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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Die Frankfurter Kunstausstellung, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0022

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39

Nekrologe.

40

gilt namentlich von den verstorbenen Zwerger und
Eduard Schmidt von der Launitz. Von den Lebenden
erwähncn wir die Porträtarbeiten vonNordheims, der
auch als Stempelschneider Hervorragendes geleistet hat:
hiervon zeugen die Frankfurter Münzen 1857—1866.
Ferner Kaupert, dessenidealeRichtunginseinenfrüheren
Werken sich zeigt, während hübsche Genrefiguren ver-
stehen lassen, wie dieser Künstler in neuerem Werken,
wie in den für die Basilika in Trier ausgeführten Figuren
von Christus und den Evangelisten Matthäus und
Markus, zu einer mehr realistischen Auffassung übergehen
konnte. Von Karl Rumpf, welcher an der idealen
Richtung festhält, sehen wir das Modell zu der Gruppe im
nördlichcn Giebelfeld des Opernhauses und von neueren
A-rbeiten die sehr schöne Jphigenia. Jm Porträtfach
zeichnet sich Friedrich Schierholz aus, von dem wir
die trefflich gelungene Büste Schopenhauers hervorheben,
in welcher der Künstler bei vollkommener Pvrträtähn-
lichkeit und realistischer Treue den geistvollen Ausdruck
des Philosophen sicher zu erfassen wußte.

Bei einer Ausstellung von 1838 Nummern konnte
es uns selbstverständlich nur darauf ankommen, einzelne
charakteristische Punkte hervorzuheben, und wir mußten
vieles Tüchtige dem Namen nach unerwähnt lassen.
Wir glauben hierzu aber umsomehr berechtigt zu sein,
als die Ausstellung eigentlich neue Werke nur in ganz
verschwindender Zahl gebracht hat. Es kam also
nicht auf die Würdigung einzelner Leistungen, sondern
der Richtungen an, wie sie in hervorstechender Weise,
als den Gesamtcharakter der Kunstwirksamkeit in Frank-
furt bildend, uns in der durch die Ausstellung gegebenen
Zusammenfassung entgegentreten und sich an einzelne
Namen vorzugsweise anheften. Eine in dieser Be-
ziehung gewonncne Klarheit kann für das fvrderliche
Gedcihen des Kunstlebens nur von gutem Erfvlge sein.
Denn auch in der praktischen Kunst ist es ebenso wie
anderswo: die Erkenntnis, wo man steht, ist die erste
Bedingung zum Weiterkommen. Wenn aber die Aus-
stellung jedem, der teil genommen hat, klar und deut-
lich gcsagt hat, wo er im Verhältnis zn gegenwärtigen
und früheren Mitstrebenden steht, was nur durch Gegen-
übertreten, nicht durch Abschließung geschehen kann, so hat
sie ihren Zweck erreicht und die wahrlich nicht geringe
Last und Sorge der Veranstalter der Ausstellung ist
reichlich belohnt. V. V.

Nekrologe.

Fricdrich Hitzig ch. Am I I.Oktober hat das Kunst-
leben Berlius einen schweren Verlust erlitten. Mitten
aus einer Thätigkeit heraus, die durch die Kränklichkeit
dcr letzten Jahre keine Unterbrechung erfahren hatte,
wurde uns Georg Heinrich Friedrich Hitzig durch den
Tod entrissen, ein Siebziger zwar, aber noch ein Mann

in der Fülle seiner geistigen Kraft, ein Künstler, dem die
schöpferische Phantasie noch nicht ihren Dienst versagte.
Eben erst hatte er eine überaus schwierige Aufgabe,
den Umbau des Zeughauses zu einer Ruhmeshalle, mit
seltenem Takt gelöst und dem Jnnern eine Gestalt ver-
liehen, welche dem monumentalen Charakter derFasiaden
entspricht. Das große Polytechnikum an der Weich-
bildgrenze Berlins, hart vor Charlottenburg, war kurz
vorher unter Dach gekommen und der Erweiterungsbau
der Börse eben in Angriff genommen worden, als der Tod
einer von den glänzendsten Erfolgen begleiteten Thätig-
keit ein Ziel setzte. Am 14. Oktober bewegte sich ein
imposanter Leichenzug von der königl. Kunstakademie,
in welcher die Trauerfeier stattfand, an der Ruhmes-
halle und der Börse, dem ersten und letzten Monumental-
bau Hitzigs, vorüber nach dem Dorotheenstädtischen
Kirchhof, auf welchem Schinkel beerdigt ist und wo
auch einer seiner genialsten und berufensten Nachfolger
seine letzte Ruhestätte finden sollte.

Hitzig wurde am 8. April 1811 in Berlin ge-
boren, als der Sohn des bekannten Kriminalisten und
Litterarhistorikers Eduard Hitzig, dessen geselliges Haus
Jahrzehnte lang den Mittelpunkt des schöngeistigen
Berlins bildete. E. T. A. Hoffmann, Wilibald Alexis
(Häring), Zacharias Werner und Chamisio gehörten
zum Kreise der engeren Freunde, deren anregender Ber-
kehr nicht ohne Einfluß auf den sich schnell entwickelnden
Knaben blieb. Schon mit 17 Jahren konnte er nach
Absolvirung der Gewerbeschuls das Feldmesserexamen
machen und seine Studien auf der Bauakademie fort-
setzen, zu einer Zeit also, wo Schinkel im Zenith seines
Schaffens stand und bestimmend auf die Stil- und
Geschmacksrichtung der jüngeren Architektengeneration
einwirkte. Unter seiner Leitung nahm Hitzig am Bau der
neuen Sternwarte teil und beendigte dann seine Studien
auf dem Gebiete des Hochbaues und der schönen Archi-
tektur, so daß er nach einer Reise nach Paris 1837
die Baumeisterprüfung mit Ehren bestehen konnte. Ent-
gegen den bestehenden Usus trat er jedoch nicht in den
Staatsdienst, sondern etablirte sich mit Eduard Knob-
lauch (f 1865) als Privatbaumeister. Er fand bald
Gelegenheit, eine umfangreiche Thätigkeit in Berlin
und außerhalb zu entwickeln. Was er in Berlin im
Privatbau geschaffen hat, ist für letzteren bahnbrechend
und epochemachend geworden. Durch Schinkels maleri-
schen Sinn inspirirt, brachte er das landschnftliche Ele-
ment mit der Architektur dergestalt in Verbindung,
daß die letztere durch das erstere beeinflußt und die eine
mit dem andern zu einem gefälligen Ganzen vereinigt
wurde. So enstanden nach und nach in der Bellevue-,
Lenns-, Viktoria-, Roon- und in der nach ihm be-
nannten Hitzigstraße eine Reihe von Häusern, welche
zwischen der ländlichen Villa und dem städtischen Wohn-
hause die glückliche Mitte halten. Jn der Eleganz der
Ornamentik und der Vornehmheit der Gliederung doku-
mentirt sich der Charakter des letzteren, während die
Belebung der Fasiaden durch Erker, Balkone, Borbauten
und Freitreppen an die malerische Unregelmäßigkeit der
Villenarchitektur erinnert. Die Vorgärten mit ihren
Baumgruppen wurden in dieBerechuung der malerischen
Wirkung mithineingewgen, und so bildete sich allmählich
ein eigenartiger Stil heraus, der auch während der
Folgezeit für das ganze Tiergartenvierlel maßgebend
wurde und bis auf den heutigen Tag geblieben ist.
 
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