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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Zwei Porträts von Ludwig Knaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0259

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16. Iahrgang.

Beiträgo

sind an j)rof. Dr. L. von
Lützow (Wien, There-
fianumgasse 25) oder an
die verlagshandlung in
Leipzig, Gartenstr. 6,
zu richten.

1Y. Acai

Nr. 32.

Inserate

d 25 pf. für die drel
Mal gespaltene j)etit>
zeile werden von jeder
Buch- u.Aunsthandlung
angenommen.

188s.

Veiblatt zur Zeitschrift/für bildende Kunst.

Erscheint von September bis Iuli jede woche am Donnerstag, von Iuli bis September alle Tage, sür die Abonnenten der „Aeitschrift sür
bildende Aunst" gratis; für stch allein bezogen kostet der Iahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

und österretchischen jDostanstalten.

Inhalt: Awei porträts von Ludwig Anaus. — G. Berti, Lull' antico Ouomo üi Kavenna e II Lattistero e I'Hpiscopio e il Iricolo; Glovie

Gracklauers Fachkatalog Nr. 1(2; Das ,,Deutsche Familienblatt". — 6. Amsler -j-. — Düffeldors: jDreisverteilung. — Archäologische Ge-
sellschaft in Berlin; Düsseldors: Aunsthalle; München; Nürnberg; ^vermächtnis Lr. Bosers. — Auktion Lobanow Rostowsky in Berlin.
— Neuigkeiten des Buch- und Aunsthandels. — Inserate.

Zwei porträts von Ludwig Anaus.

M. Jn der Berliner Nationalgalerie haben als
neueste Erwerbung seit kurzem zwei längst erwartete
Meisterwerke von Ludwig Kna us ihren Platz gefunden.
Es sind die Porträts der Professoren Mommsen und
Helmholtz, von denen zumal das erstere den Künstler
als Bildnismaler in vorzüglichster Weise repräsentirt.

Wie das bekannte Porträt Ravens's, durch das
Knaus seinen Ruhm anf diesem Gebiete begründete,
sind auch jene beiden Bildnisse in der genremäßigen
Weise aufgefaßt, die in der niederländischen Malerei
ihre anziehendste Ausbildung gefundcn hat. Jn einem
reichlich bemessenen Raume stellen sich beide Gelehrte,
deren Figuren in etwas weniger als halber Lebens-
größe genommen sind, in bezeichnenden Momenten ihrer
Thätigkeit dar. Jn dem mit hohen Bücherregalen
besetzten schlichten Studirzimmer, zwischen ordnungslos
umherliegenden Folianten und Manuskripten sitzt die
Gestalt Mommsens im beguemen schwarzen Überrock
auf einem altmodischen lederüberzogenen Lehnstuhl an
dem grünbehangenen, mit Papieren bedeckten Arbeits-
tisch, aus dem eine Büste Cäsars steht, in ungenirter
und doch von geistiger Spannung durchzuckter Haltung
da. Während die aus dem Tisch ruhende Hand im
Schreiben innehält und die Linke sich gegen das über-
geschlagene rechte Bein stützt, blickt der Dargestellte,
als ob er nach der treffenden Fassung des ihn be-
wegenden Gedankens suche, für einen Moment von der
Arbeit auf, so daß der tiefgefurchte, von wallendem
weißen Haar umrahmte, ausdrucksvolle Kopf mit
seinem durchdringenden, leuchtenden Auge sich uns voll

zuwendet und dabei durch sein sprühendes geistiges
Leben das malerisch reiche und interessante Ensemble
des Bildes unbedingt beherrscht. — Nicht minder charak-
teristisch ist in dem anderen Porträt die Erscheinung
des Physikers Hclmholtz aufgefaßt. Jn schwarzer
Kleidung von elegantem Sitz und Schnitt, die im
Gegensatz zu der wenig salonmäßigen des berühmten
Historikers auch änßerlich den Mann von Welt kenn-
zeichnet, hebt sich die ebenfalls sitzende, leicht vornüber-
gebeugte Figur von dem warmgetönten Fond einer
dunkeln Tapete ab. Der linke Arm stützt sich leicht
auf den Rand des Tisches, auf dem neben physikalischen
Jnstrumenten das aufgeklappte Notizbuch liegt, und
die Hand hält das Stativ eines Prisma's umfaßt,
während die Rechte mit dem Bleistift zwischen den
Fingern in docirender Geberde erhoben und der volle,
fast noch jugendlich frische Kopf, dessen vornehme Züge
durch den kurzgehaltenen Schnurrbart und das kurze
graue Haar noch gehoben werden, mit sprechendem Aus-
druck auf den Beschauer gerichtet ist.

Jn beiden Bildnissen paart sich vollendete Por-
trätähnlichkeit mit feinster Schärfe der Charakteristik,
und selbst ein etwas störender, gezwungener Zug in
der sitzenden Haltung Helmholtzens wirkt, obschvn der
Maler ihn jedenfalls besser vermieden hätte, doch so,
als ob er als ein allerdings zufälliger und vorüber-
gehender Moment der Bewegungsart des Dargestellten
eigentümlich wäre. Beide Bilder weisen ferner die-
selbe gesunde Kraft und Tiefe der Farbe und die
gleiche, meisterlich geschlossene Ruhe des Tons auf,
und beiden ist endlich auch der denkbar höchste Grad
einer streng soliden, gewissenhaften Durchführung ge-
 
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