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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0023

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Kunstlitteratur und Kunsthandel.

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So hat Hitzig den Grund zu dem schönsten Stadtteile
Berlins gelegt, der in seinem reichen Wechsel indivi-
dueller Häuserphysiognomien in keiner zweitcn Welt-
stadt seinesgleichen sindet.

Ähnliche Vorzüge weisen Hitzigs städtische Wohn-
häuser auf, wie z. B. das Haus des Bankiers Krause,
das Gersonsche Wohnhaus und das Palais des Grafen
Pourtalss. Ersteres und letzteres zeigen die Formen
der französischen Renaisiance, die Hitzig nur sclten an-
gewendet hat. An seinen Privatbauten waltet sonst
der hellenisirende Klassizismus vor, dem er ein gefälliges,
dem modernen Geschmack angepaßtes Gepräge zu geben
wußte. Jn die erste Periode seines Schaffens, die
durch eine 1857 nach Ägypten, Griechenland und
der Türkei unternommene Reise äußerlich ihren Ab-
schluß findet, fällt auch der Bau des Palastes Revol-
tella in Triest, bei welchem er seine Befähigung für
eine monumentale Ausdrucksweise erproben konnte. Jn
Berlin fand er erst 1859 dazu Gelegenheit, in welchem
Jahre er als Sieger aus der Konkurrenz um ein neues
Börsengebäude hervorging. Auch dieser Bau ist für
die architektonische Entwickelung Berlins insofern von
epochemachender Bedeutung, als er der erste Monumen-
talbau ist, desien Fasiaden in echtem Material (Sand-
stein) hergestellt sind, ein Vorzug, der Schinkels Werken
nicht zu teil geworden ist.*) Die Lage des Baugrundes
gestattete Hitzig nicht, in der äußeren Gestaltung des
Gebäudes den Charakter der Börse zum Ausdruck zu
bringen. Er begnügte sich damit, eine wirkungsvolle
Palastfasiade zu entwickeln, und das ist ihm durch An-
ordnung einer durch zwei Geschosie gehenden Säulcn-
reihe in vollem Maße gelungen. Viel klarer und
energischer kommt die Bestimmung des Gebäudes in
der Reichsbank zum Ausdruck, wo ein schräg gestellter
Sockel aus dunkelgrauem, belgischen Kohlenkalkstein
schon nach außen hin die Sicherheit der Tresors gegen
Feuer und Einbruch andeutet. Aus der Hauptfasiade
tritt ein von einem Triglyphensries gekrönter Mittel-
risalit heraus, welches durch acht korinthische Säulen
im oberen Geschoß gegliedert wird. Die mit roten und
gelben Backsteinen verblendeten Flächen verbinden sich
mit dem gelblichen Sandstein der Architekturteile zu
einer ernsten Farbenharmonie, welche der Grund-
stimmung des Ganzen entspricht. Vor der Vollendung
der Reichsbank, die in das Jahr 1877 fällt, hat Hitzig
auch das provisorische Reichstagsgebäude mit Benutzung
vorhandener Gebäude der Porzellanmanufaktur ge-
schaffen. Der Ruhmeshalle und des Polytechnikums
haben wir schon gedacht.

Hitzig war Geh. Regierungs- und Oberbaurat,
Ritter des Ordens your Is märiw und seit 1875 un-
unterbrochen Präsident der königl. Akademie der Künste.
Es war ihm vergönnt, einen wesentlichen Einfluß auf
die Gestaltung der baulichen Physiognomie Berlins zu
gewinnen, und diesem Einfluß ist es mit in erster Linie
zuznschreiben, daß sich Berlin im Laufe des letzten
Äahrzehnts nach langem RiNgen mit widrigen Ver-
hältnissen zu einer der schönsten Städte des Kontinents
entwickelt hc>t. Bank und Börse sind die dauernden
Denkmale seines Ruhms.

^_ Ndolf Nosenberg.

*) Bei dieser Gelegenheit sei erwühnt, daß kürzlich be-
schlosien worden ist. die Fassade des Schinkelschen Schau-
spielhauses im nächsten Jahre mit Sandstein zu verblenden.

Friedrich Erhardt, Porträtmaler in Stuttgart, starb
daselbst nach langen Leiden den 2l>. September 1881. Er
ivurde in Winterbach in Württemberg 1825 geboren, erhielt
seine erste Ausbildung in Berlin, dann aber hauptsächlich
in Stuttgart, wo sich bald der Hofmaler Gegenbaur für ihn
interessirte, der ihn bei den Fresken im Residenzschloß ver-
wandte und ihn mit Austrägen für die königlichen Lust-
schlösser Rosenstein und Wilhelma betraute. Erhardt gehörts
bald zu den meist beschäftigten und beliebtesten Porträtmalern
in Stuttgart. Er malte wiederholt die Bildnisie der Königs
Wilhelm und Karl und der Königinnen Pauline und Olga
von Württemberg, sowie anderer Glieder der königlichen
Familie und der Aristokratie, die viele Anerkennung fanden.
Der König ehrte seine Verdienste durch die Verleihung der
großen goldenen Medaille sür Kunst und Wissenschaft und
1876 durch die Ernennung zum Hofmaler. Seit mehreren
Jahren leidend, konnts er sich in der letzten Zeit nur noch
wenig seinem^Beruf widmen. Seine Bildnisse zeichnen sich
durch großs Ähnlichkeit, gute Auffassung, klare Färbung und
äußerst sorgfältige Ausführung aus.

Aunstlitteratur und Aunsthandel.

11. 11. Pjcks „Monatsschrist für die Geschichte Wcst-
deutschlands", welche seit einer Reihe von Jahren im Ver-
lage der Fr. Lintzschen Verlagshandlung in Trier erscheint,
wird vom 1. Januar 1882 ab unter Lem Titet „Westdeutsche
Zeitschrift für Geschichte und Kunst", unter der Redaküon
von Or. Hettner in Trier und Or. Lamprecht in Bonn in
demselben Verlage herausgegeben werden. Sie hat, gegen-
über den vielen provinzialgeschichtlichen Zeitschristen, welche
sich mit der Publikation lokaler Stoffe beschäftigen, sich zur
Aufgabe gestellt, der wissenschaftlichen Behandlung des ver-
öffentlichten Stoffes eine Stätte zu bieten, die Geschichte West-
deutschlands auf dem Hintergrunde der allgemeinen Geschichte
darzustellen, um damit auch die Spmpathien des gröheren
Publikums für die Provinzialgeschichte zu gewinnen. Da-
neben wird sie auch ferner Lem Lokalhistoriker alle für seine
Arbeiten notwendigen Notizen aus der Forschung der Gegen-
wart übermitteln und über Entdeckungen bisher unbekannter
Denkmäler berichten.

8-8. Die diesjährige Ausgabe des Weimarer Radir-
vcreins, welche demnächst erschei'nt (Weimar, Kraus), über-
trifft die vorjährige in vieler Beziehung und ist ganz geeignet,
zu zeigen, wie lebensfähig das von den Niederländern Willem
Linnig ssn. und Prof W. Linnig z'uL. gegrünvets Unter-
nehmsn ist. Diese beiden Maler, von welchen der letztere
als Lehrer an der großherzoglichen Kunstschule wirkt, sind
als Radirkünstler speziell in Belgien sehr bekannt und ge-
schätzt. Auch unsere Abonnenten werden sich des von uns
im Frühjahr dieses Jahres gebrachten Porträts Fr. Prellers
von Linnig suL. gerne erinnern. Wie nicht anders zu er-
warten stand, sind die beiden Radirungen, welche die Ge-
nannten zu der 14 Blatt starken Sammlung lieferten, die
technisch vollendetsten der ganzen Edition. — Mit weiteren,
anerkennenswerten Beigaben beteiligten sich an Landschastern:
Prof. Hagen, Fritz von Schennis, Prof. Arndt, Weich-
berger, Baron von Gleichen - Rußwurm; an Tier-
malern: Dir. Prof. Brendel mit einer ungemein kräftigen,
wirkungsvollen Leisiung und sein kürzlich mit goldener Me-
daille prämiirter Schüler Hans W. Schmidt. — Außer den
beiden Linnigs ist unter LenBlättern mit figürlichen Kompo-
sitionen noch Woldemar Friedrich, der bekannte Jllustrator,
zu nennen. Der Gesamteindruck, den die Publikation macht,
ist ein recht guter. Das Werk ist mit starken Untersatzkartons
fein ausgestattet und der von Brockhaus in Leipzig besorgte
Abdruck der Platten ist als durchaus geglückt zu bezeichnen.

Der Kunsthändler Franz Meyer in Diesden hat seinsn
7. Kunstlagerkatalog soeben erscheinen lassen, welcher
Sammlern von Radirungen neuerer Meister willkommen sein
wird, da er in 1689 Nummern sowohl durch die darin ver-
tretenen Meister als auch durch die reiche Auswahl ihrer besten
Werke selbst großen Sammlungen Gelegenheit bietet, ihre
Lücken auszusüllen. Jn der Regel stehen Arbeiten lebender
oder kurz verstorbener Künstler in mäßigeren Geldpreisen als
die der alter Meister, was sich leicht erklären läßt. Aber
auch die Künstler unserer Zeit werden einmal alt genannt
werden, und dann wird manches Blatt eine wesentliche
 
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