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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Rosenberg, Adolf: Ausstellung in der Berliner Nationalgalerie
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Wessely, Joseph Eduard: Die Restaurirung des Doms zu Braunschweig, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0277

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Die Restaurirnng des Domes -u Braunschweiq.

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wieder wie Seymour-Haden auch in der Wahl seiner
Stvffe ganz nativnal isd Unter dcn Genremalern stehcn
Jamcs Tissvt nnd R. W. Maebcth vbenan, ersterer
zwar ein gebvrener Franzose, aber sv vollkommen ang-
lisirt wie der Bayer Hubcrt Herkomer. Tissot schildcrt
namentlich das Gemütslebcn der sungen Mädchen mit
svdiel Wärme und Anmnt, umgiebt ihre Gestalten mit
svviel Reiz und Pvesie, daß er keinem der Genre-
maler, die 1878 auf dem Marsfeldc niit ihren Dar-
stellungen aus dem cnglischcn Frauenleben die lebhafteste
Bewunderung erregt haben, zu weichen braucht. Doch
übcrragt alle diese Radircr, denen sich noch die Land-
schaster Athnr Evershed, cbenfalls Arzt, David Law,
Edwin Edwards, I. C. Robinson und Heseltine
würdig beigesellen, an Grvße der Auffassung und Energie
der Darstellung Hubert Herkvmer, der in der Nadirung
ebensv der erste ist wie im Ölgemäldc und im Aguarell.
Die Bildnisse von Richard Wagner, Alfred Tennysvn,
dcs Künstlers Mutter und einer alten Frau aus Wales
sind Meisterwerke der Porträtmalerei und der gra-
phischen Kunst zugleich, für welche kein Lob reich ge-
uug ist. Richard Wagner und Tenuyson hat der
Maler nach jenen Aguarellen von seiner Hand radirt,
die auf verschiedeneu Ausstellungen des Festlandes die
hvchste Anerkenuung gefunden haben.

Adotf Nosenberg.

Die Restaurirung des Domes zu Brauuschweig.*)

Am 24. April, dem Sonntage vor dem Regierungs-
jubiläum des Herzogs, wurde derDom zu Braunschweig,
uachdem er mehrere Jahre Reparaturen wegeu ge-
schlossen gewesen, wieder dem Gottesdienste ervffnet.
Er selbst feiert in diesen Jahren sein siebenhundert-
jähriges Jubiläum. Als Heinrich der Löwe 1172 vom
Kreuzzuge zurückgekehrt war, da erschien ihm, der auf
seinen weiten Reisen die großartigsten Denkmäler der
Baukunst gesehen hatte, die 1030 erbaute Kapelle bei
seinem Schlosse Dankwarderode zu unansehnlich. Noch
in demselben Jahre legte er an der Stelle der abge-
brochenen Kapelle den Grnndstein zu einem Dome,
der den Heiligen Blasius (dessen Arm er als Reliquie
heimbrachte) und Johannes Baptista geweiht wurde.
Später wurde noch der heilige Thomas von Canter-
bury als dritter Patron gewählt. Heinrich sclbst, der
1195 starb, erlebte nicht die Vollendung seines Baues.
Doch konnte noch zu seinen Lebzeiten der hohe Chor
mit den beiden Kreuzarmen und die darunter befindliche
Krypta, die später zur Begräbnisstätte dcs herzoglichen

*) Mit besonderer Berücksichtigung der Broschüre von
vr. A. Essenwein: „Die Wandgemälde im Dome zu Braun-
schweig". Nürnberg 1881.

Hauses bestimmt tvurde, eingeweiht werden. Jm Altar
fand sich eine bleierne Tafel, auf welcher das Jahr
1188 verzeichnet ist, in dem der Altar geweiht wurde.
Möglich, daß damit auch die Weihe des Gotteshauses
zusammenfiel. Der Dom ist eine einfache romanische
Pfeilerbasilika; gegen zeitgenössische Bauten, z. B. die
Stiftskirche in Köuigslutter, zeigt cr eineu bedeutenden
Fortschritt, indcm hier auch das Mittelschiff überwölbt
ist. Ursprünglich reihten sich an das Mittelschiff nur
zwei Seitenschiffe; im Jahre 1344 wurde an der Süd-
seite und 1469 an der Nordseite nvch je ein Schisf
hinzugefügt, letzteres vom Nachbarschiffc durch gewundcne
Säulen im Tudorstile getrennt. So ist die Basitika
jetzt fünfschifsig.

Wie der alte Bau für die Geschichte der kirch-
licheu Architektur von größtem Jnteresse ist, so nicht
minder für die Geschichtc dcr Malerei, bcsonders der
Wandmalerei des 13. und 14. Jahrhunderts, in welcher
Zeit die Wandgemälde des Dvmes entstanden sind.
Eingehende Untersuchungen haben den Beweis geliefert,
daß der ganze Dom ursprünglich mit Wandmalereien
geziert war, und wenn man die Überreste derselben,
wie sie sich am Gewölbe des Chores und des südlichen
Kreuzflügels erhaltcu habeu, genau ansieht und sich
in Gedanken den ganzen Dom so geschmückt vorstellt,
so muß man zugestehen, daß der Anblick bei Vollen-
dung dieser Arbeiten ein überwältigender sein mußte.

Vieles davon ist im Laufe der Zeit zu Grunde
gegangen; die späteren Geschlcchter trugcn der mühe-
vollen Arbeit ihrer Vorfahren kein Verständnis und
darum auch keine Pietät entgegen. Vieles wurde durch
Bautcn bei Restaurationen verdorben und abgekratzt
und was noch übrig blieb, zu Anfang des vorigen
Jahrhunderts überweißt. So verwischte sich allmählich
die Erinnerung an die Wandmalereien, bis sie in
unserem Jahrhundert ganz vergessen waren. Als man
darum 1845 die Kirche innerlich renoviren, d. h. mit
einer frischen Tünche versehen wollte, stellte man Unter-
suchungen an und fand überall Malereicn. Man
konute in der That von einer nöuen Entdeckung reden.
Glücklicherweise ,var die Teilnahme für eiue solche
Eutdcckung eine sehr lebhafte. Man konnte freilich
nach Entfernung der Tünche die Bilder in keinem
besseren Zustande finden, als wie sie vor der Über-
weißung waren. Um über die folgenden Restaurirungen
ein Urteil fällen zu können, wvllen wir das Erhaltene
kurz angeben.

Wenn wir dic Zeit ihrer Entstehung und dcn
Zweck ihrer Erscheinung an den Wänden der Kirche
in Betracht ziehen, so werden wir keine idealen Kunst-
werke erwarten. Die Kirche dachte mit David: Dilsxi
ckaoorom äomus simo (Ps. 25, 8); aber nicht die
Dekorativu des Gvttesgebäudes allein tvar der Grnud
 
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