Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

DOI Artikel:
Zur Erinnerung an Josef Haßlwander
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0346

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
687

Nekrologs. — Preisverteilungen.

688

mehr von seinen Leistungen zur öffentlichen Anschauung
gelangte. Haßlwander, der durch Talent und Können
vollauf berechtigt gewesen wäre, öffentlich aufzutreten,
ging der Publizität beinahe ängstlich aus dem Wege,
nur wenigen Kunstfreunden wurden seine Werke be-
kannt, aber von diesen sowohl im Jn- als im Aus-
lande geschätzt und vielfach gesucht. Es darf somit der
Entschluß des Sohnes des Verstorbenen, eine Ausstellung
des künstlerischen Nachlasses seines Vaters ins Werk zu
setzen, von den Wiener Kunstfreunden aufs Wärmste
begrüßt werden, denn es wird ihnen hierdurch erst Ge-
legenheit geboten werden, ein heimisches Talent schätzen
und würdigen zu lernen, welches insbesondere der jtin-
geren Generation bisher fast gänzlich unbekannt geblieben
ist. Es Würde zu weit führen und wir würden den ge-
botenen Raum zu sehr überschreiten, wenn wir auch
nur jene Arbeiten besprechen wollten, die zu unserer
Ansicht gelangten, doch dürfen wir nicht unterlassen zu
erwähnen, daß z. B. das „Vaterunser" in fieben kleinen
Aguarellen und die aguarellirten Skizzen zu den
historischen Maskenzügen, die bei den Künstlerredouten
zur Ausführung gelangten, sowie Zeichnungen und
Aquarelle verschiedensten Genres und in den verschieden-
sten Dimensionen, daß alle diese Werke die innigste
Empfindung mit meisterhafter Darstellung vereinigen
und ebenso von reicher Phantasie wie von tiefem Natur-
studium Zeugnis geben.

Dcr Schöpfer dieser herzerfreuenden Werke wurde
in Wien als Sohn eines ehrsamen Uhrmachers am
7. August 1812 geboren; er sollte seinem Vater in
dessen Geschäfte nachfolgen und machte thatsächlich eine
dreijährige Lehrzeit durch, bis schließlich das mächtig
hervorbrechende Talent den Vater bewog, seinen Sohn
die Akademie besuchen zu lassen, wo er Dobiaschofsky,
Binder und Rahl als Studiengenossen fand; an den
letzteren schloß er fich in besonders inniger und dauern-
der Freundschaft an. Die Arbeiten des jungen Künst-
lers wurden bald bekannt und vielseitig begehrt, so daß
cr schvn 1838 einen eigenen Hansstand gründen konnte,
indem er eine Ehe einging, welche fortan sein Lebens-
glück ausmachte. Wohl hauptsächlich in Rücksicht
auf seinc Familie bewarb er sich, als im Jahre 1852
die crsten Wiener Realschulen errichtet wurden, um die
Professur im Freihandzeichnen an der Schottenfelder
Oberrealschule, welche ihm sofort verliehen wurde;
im Jahre 1856 trat er in gleicher Eigenschaft in die
Kommunaloberrealschule auf der Wieden über. Seit
Beginn seiner Lehrthätigkeit, welcher er mit strengster
Gewissenhastigkeit oblag, beschränkte er sein Kunstschaffen
meist auf kleinere Arbeiten, war aber in dieser Rich-
tung unablässig produktiv, und viele seiner schönsten
Werke eutstammen dieser Zeit.

Nicht unerwähnt darf Haßlwanders Wirken als

Direktor des Wiener Pensionsinstitutes für bildende
Künstler bleiben, ein Ehrenamt, zu dem er 1858 ein-
stimmig berufen worden war, und das er bis zu seinem
Ende mit regstem Eifer, vielseitiger Aufopferung und
mit dem ersprießlichsten Erfolge verwaltete.

Haßlwander besaß eine umfasfende Bildung, machte
sich auch litterarisch durch Herausgabe mehrerer bei-
fällig aufgenommenen fachwissenschaftlichen Schriften
bemerklich und war ob seines mannhaften Charakters
und seiner makellosen Ehrenhaftigkeit allgemein hoch-
geachtet und beliebt. Schon zu Anfang der siebziger
Jahre stellte sich bei dem Künstler ein Herzleiden ein,
welchem er am 3. August 1878 plötzlich und unver-
mutet erlag, als er zuni Ferienaufenthalte mit seiner
Familie in Scheibbs verweilte, wo sich nunmehr auch
seine letzte Ruhestätte befindet. Die Teilnahme bei
seinem Hinscheiden war eine allgemeine und wohlver-
diente, denn Haßlwanders Leistungen auf jedem Gebiete
seiner Thätigkeit waren der vollsten Anerkennung wert.

L. H.

Nekrologe.

K. Böttger ch. Jm Anhalt. Staats-Anzeiger widmet
der Anhaltische Kunstverein seinem langjährigen Direktor,
Professor l)r. K. Böttger, der am 24. Juli d. I. gestorben
ist, einen Nachruf. Der Verstorbene war ein Mann von
rastlosem Fleitze, ausgedehntsm Wissen und großer Beweg-
lichkeit des Geistes. Jn ihm verliert nicht allein der An-
haltische Kunstvsrein eine sehr schähbare Kraft, sondern auch
die Versammlungen der Kunstvereinsdirektoren wie der
Deputirten der Verbindung für historische Kunst, denen er
msist als Schriftführer diente, werden seinen Verlust schmerz-
lich empfinden. Die Direktorialgeschäfte des Anhalt. Kunst-
vereins sind auf den bisherigen Mitdirektor, Hofrat vr. W.
Hosäus in Dessau, übergegangen.

jDreisverteilungen.

An der Wiener Akademie der bildenden Künste fand

am 2S. Juli die seierliche Preisverteilung für das abge-
laufens Studienjahr statt. Dieselbe wurde durch den Unter-
richtsminister Konrad von Epbesfeld in Anwesenheit
mehrerer Räte seines Ressorts, des akademischen Professoren-
kollegiums und vieler GästeundSchülerderAkademievollzogen.
Die Feierlichkeit wurde in Verhinderung des Rektors Kund-
mann vom Prorektor Prof. v. Lichtenfels eingeleitet. So-
dann ergriff der Unterrichtsminister das Wort, um in längerer
Rede die iüeale Seite der Kunst zu feiern. Von den 28
Preisträgern gehören 11 Wien, 5 Ungarn, 4 Böhmen, je 2
Steiermark und Galizien und je 1 Niederösterreich, Ober-
österreich, Mähren und Jtalien an. Die Preise sind folgende.
Allgemeine Malerschule: Eine goldene Fügersche Medaille:
Alois Schram aus Wien; Eine stlberne Fügersche Medaille:
Richard Bitterlich aus Wien, beiden für die'besten Lösungen
der Aufgabe: „Austreibung aus dem Paradiese". Der
Lampüsche Preis für Aktzeichnungen nach der Natur: Joseph
Höltl aus Horn in Niederösterreich. Der Gundelsche Preis
für die besten Gesamtstudien: Richard Bitterlich aus Wien.
Der Antikenpreis für die beste Zeichnung nach der Antike:
Franz Zimmermann aus Linz. — Allgemeine Bildhauer-
schule: Eine goldene Fügersche Medaille: Hans Brandstettsr
aus Graz; Eine silberne Fügersche Medaille: Franz Vogl
aus Wien, beiden für die besten Lösungen der Aufgabe
„Eine Flucht". Ein Gundelscher Preis sür die besten
Gesamtstudien: Fritz Hausmann aus Wien. Der Neu-
lingsche Preis für eine nach der Natur modellirte Figur:
 
Annotationen