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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Großer Fund in der königlichen Metropole von Theben
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0367

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729

Kunstunterricht und Kunstpfkege. — Preisbewerbungen. — Sammlungen und Ausstellungen.

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ihreb Könige vor den Nachstellungen eines plündernden
und tempelschänderischen Feindes (vielleicht der Perser)
sichcr stellen wollten. Dafür, daß der entdeckte Stollen
nur als Versteck gedient habe, spricht auch der Um-
stand, daß man bereits vor Jahren in den benachbarten
Königsgräbern den geleerten Sarkophag eines Königs
auffand, dessen Sargdeckelinschrift über die Anwesenheit
seiner Leiche unter den letzten Funden keinen Zweifel
läßt. Man hatte, als man mit den Särgen der Könige
flüchtete, die schweren Steinsarkophage zurückgelaffen.

„Ein großer Teil der aufgefundenen Särge ist
noch unversehrt und uneröffnet, in den bereits von
Diebeshand gesprengten sind die Mumien noch wohl-
erhalten. Vielfache Gewinde von Totenkränzen, aus
Olblättern zusammengeheftet, liegen auf der Oberseite
der Körper. Die Jnschriften auf den vielfachen Sarg-
deckeln geben die Anwesenheit der Leichen nachfolgender
Könige an: Ras-Khenen (Ra Sekenen — Taa), Amosis
odcr A'ahmcs (1700 vor Chr.), Seti I. (1366),*)
Ramses I. (1400), Amenophis I., Tutmes I., Tnth-
mes 11., Tuthmes III., Pinotem, ferner der Königinnen:
Ramaka (etwa die Ka-r'a-m'at?), Ames NofertAri u.a.

„Unter den mit aufgefundenen Gerätschaften be-
finden sich Gegenstände von allerhöchstem Jntereffe und
Unika in ihrer Art. Z. B. mehrere Großparadeperücken
von Königinnen, kunstvoll aus Haar geflochten, vier
Bronzestühle zum Aufstellen von Bronzevasen, ein riesi-
ger Ledervorhang mit Hieroglyphen, die in demselben
ausgeschnitten und mit gelbem Leder unternäht sind,
anch ist die Herstellung mehrerer Särge aus zahllosen,
durch Überkleben zu einer Art Papiermachö umgewan-
delten feinen Leinwandlagen eine neue Thatsache.
Anßer den Königssärgen ist aber keiner der gemachten
Funde von großer Bedeutung fllr die Wissenschaft als
der von vier prachtvollen Papyrus (der eine von 16 in
Länge), welche eine Fülle der wichtigsten Aufschlüsse zu
erteilen versprechen. Sobald alle diese Schätze aufge-
stellt und geordnet sein werden, will ich es versuchen,
Jhnen über dieselben weitere Mitteilungen zu machen."

Aunstunterricht und Aunstpflege.

Die Kunstakademie in Kaffel verfolgt seit ihrer vor
zwei Jahren begonnenen Reorgamsation den Plan, die jungen
Leute, die sich ihr anvertrauen, so zu leiten, daß sie befähigt
werden, je nach Talent und innerem Berus, in die höheren
Klassen überzugehen und sich zu selbständigen Künstlern aus-
zubilden, oder sich einem der Kunsthandwerke zu widmen,
und in demselben durch dis genossene Vorbildung gedeihlich
und für ihr eigenes Fortkommen förderlich arbeiten zu
können. Deswegsn wurde von der Akademie dafür gesorgt,
datz die Schüler auch an gewissen Kursen an der gewerblichen
Zeichenschule auf Kosten der Akademie teilnehmen. Es ist
erfreulich, berichten zu können, daß an den festen Kern der
Akademie in neuerer Zeit sich auch von auswärts herbeige-

*) Die beigefügten Zahlen nach Brugschs Geschichts
Äghptens.

zogene Künstler angeschlossen haben, so datz die Hoffnung,
in Kassel nach und nach eine Kunststadt entstehen zu sehen,
»icht mehr unbegründet erscheint. Die vorzüglichen An-
schauungsmittel in den Galerien und Museen sowie die herr-
lichs umgebende Natur müssen jedem Künstler eine Ansiede-
lung in Kassel wünschenswert erscheinen lassen.

Preisbewerbungen.

1?. Dem Bayerischen Künstgewerbeverein zu München
ist sür das Jahr 1882 die Veranstaltung einer Verlosung
genehmigt worden, für die als Gewinne 1500 kunstgewerb-
liche Gegenstände der verschiedensten Art im Wert von 20
bis 7000 Mark und im Gesamtwert von 83000 Mark be-
schafft wcrden sollen. Zur Erlangung geeigneter Entwürfe
erlätzt der Versin nunmehr an sämtliche deutsche Künstler
und Kunstgewerbtreibende ein Preisausschreiben, das
für die besten Arbeiten 2 Ehrenpreiss ü ZOo, b ü 200, 10 n
100 und 20 L 50 Mark aussetzt. Die Entwürfe, in Zsich-
nungen oder Modellskizzen bestehend, dürfen jedem beliebigsn
Gebiet der kunstgewerblichen Produktion angehören, also
Gcgenstände der Wohnungsausstattung, der Tracht und des
Schmuckes, Geräte und Gefäße zum unmittelbaren Gebrauch
sowohl als auch zurSchaustellung, Waffen, Jagdgeräte, Rauch-
und Spielutensilien, Musikinstrumente, Handarbeiten aller
Art, Erzeugnisfe der graphischen Künste ü. s. w. ins Auge
fassen. Besonderes Gewicht wird jedoch auf Stücke ge-
legt, die bei Schönheit und Billigkeit den Bedürfnissen des
praktischen Gebrauchs entsprechen. Die Entwürfs, die ander-
weitig noch nicht verwertet sein dürfen, sind anonym, mit
Motto oder Monogramm versehen, bis zum 1. Oktober d. I.
an den Verein einzussnden. Sie werden bis 1. November
von einer aus dem Vorsitzenden desselben, aus drei Künst-
lern, zwei Jndustriellen und einem Kunstfreunde gebildeten
Jury beurteilt und alsdann im Festsaal des Vereinshauses
in der Pfandhausstraße in München Lffentlich ausgestellt
werden. Die prämiirten Arbeiten gehen in den Besitz des
Vereins über, der sich vorbehält, sie sowohl sür die Zwecke
der Verlosung in einer beliebigen Anzahl von Exemplaren
ausführen zu lassen als auch in seiner Zeitschrift unter
Nennung des Urhebers zu veröffentlichen.

LZ'. Berlin. Vor einigen Jahren hat eine kunstsinnige,
reiche Dams, Frau Boisonet aus Lübeck, zum Andenken
an ihren früh verstorbenen Sohn, welcher an der hiesigen
Bauakademie seine Studien gemacht hatte, ein Kapital von
100 000 Franken zu dem Zwecke vermacht, daß von den Zinsen
dersslben jährlich ein Stipendium in dsr Höhe von ctwa
3000 Mark sür technischs und kunstwissenschaftliche Studien-
reisen, deren Resultate dann publizirt werden sollen, vergeben
werde. Die technische Hochschule in Berlin hat die zu lösends
Aufgabe festzustellen und der Kultusminister hat unter den
Bewerbern dann das Stipendium an die geeignete Persönlich-
keit zu vergeben. Die Aussührung der dankenswerten Stif-
tung ist in vollem Gange. Sowohl von der Jngenieurab-
teilung als auch von der Hochbauabteilung der Technischen
Hochschule sind bereits je zwei Aufgaben gestellt worden. —
Die erste Aufgabe, welche aus dem Gebiet des Hochbaues im
Jahre 1878 gestellt wurde, war eine genaue Aufnahme der
Proppläen der Burg zu Äthen. Baumeister R. Bohn hat
dieselbe in vortrefflicher Weise gelöst. Seine Arbeit wird
demnächst publizirt wsrden. Die zweite Aufgabe, welche im
vorigen Jahre gestellt.wurde, betrifft die Ilntersuchung und
Darstellung der Baukunst des deutschen Ritterordens im
Ordenslande Preußen. Mit der Lösung derselben ist der
Baumeister C. Steinbrecht beauftragt und damit auch
bereits beschästigt.

Sammlungen und Ausstellungen.

n. L. Die 55. Ausstellung der kgl. Akademie der Künste
in Bcrlin ist am 4. September eröffnet worden. Obwohl
der Katalog 1118 Nummern zühlt nnd die Jury autzerdem
noch 270 Nummern zurückgewiesen hat, ist die Physiognomie
der Ausstellung eine wenig befriedigende. Die Versuche, die
mangelnds Qualität durch eine ermüdende Quantität, von
der man sich eine Wirkung auf das große Publikum verspricht,
 
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