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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Künstler und Kunstgelehrte
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https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0299

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16. Iahrgancz.

Beiträgc

23. ^uni

Nr. 37.
Inserate

ü 25 ssf. für die drei
Mal gespaltene ssetit-
zeile werden von jeder
Buch' u.Aunsthandlung
angenommen.

188s.

Veiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.

Erscheint von September bis Iuli jede woche am Donnerstag, von Iuli bis Septeniber alle ^ Tage, für die Abonnenten der „Aeitschrift für
bildende Kunst" gratis; für sich allein bezogen kostet der Iahrgang 9 Mark sowolst im Buchhandel als auch bei den deutschen

und österreichischen p)ostanstalten.

verlagshandlung HÜdesheimer 6c Faulkner in London. — Münchener Aunstverein; Neues Ausstellungsunternehmen in London. - Die
Lröffnung der neuen Kunsthalle zu Düsfeldorf; Noch einmal die Berliner Rubens-Acquisttion; 2lus Nürnberg. — Bersteigerung der
Sammlung Double in s)aris. — Neuigkeüen des Buch- und Kunsthandels. — Zeitschriften. — Berichtigung. — Inserate.

Bo» heute ab bis Ende Sehteuibcr crscheint die Knnstchrouik nnr allc 14 Tage.

Aünstler und Aunstgelehrte.

Unter dieser Überschrist brmgt die Wiener „Presse"
vom 3. d. M. einen Aufsatz aus der Feder Bruno
Buchers. den wir im nachstehenden reproduziren.
Die Polemik über den neuen Rubens der Berliner
Galerie ist — wir wollen nicht untersuchen, durch
wessen Schuld — wieder einmal nach landesüblicher
Art in einen kleinlichen Zunftstreit ausgeartet. Wir
haben von dieser Wendung der Sache bisher keine
Notiz gcnommen, Weil wir dafür bei unseren Lesern
kein Jnteresse voraussetzen durften. Wie wenig das
Feldgeschrei „Hie Künstler, hie Kunstgelehrte" in der
vorliegenden Frage am Platze ist, ergiebt sich schon aus
dem unten abgedruckten Gntachten der beiden Künstler,
welche den Ankaus des Rubens in Gemeinschaft mit
den kunstgelehrten Mitgliedern der Berliner Galerie-
kommission befürwortet haben. — Der Buchersche
Artikel enthcilt nun aber so viele beachtenswerte Ge-
sichtspunkte und erörtert dieselben mit soviel Witz und
Geist, daß wir ihm einen dauernden Platz in der
Kunstlitteratur einräumen möchten. Die Sache selbst,
d. h. die Frage nach der Qualität und Entstehungszeit
des Rubens'schen Bildes, werden die Leser später in
einem reich illustrirten Aufsatze von berufener Seite
gründlich erörtert sinden. Der Artikel Buchers lautet:

„Die Erwerbung des ehemals Schönbornschen
Rubens für die Gemäldegalerie in Berlin hat in dieser
Stadt eine sehr merkwürdige Wirkung hervorgebracht:
eine größere Zahl dortiger Maler interessirt sich plötzlich
auf das lebhasteste für alte Bilder, zeigt sich plötzlich

aufs innigste vertraut mit den alten Meistern und
zärtlich besorgt um deren guten Ruf. Man wird zu-
geben, daß diese Erscheinnng etwas Überraschendes hat.
Denn wie allbekannt, Pflegen diejenigen Maler, welche
über- die akademischen Jahre hinaus sich wirklichen
Respekt vor ihren Vorgängern bewahren nnd deren
Werke nicht einzig behuss gelegentlicher Benutzung
studiren, überall in der Minorität zn sein, während
die große Mehrzahl einen stillen, aber dan» und wann
lautwerdenden Groll gegen die Alten hegt, deren ganzes
oder wenigstens Hauptverdienst ja doch ihr Alter ist
und die noch so lange nach ihrem Tode das lebende
Geschlecht „drücken". „Auch unsere Bilder werden
einmal alt werden", sagte ein Wiener Künstler und
legte damit das Glaubensbekenntnis von Tausenden
ab. Wenn nun verschiedene Herren in Berlin laut da-
gegen protestiren, daß dem großen Rubens ein Gemälde
zugeschrieben werde, welches nach ihrer Ansicht viel zu
schlecht für ihn ist, so kann die warme Parteinahme
für einen, welcher ohne Zweifel zu den „Drückendsten"
gehört, nur erfreuen, und man darf es dem heiligen
Eifer zu gute halten, wenn der Protest mitunter in einein
Stil gehalten ist, für welchen Glasbrenner einst die
Bezeichnnng „Ausspritzung eines borstigen Pinsels"
erfand.

Daß die Protestler in der Bestimmnng des ge-
dachten Bildes unter sich uneins sind, der eine es in
der Werkstatt des Meisters, der zwcite lange nach
seinem Tode, der dritte im achtzehnten Äahrhundert
entstanden sein läßt, ein vierter es vielleicht selbst ge-
malt zu haben glaubt — das ändert natürlich an der
 
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