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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Die Sommerausstellung der Royal Academy in London
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https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0351

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^6. Iahrgang.
BeitrLge

die verlagshandlung in
Leipzig, Gartenstr. 6,
zu richten.

1. 5cptembcr.

Nr. 42.

Jnserate

ü 25 ssf. für die drei
Mal gespaltene j)etit>
zeile werden von jeder
Buch- u.Runschandlung
angenommen.

188s.

VeiblaLt zur Zeitschrift für bildende Kunft.


Inhalt: Die Lommerausstcllung der Royal Acadeniy in London. — Die badische Aunst- und Kunstgewerbe-Ausstellung in 2<arlsruhe. — Rorre-
spondenz aus venedig. — Lord Ronald Gower, He Orcat HitNorie Oalleries of ^n§Iirn6. — Münchener Aunstverein. — Deutscher
Rünstlerkongreß; Archäologische Gesellschaft in Berlin; Thiers' Nachlaß; Aus Pelplin; Der Ausschuß des Runstvereins für Nheinland
und westfalen; p)rof. Ld. v. Gebhardt in Düsseldorf; wiener Rünstlerhaus. - vom Runstmarkt: Rottweil. — Berichtigung. — Neuig-
keiten des Buch- und Runsthandels. — Zeitschriften. — Inserate.

Die Sommerausstellung der Royal Academy in
London.

Dic Konkurrcnz, init wclcher seit ciner Reihe von
Jahren die Royal Academy-AuSstellungen von der
neu erstandenen Großvcnorgalerie bedroht worden sind,
erweist sich von Jahr zu Jahr als ungefährlicher für
crstere. Es versteht sich vvn selbst, daß ein Privat-
unternehinen, wie es cben die Großvenorgalerie ist,
weder in maßgebenden Künstlerkreisen noch auch im
Publikum eines autoritativcn Ansehens sich ersreucn
kann. Angeblich sollte hier dem Parteiinteresse der so-
genannten Präraffaeliten Spiclranm gegebcn werden,
um damit anf das große Publikum zu wirken. Der
Erfolg hat diesen Erwartungen nicht im mindesten
entsprochen, und heutigentages sind es mehr die Bil-
der von Mitgliedern der Royal Academy wie Alma
Tadema u. a., welche in den beschränkten Ränmen der
Großvenorgalerie das größte Jnteresse erwecken, als
die irgend eines aus der Schar der Präraffaeliten. Es
dürfte wohl hier ein Wort der Erklärung am Platze
sein über die merkwürdige Fiktion, welche der Tendenz
diescr aristokratisch sein wollenden Kunstschnle zu
Grunde liegt. Dank der Beredsamkeit des Kunstphilo-
sophen Ruskin hat sich in der ihm zugewandtcn Partei
die Jdee sestgesetzt, mit Raffael sei schon Verderben
und Verfall in die Kunst gekommen, und um gleichsam
den supponirten gefährlichen Einfluß des Urbinaten
recht an den Pranger zu stellen, suchcn sic, die Opposi-
tion gegen Naffael auf dic Fahne schreibcnd, die mvdernc
englische Kunst ihres Teiles in die Bahnen der Früh-
Florentiner und Früh-Uinbrer znrückznleiten. Man

könnte das Problem interessant nennen, welches dicse
spätgeborcne englische Spezies des Kunstnazarenertums
sich gestellt hat. Doch bis jetzt hat die Ruskinsche
Dialektik noch keine Toten erweckt, und ich möchte wohl
sragen, welchem der Partei fernstehenden und vornr-
teilsfreien Knnstfreund es geglückt sei, in Bildern diescr
Präraffaeliten von srühflorentinischer Formenwelt —
des Geistes und der Gedankenwelt ganz zu geschweigen
— auck nur eine Ahnung zu bekommen. Die Schule
ist offenbar in der Auflösung begriffen. Tüchtige
Kräfte, welche sich früher ihr zuzählten, haben auf die
Dauer an der Absurdität keineu Geschmack sinden können.
Einzelne von ihnen sind geradezu in das gegnerische
Lager der Royal Acndemy übergegangen, und während
in früheren Jahren Bilder der präraffaelitischen Rich-
tung in den Sommerausstellungen der Royal Academy
gar nicht zugelassen wurdeu, haben neuerdings bessere
Leistnngen der Schule dort selbst eiu Asyl gefnnden.
Daneben spielen wenigstens in diescni Jahre Wcrke
kontinentaler Meister eine größere Rolle, als es bisher
der Fall war.

Daß die modernste englische Kunst unabhängig
von der französischen eine Sonderstcllung behauptet,
möchte ich nicht ihr geringstes Verdienst nennen. Ja,
wer in diesem Jahre Gelegenheit genoinmcn hat zu
vergleicheuden Studien im Pariser Salon und in der
Londoner Akademie, wird nicht umhin können, von
ganzem Herzen deni für die sranzösische Kunst so in-
teressirten gegenwärtigen französischen Unterrichtsmini-
ster Jules Ferry beizustimmen, wclcher bei der Preis-
verteilung im Salon mit großem Freimut behauptete,
die französischen Künstler müßten jetzt doppelte An-
 
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