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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0003

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s7. Iahrgang.
Beitrüge

sind an si>rof. Dr. L. von
kützow (Wien, There-

Leipzig, Gartenstr. 6,
zu richten.

20. Oktober

Nr. 1.

Inserate

ü 25 pf. für die drei

s88s.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.



Aorrcspondcnz.

Berlin, im Oktober l88t.

It.. Hnns Maknrts ncucstes Gemäldc „Dcr
Sommer" ist nuf seiner Wnnderung vor kurzem hier
cingetroffen und im Loknle des Berliner Kiinstler-
vereins zur Ausstellung gelnngt. Durch einen im
vorigen Jcchre nntcrnommcncn Umbnu ist der Vcrein
in den Besitz eineS gernumigen OberlichtsanleS gekommen,
dcr ihm gcstnttet, selbst Gemnldcn von Dinicnsioncn,
wic sic dic schrnnkcnlose Phnntnsie Maknrts liebt, dns
Gnstrccht zn gcwnhren. Dns Licht ist nngenehm und
mild nnd fnlscht den Eindruck der Bilder bei weitem
nicht in dem Grnde, als es in dem unglücklichen stro-
disorischen Kunstnusstellnngsgebnude nm Cnntinnplntz
dcr Fnll ist. Mnknrts „Sonimer" bcwcgt sich wieder
im Kreise der Existenzbilder, welche dcr Maler in den
Zwischenpnnsen zwischen seinen großen mythologischen
und „historischen" Kompositionen zu malen Pstcgt. Ein
Stoff, der gernde siir ein Genrebild von cin pnnr
Qnadrntfnß nnsgercicht hnttc, ist iiber eine kolossnle
Leinwand nusgedehnt worden, die nur stestenweise
interessnnt ist. Wnhrend einzclne Pnrtien, z. B. die
Nücknnsichten der bndcnden Dnmcn und ein jungcs, hnlb-
wüchsiges Mndchen, welches erst zur Hnlste nusgekleidet
nm Rnnde des Badebnssins sitzt, mit großer Liebe nnd
Sorgfnlt durchgebildet sind, erscheincn andcre Stesten
nuss grvblichste vernnchlnssigt oder hvchstens mit der
bekannten Hnrin hingebürstet, so dnß mnn sich dnrüber
nrgern könnte, wenn nns Mnknrt nicht nn solche
Spnße gewvhnt hntte. Mnn frcnt sich, dnß hier cin
Oberkvrper korrekter nnd solider nls sonst gezeichnet ist;

aber die Frende wird sofort tvieder verdorben, wenn
mnn nuf die knum nus der Untermnlung heransge-
pinselten Beine blickt. Daß die Kvpse der Damen
snmt nnd sonders tot nnd seelenlvs sind, bednrf keiner
nusdrncklichen Versicherung. Die Sccne spielt — doch
dns ist schon zuviel gesngt, dn das Gnnze nichts weiter
nls ein üppiges Stillleben ohne Leben und Bewegung,
eine Verherrlichung des rnffinirtesten Sybaritismus ist,
der Rnum nlso, in welchem die zehn Figuren ver-
snmmelt sind, ist einc Hnlle von hvchst phnntastischer,
dnrch kcin Stilgesetz gebnndigter Architektur, die sich
nnch links nuf ein Bassin öffnet, nn welches sich im
Hintergrnnde eiu Garten mit tropischer Vegetntion
schließt. Dem Bnssin entsteigt eine junge Frau mit
einem Knnben nn der Hnnd, der noch lustig im Wnsser
umherstnmpft. Eine zweite Frnu, die deni Beschauer
ihren leuchtenden Rücken zukehrt, ist eben dabei, ihr
letztes Gewand nbzustreifen; am Boden sitzt dns schon
crwnhnte juuge Mndchen. Jn der Mittc der Kompo-
sition ungefnhr vffnct sich dic Wnnd zu eincr Nische,
welche nach hinten durch einen purpurroten Vorhnng
geschlosten ist. Hier liegt nuf üppigem Ruhebett eine
dritte Frnu, dercn erhobene Linke von weißen Schmetter-
lingen nmgnukclt wird, Ivelche sich in piknntem Kontrnst
von dem rvten Hintcrgrunde nbheben. Die ruhende
Vcnus ist eben dem Bade entstiegen; nur ein dllnnes
Seidengewnnd ist nm ihren linken Oberschenkel ge-
tvnnden. Anf dcr rcchten Seite sind vier Frnuen in
reichster Trncht, welche noch ni» ehesten mit der vene-
tianischen des 16. Jnhrhunderts verwandt ist, um einen
Tisch mit einem Schnchbrett gruppirt. t^ine der Baden-
den, welche einen weißen Bndemnntel umgeworfen hat,
 
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