Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

DOI Artikel:
Deutscher Künstlerkongreß
DOI Artikel:
Der Neubau des Kunstgewerbemuseums zu Berlin
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0373

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
741

Der Neubau des Kunstgeiverbemuseums zu Berlin.

742

Jlluminatwn und. Fmerwerk der vorüberkommenden
Festversammlung, dic, in Dresden am Linckischen Bade
sich ausschiffte, um in den Räumen desselben ihren Ab-
schied zu feiern. C.

Der Neubau des Aunstgewerbemuseums zu Berlin.

ss. — Von dem neuen Kunstgewerbemuseum in
Berlin, neben welchem bereits die Mauern des erst
scit kurzem in Angriff genommenen ethnologischen
Museums emporwachsen, sind jetzt die den freien An-
blick verdeckenden Gerüste ringsum entfernt, und das
imposanle Gebäude, das die Hauptstadt um eine der
ansehnlichsten architektonischen Schöpsungen bereichert,
erscheint nunmehr in seiner äußeren Gestalt bis auf
einige unwesentliche Details vollendet.

Auf einem schlichten, in Sandsteinquaderung aus-
gesührten Unterbau von mäßiger Höhe erhebt es sich
in drei Geschossen, die sich an der Hauptfront in je
sieben, an den Seitenfronten in je acht breiten, drei-
teiligen Fenstern öffnen, als ein mächtiges, fast quadra-
tisches Viereck, aus welchem in der Mitte der nach
Norden gekehrten Hauptfront, auf zwei korinthischen
Säulen und zwei Eckpilastern ruhend, die Vorhalle
des Portals mit der zu ihm emporführenden Freitreppe
und der dem Gebäude vorgelegten Rampe, inmitten
der nach Süden gerichteten Hinterfront aber ein risalit-
artiger Ausbau hervorspringt.

Ein stattliches, von Konsolen getragenes Haupt-
gesims aus teilweis farbig glasirter Terrakotta schließt
den Bau nach obenhin ab, während drei Friese aus
gebranntem Thon von gelblicher Färbung, die in der
Höhe der Fensterbrüstungen hinlaufen, die einzelnen
Geschosse voneinander sondern und die vorherrschend
horizontale Gliederung des Gebäudes nachdrücklich mar-
kiren. Gleich den aus gelblichem Sandstein bestehen-
den Simsen und Fensterumrahmungen heben sie sich in
wohlthuendem Kontrast von dem hellen Rot der Ziegel
ab, mit denen die Fassaden der beiden Hauptgeschosse
verblendet sind. Schmale Streifen von in slachem
Relief modellirten Ziegeln, die in parallelen Reihen den
Bau umgürten, erzielen eine weitere glückliche Belebung
dieser breiten Wandflächen. Den farbigen Effekt der
Fassaden aber steigern noch die in Eisen gegoffenen
bronzirten Sphinxbüsten, die im ersten und zweiten
Stockwerk den die Fenster teilenden beiden Pilastern
als Kapitäle dienen, sowie vor allem die farbigen
Glasmosaiken auf leuchtendem Goldgrunde und die
farbig glasirten Thonreliefs, die in dem obersten Ge-
schoß die Felder zwischen den Fensterösinungen ein-
nehmen und nur an der durchweg schlichter behandelten
Hinterfrvnt durch schniucklose Ziegelfüllungen der Pfeiler
ersetzt werden.

An der Herstellung der reichen dekorativen Aus-
stattung des Gebäudes, die dcr aus entschieden farbige
Wirkung ausgehenden Richtung unserer neueren Bau-
kunst vollauf Rechnung trägt, ist neben den leitenden
Architekten Gropius und Schmieden eine ganze Reihe
der trefflichsten Künstler und kunstgewerblicher Werkstätten
beteiligt. Von der Thonwarenfabrik von Augustin
in Lauban sind die glatten wie die von dem Bild-
hauer Behrendt in feinem Nelief modellirten Ver-
blendziegel, von Keferstein in Halle für hie Nord-
front, von Wimmel in Berlin sür die Seitenfaffaden
die Sandsteinarbeiten mit Einschluß der von Geyer und
Drechsler modellirten ornamental ausgestatteten Teile,
der korinthischen Pilaster sür die Fensterumrahmungen
der beiden Hauptgeschoffe rc., in durchweg vorzüglicher
Ausführung geliefert. Aus der Eisengießerei zu Seesen
stammen die nach den Modellen von O. Lessing an-
gefertigten Sphinxkapitäle, aus dem bekannten Eta-
blissement von March in Charlottenburg das stattliche
Hauptgesims des Gebäudes sowohl als auch das ge-
samte, mit Ausnahme des Sandsteingiebels für das
Hauptportal durchweg in gebranntem Thon hergestelltc,
von den Bildhauern O. Lessing, Brunow und
Siemering modellirte Bildwerk der reichen Friese
und Füllungen. Jn die Ausführung der Glasmosaiken
endlich, die zur Hälfte von Ernst Ewald, zur Hälfte
von Gesellschap entworfen sind, haben sich Salviati
und die Compagnia Venezia-Murano geteilt.

Wo dieser mannigfaltige künstlerische Schmuck über
das an sich bedeutungslose Ornament hinausgeht, ist
er darauf berechnet, das Gebäude seiner besonderen
Bestimmung nach als Pflegestätte des an vergangene
Blütcperiodeu neu anknüpfenden deutschen Knnstgewerbes
zu charakterisiren. Jn das graziöse Rankenwerk des
von O. Lessing modellirten, unterhalb der obersten
Fensterreihe ringsumlanfenLen Frieses fügen sich in der
Axe der Pfeilcr die Jdealfiguren an ihrem Werke
thätiger kunstfertiger Arbeiter und Arbeiterinnen ein,
während in der Fensteraxe von je zwei beflügelten
Putten stattliche Jnschrifttascln mit den Namen be-
rühmter, sür das Kunstgewcrbe schaffender Meister aller
Nationen gehalten werden. Je eine ähnliche, ab-
wechselnd von zwei Schwänen, zwei Adlern und zwei
Putten flankirte Namenstafel ist ferner in dem mittleren
Teile der von Brunow und Siemering herrührenden
Fensterbrüstungen der beiden Hauptgeschosse angebracht,
während in den beiden seitlichen Füllungen je zwei
zu einer Gruppe verbundene Figuren realistischen Ge-
Präges als in der Arbeit begriffene Repräsentanten
der hervorragendsten kunstindustricllen Techniken sich
darstellcn. Jn wechselnder Anordnung wiederholen
sich die zwölf verschiedenen Modellc, aus denen dieser
Cyklus besteht, in den beiden Hälsten der Hauptfront
 
Annotationen