaben. Was für beneidens-
werte Leute waren doch die früheren Sammler, denkt man
unwillkürlich, wenn man den mit 17 Lichtdrucktafeln
illustrirten beschreibenden Katalog von 2586 Gegen-
ständen durchblättert und sich vergegenwärtigt, daß
diese während eines verhältnismäßig kurzen Zeitraums
von 40 Jahren vorwiegend hier aus der Stadt dem
Besitzer zugetragen und zu gegen heute durchweg äußerst
mäßigen Preisen erworben wurden. Allerdings waren
die früheren Decennien dieses Jahrhunderts, in denen
sich weder gewerbliche Spekulation noch Mode auf
die Erlangung älterer Kunstobjekte geworfen, wo viel
mehr Angebot als Nachfrage in diescn Dingcn um-
ging und FLlschungen sich nicht lohnten, dem Sammler
gnnstiger als nnsere Tage. Jndesscn mag man auch
iiber dic Leichtigkeit des damaligen Erivcrbens noch
so wohlfeil denken, so darf nian doch im Gegensatze
hierzu nicht außer acht lassen, daß damals der Ge-
schmack an diesen Gegenständen, die unverstanden im
Winkel trauerten, bei weitem nicht so nahe lag, wie

heute, wo ihr Besitz gewissermaßen zum guten Tone
gehört, und daß es darum immerhin eines weitern
Blickes, einer selbständig prüfenden Beurteilung, vor
allem aber eines sinnigen Wohlgefallens an den
Werken der Vorzeit bedurfte, uni eine Sammlung ins
Leben zu rufen wie die des Herrn Carl Disch.

Die frnher in drei kleinen Gelassen der dritten
Etage allzudicht nnd übersichtslos aufgestapelten Kunst-
schätze sind durch die Bemühungen der den Verkauf
lcitenden Firma, H. Lempertz Söhne hier, eigentlich
zum crstcnmale in ihrer ganzen Bedentnng ans
Licht gezogen worden, indem man dieselben in einer
ebenso sinnigen wie geschmackvollen Weise in dem
großen Speisesaale des Hotet Disch und seinem An-
nexnm, cinem mit alter gotischer Täfelung und bunt-
farbiger, von Steinmaßwerk umschlossener Verglasung
stilvoll ausgestattctem Raunie zur Ausstellung ge-
bracht hat. Jn thunlichster Übereinstimmung mit
diesem letzteren ist dcr moderne Speisesaal in drei
kleinere Kompartimente abgeteilt und mit Hilfc der
in der Sammlung vorhandenen alten Wandbekleidun-
gen und Mobiliarbestände zu einer reizvollen Zimmcr-
flucht aus dem Jnterieur eines alten Schlosses mit
überraschcndcr Wahrheitstreue umgestaltet worden.
Treten wir in das erste, ringsum Vvn eincr goldge-
mnsterten mit bunten Blumen durchrankten Leder-
tapete nmschlossene Gemach, so gewahren wir rechts
nnd links vom Mittelgange cin schimmerndes Spalier
von hübsch geordneten Waffentrophäen, in welchen
namentlich einige kunstreiche Stichwaffen mit cisenge-
schnittcnem Gefäße, mehrere geätzte Hellebarden niid
Partisanen, sowie eine erlescne Auswahl von Schieß-
 
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