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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Prachtwerke deutscher Kunstindustrie
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0294

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583

Korrespondenz aus New'VorL.

584

letzteren ist von Herolden uingeben, während sich an
den breiter ausladenden Untcrbau die allegorischen
Gcstalten des Ackerbanes und der Jndnstrie anlehnen.
Einen silbervergoldetew mit Email und farbigen Steinen
gezierten Pokal im Charakter Ler Nürnberger Kunst
des sechzehnten Jahrhunderts läßt dagegen die Rhein-
provinz nach deni Entwurf von Röber in Dnsseldorf
bei dem Kölner Goldschmied Hermeling, eine in
Silbcr und Halbedelsteinen auszuführende Standuhr,
die von Festvns uinrahint nnd von einem figurcn-
geschmückten Sockel getragen wird, die Provinz Pvsen
nach dem Entwurf von ZachariasbeiSy L Wagner
in Berlin herstellen. Vvn demsclben Bildhauer kom-
ponirt, befindet sich ferner in derselben Werkstatt ein
mächtiger silberner Humpen in Arbeit, den die Provinz
Sachsen samt dem zu seiner Aufstellung bestimmten
Büffet als Geschenk stiftete. Das letztere, das unter
Mitwirkung des Architekten Schütz zu Bcrlin von
dem Bildhauer Kiefhaberzu Magdeburg in Nußbaum-
holz mit reicher Bildschnitzerei ausgcführt wird, besteht
aus einem dreiteiligen, mit dem von Putten gehaltenen
Alliancewappen des fürstlichen Paares bekrönten Auf-
bau. Jn der mittleren Rundbogennische findet auf
hohem Sockel der Humpen seinen Platz, dessen Körpcr
ein Wappenkranz nnd ein von A. v. Heyden gezeich-
neter Figurenfries eines Hochzeitszuges sckmückt; die
bciden Seitcnfelder werden dagegen mit dcn auf den
Holzgrund gemalten Allegorien der Jndustrie und des
Ackerbaues, die drei der oberen Teilung entsprechenden
Felder des Unterbaues mit den Darstellungen der Dome
zu Magdeburg und Erfurt und des Schlosses zu Merse-
burg dekorirt. Ein letztes kunstvolles Silbergeschenk,
und nicht das am wenigsten vornehme von allen, ist
cndlich das der Provinz Westpreußen, ein Vvn Baurat
Ende entworfenes, von FranzMeyerheim im Mvdell
ausgeführtes Theeservice. Es besteht aus einem beider-
seits rundbogig ausladenden Plateau, in dessen Mitte
sich der doppelhenkelige Samovar auf einem mit zwei
sitzenden Figuren geschmückten Sockel erhebt. Rechts
nnd links von ihm sind. die beiden Theekannen auf-
gestellt, und dazwischen gruppiren sich vier kleinere
Büchsen und Dosen, die gleich den größeren Gefäßen
in flachem Relief dekorirt sind.

An diese Arbeiten, die durchweg die Kunst des
Gold- und Silberschmieds in Anspruch nehmen, reiht
sich würdig das Geschenk an, welches die Provinz
Schlesien als Probe einer gerade in ihren Bezirken be-
sonders entwickelten Technik darzubringcn beabsichtigt.
Es handelt sich um ein vollständiges Tafelgeschirr in
verschiedenfarbigem Glase mit reichster Ornamentirung.
Für angemessene Durchführung dieses noch sehr in den
Anfangsstadien befindlichen Projektes interessirt sich
Gras Harrach als namhafteste künstlerische Kraft, so

daß etwas Vvrtreffliches zu erwarten steht. — Jn fer-
tigem Zustande sind dagegen bereits zum Hvchzeitsfest
selber verschiedene Arbeiten weiblicher Kunstfertigkeit
übergeben worden, von denen wenigstens zwei als
Leistungen von ungewöhnlicher künstlerischer Vollendung
Erwähnung fordern. Die eine derselben ist eine von
den Frauen und Jungfrauen der Stadt Altona ge-
widmete Tischdecke aus tiefrotem Sammet, deren breitc
Bordüre ein farbenprächtiges, anf rotem Atlasgrnnd
in applicirter Arbeit und in Seiden-, Gold- und
Silberstickerei ausgeführtes Rankenornament mit ein-
gcfügten Wappenschildern und als Einfassung feine
Ornamentlinien aus aufgenähter gvldig schimmernder
Seidenlitze zeigt, die auch den Sammetspiegel der Decke
in kleinere Felder teilen; die anderen, von den Frauen
Schleswig-Holsteins gestiftet und nach Zeichnungen
von Frau Emma Schreiber in dem Knnststickerei-
Atelier der Frau vr. Meyer zu Hamburg hergestcllt,
besteht in einem leinenen, in einer an italienische Ar-
beiten der Renaiffance anknüpfenden Technik in roter
Seide gestickten Tafelgedeck für 24 Personen, das in
einer Lichtdruck-Reproduktivn vvn Strumper L Co.
in Hamburg mit begleitendem Text von dem Direktor
des dortigen Museums Lr. Brinckmann gcgenwärtig
bereits jedermann zugänglich gewvrdcn ist. Es erzielt
durch die aus stilisirten Rosen und Myrten, Nesicln
und Eichenzweigen, Ähren, Weinreben und Hopfcn-
ranken gebildeten breiten Bordüren, in die sich die vvn
Löwen und Greifen gehaltenen Wappen-, Namen- und
Jnschriftfelder einfügen, eine ebenso prächtige wie vor-
nehme Wirkung und darf in Erfindung und Ausfüh--
rung als ein in seiner Art bisher unübertroffenes
Meisterwerk bezeichnet werden. Dem kostbaren Gedeck
aber gesellten die Geberinnen zuglcich eine zur Auf-
bewahrung desselben bestimmte, von H. Sauermann
in Flensburg in Eichenholz gearbeitete Truhe von edeln
Renaiffanceformen; das Schnitzwerk, die Jntarsicn und
die von goldigem Grund sich abhebenden ausgegrün-
deten Ornamente, der Kranz farbiger Wappenschilder
und die als Handhaben dienenden metallenen Griffe
sind nicht nur in der Erfindung, sondern auch in der
sauberen und sorgfältigen Behandlung der Anerkennung
und Bewunderung wert.

Aorrespondenz.

New-Dork, im Mai 1881.

Die Frühlingsausstellung in der
ol vosixn hat vvn Jahr zu Jahr an Umfang zu-
genommen; diesmal ist der Zudrang so groß gewesen,
daß die dafür bestimmten oberen Räume nicht mchr
hinreichten und man die Zimmer im unteren Stock-
Werk für kleine Bilder, Porträts, Blnmenstücke und ein
 
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