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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Wolf, August: Die Ausstellung der "Vorratbilder" des Dogenpalastes
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0019

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^7. Iahrgang.

Beiträge

sind an ssrof. Dr. L. von
Lützow (Vien, There-
sianumgasse 25) oder an
die verlagshandlung in
Leipzig, Gartenstr. 8,
zu richten.

3. November

Nr. 5.

Inserate

ü 25 für die drei
Mal gesxaltene ssetit-
zeile werden von jeder
Buch- u.Runsthandlung
angenommen.

188s.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunft.

Lrscheint von Oktober bis Iuli jede woche am Donnerstag, von Iuli bis September alle hq- Tage, für die Abonnenten der „Zeitschrift für
bildende Runft" gratis; für sich allein bezogen kostet der Iahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

und österreichischen j)ostanstalten.

Inhalt: Die Ausstellung der „vorratbilder" des Dogenpalastes. — Die Frankfurter Runftausstellung (Schluß). — Friedrich Hitzig -j-; Friedrich
Lrbardt -j-. — ssicks „Monatsschrift für die Geschichte westdeutschlands"; Die diesjährige Ausgabe des weimarer Radirvereins ; Kunst-
lagerkatalog von Franz Meyer in Dresden. — Aus den wiener Ateliers; Münster: Abbruch des St. Lambertiturmes; Staatsaufträge;
Das Moltke-Venkmal in Röln; s?rof. Müller in Aassel. — Stuttgart: Gutekunsts Runstauktion; Versteigerung der Landauerschen Gemälde-
sammlung. — Neuigkeiten des Buch- und Runsthandels. — Zeitschriften. — Inserate.

Die Ausstellung der „Vorratbilder" des Dogen-

palastes.

Venedig, Mitte Oktober 1881.

Wenn die Ausstellung der aus dem Vorrat her-
vorgezogenen alten Bilder der Akademie den Beweis
geliefert hat. daß dort keine besonderen Schätze dem
Tageslicht vorenthalten waren, wie man allgemein an-
nahm, so überraschte dagegen die Ausstellung des Vor-
rates im Dogenpalaste wenigstens durch einzelne
interessante Kunstwerke. Da die Absicht vorliegt, die
Sammlung fernerhin der Öffentlichkeit zu erhalten, so
wird sich wohl irgend ein Berusener der Arbeit unter-
ziehen, das Vorhandene genauer zu Prüfen, was mir
leider nicht vergönnt war. Jch muß mich anf einige
knappe Angaben beschränken. Von der aus ungefähr
100 Nummern bestehenden Ausstellung befinden sich
etwa zwanzig in der permanenten Lokalindustrieaus-
stellung. Unter ihnen macht sich ein prachtvoller Paolo
Beronese bemerkbar, ein Deckengemälde in eigentüm-
licher Kreuzesform. Wir sehen die Venetia auf dem
Throne, eine in den oberen Partien in Helldunkel gehal-
tene Gestalt, welcher Ceres Feldfrüchte reicht. Jm untern
Kreuzesarm befindet sich ein prächtiger Putto, eine
Fruchtgarbe auf dem Kopfe tragend, von der er be-
schattet wird. Ferner ist Varotari mit einem Decken-
bilde vertreten, welches die klugen und thörichten Jung-
frauen in sehr verkürzten Kolosialgestalten darstellt.
Eine Reihe von Senatoren, jedesmal zu dreien oder
vieren einen Heiligen anbetend, gehören der Schule
des Palma giovane an. Jn den übrigen Räumen
der Ausstellung macht sich eine lange Reihe von Por-

träts bemerkbar, oft von großem Jnteresie, sei es wegen
des Charakters der Persönlichkeit, sei es wegen male-
rischer Vorzüge oder auch des Kostüms halber, welches
von den Zeiten des Palma vecchio bis in die letzte
Epoche der Republik herabreicht. Merkwürdig ist auch
ein großes Bild mit einer großen Anzahl Betender,
das wohl ebenfalls aus der Schule des Palma giovane
stammt. Dieses Massenporträt gehörte offenbar einer
„Scuola" an und stellt deren Mitglieder dar. Der-
artige Darstellungen Waren hier stets begehrt, und wir
sehen deren auch einige in der Akademie, ganz besonders
jedoch in der Kirche degli Angeli auf Murano, welche
seit ihrer Verkleinerung zu einer Art von Bildergalerie
geworden ist. Auch verschiedenen Dogenporträts be-
gegnet man. Das bedeutendste ist jedoch ein großes
Altarwerk, ehedem aus fünf Tafeln bestehend, von
welchen jedoch nur noch drei vorhanden sind und
welches dem Giovanni Alemanno angehört, jenem
Muranesen, der früher mit Giovanni da Murano
(Vivarini) für eine Person gehalten wurde. Wir sehen
auf dem Mittelbilde, im Stile der gekrönten Maria
von 1446 in der Akademie, eine sonst höchst selten
vorkommende Darstellung, die auf Löwen thronende
Venetia; das Bild ist auf Goldgrund gemalt, mit auf-
gehöhtem Goldrelief, Spruchbändern und all jenem
Beiwerke, welches die Schule von Murano anzubringen
pflegte. Ein Seitenbild stellt den h. Georg in glänzen-
der Rüstung dar; das Seitenstück hierzu, vielleicht eine
weibliche Heilige, ist verloren gegangen. Das dritte zu
dem Werke gehörige Bild stellt den Engel der Ver-
kündigung dar. Die dazu gehörige Madonna fehlt.

Jn der ehemaligen Camera degli Avocatori werden
 
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