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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Wittmer, Gustav: Zur Pflege der kunstgewerblichen Thätigkeit in Hessen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5793#0379

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s6. Iahrgang.

Beiträgc

6. Oktobcr

Nr. ^5 (Schluß).

Inserate

?l 25 ssf. für die drei
Mal gespaltene j)etit-
zeile werden von jeder

s88s.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.

Lrscheint von September bis Iuli jede woche am Donnerstag, von Iuli bis September alle hq. Tage, für die Abonnenten der „Zeitschrift für
bildende Aunst" gratis; für sich allein bezogen kostet der Iahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

und österreichischen j)ostanstalten.

Inhalt: Zur pflege der kunstgewerblichen Thätigkeit in ^essen. — Lin Münchener Bürgershaus. — Lerdinand Laufberger ss; Sigmund tichten-
stein -j-; Carl L)errmann -j-. — Litterarisches aus Wälsch-Tirol; Nachbildungen antiker Terrakotten; Der Goldschmuck von Hiddensoe. —
Monument für viktor Lmanuel in Florenz. — personalnachrichten. — württembergische Landesausstellung; Münchener Runstverein;
Vlyinpia-Museuni. — Lr. v.Riedmüller in Stuttgart; München; Brixen. — Neuigkeiten. — Auktions-Aataloge. — Zeitschriften. — Inserate.

Mil dieser Nummcr schliesst der 16. Jalirgansi d. Bl. Die erste Nummer des 17. Jaliraanas wird am 20. d M. ausgegeben. —

Zur j?flege der kunstgewerblichen Tchätigkcit in
ssessen.

Kassel, Anfang Oktober 1881.

Schon vor mehreren Jahren hat Jhr Bcrichter-
statter in der hiesigen wie in der auswärtigen Presse.
und so auch in diesen Blättern. wiederholt und dringend
darauf hingewiesen, wie notwendig es sei, unsere Samm-
lungen nnd Kunstinstitute einer zeitgemäßen Reorgani-
sation zu unterziehen, um dieselben für weitere Kreise
nutzbar zu machen. Er ging hierbei von der Voraus-
setzung aus. daß die Pflege der schönen Küuste in erster
Linie mit ins Auge zn fassen sei, wenn unser im ganzen
armes Hessenland aus eigener Kraft einen neuen Auf-
schwung nehmen und es wieder zu einer gewissen Blüte
bringen wolle. Denn diese hat nicht nur den hohen
ethischen Zweck, zur Veredelung der Sitten im allge-
meinen beizutragen, sondern sie hat auch noch die zu-
mal in gegenwärtigen Zeitverhältnissen gar nicht zu
verachtende angenehme Folge, daß dadurch, wenn die
Sache nur cinigermaßen rationell betrieben wird, der
allgemeine Wohlstand wesentlich gefördert und gehoben
wird. Leider lassen wir uns in dieser Beziehung das
doch so nahe liegende Beispiel Frankreichs immer noch
nicht genug zur Lehre dienen. Wir bewundern unsere
westlichen Nachbarn wegen des Reichtums und der
Mannigfaltigkeit ihrer künstlerischen Produktion, ja wir
räumen ein, daß letztere nicht zum geringsten Teil den
hohen Nationalwohlstand des Landes bewirke, aber
wir dcnken nicht daran, daß dies alles im letzten Grnnde

doch nur ein Werk der Erziehung sei, angeregt durch
weitblickende Staatsmänner wie Richelieu, Mazarin,
Colbert u. a. Freilich kommt Frankreich auch der
Umstand zu gute, daß seine künstlerische Tradition eine
ununterbrochene blieb, während sie bei uns durch den
unseligen dreißigjährigen Krieg und die nachfvlgende
Verwirrung aller socialen und politischen Zustände
völlig verloren ging. Aber sollten wir nicht, nachdem
wir endlich wieder eine gesunde Basis unserer politi-
schen Existenz gefunden haben, auf dem Wege der Er-
ziehung mindestens dasselbe leisten können wie die
Franzosen, die doch im ganzen für die Kunst weniger
tief beanlagt sind als wir, und deren große Erfolge
mehr auf geschickter iniss-sn-sotzne als auf hervor-
ragendem inneren Talent beruhen?

Was in dieser Hinsicht von einem ganzen Volke
gilt, das findet seine Anwendung auch auf das einzelne
Land, den einzelnen Stamm. Auch unser hessischer
Volksstamm hat viel Begabung für die Kunst, mehr
als ihm mancher zutrauen mag. Jn ältercr wic in
neuer Zeit haben die höheren Künste stets namhafte
Bertreter hier gehabt, doch auch unter den Handwerkern
ist viel Talent vorhanden, wovon mir zahlreiche übcr-
raschende Beispiele bekannt geworden sind. Es kommt
nur darauf an, ihm Mittel und Wege zu seiner Aus-
bildung zu bieten, woran es bisher so sehr sehlte.
Hier nun haben die entsprechcnden Jnstitute der Pro-
vinzialhanptstadt in einer die Bedürfnisse der Provinz
zuuächst berücksichtigendcn Weise einzugreifen. Zunächst
Waren Vorbildersammlungen einzurichten, um in gleicher
 
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