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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Ausstellung in der Berliner Nationalgalerie
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0074

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Kunstlitteratur, — Neue Kunstblütter und Kupferwerke,

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thätig war, hatte in Rom durch Joseph Anton Koch
einen bestimmenden Einfluß erfahren. Er blieb sein
Leben lang der nach Größe der Auffassung strebenden,
stilisirenden Richtung treu, welche ihre Hauptvertreter
in Koch, Rottmann und Preller gesunden hat. Die
Ausstellung bietet keine Gemälde von seiuer Hand,
sondern nur ca, fllnszig Kohlenzeichnungen, deren Mo-
tive teils aus Jtalien, teils aus seiner hessischen Heimat
geschöpft sind. — Ganz auf dem Boden des modernen
Realismus iu der Landschaftsrnalerei steht dagegen
Marie von Parmentier, geb, 1846, eine Wienerin,
welche 1879 in Florcnz gestorbeu ist. Während ihre
hochbegabte Schwester Luise, die Gattin von Adalbert
Begas, ihre poesie- und stimmungsvollen Landschasten
meist nach italienischen Motiven malt, hatte sie sich
die normannische Küstenlandschaft zu ihrer Dvniäne
erkoren, die sie erst kurz vor ihrem Tode mit Jtalien
vertauschte, Eine Schülerin Emil Jakob Schindlers
war sie später nach Paris gegangen, wo sie sich vor-
zugsweise au Daubigny, den Meister der Stimmuugs-
landschaft, anschloß. Was sie von ihm gelernt, ver-
wertete sie in einer Anzahl von Gemälden, welchefchlichte
Motive aus den Häsen von Dieppe und Trvport be-
handeln. Jhre Technik war sehr ausgebildet, Besonders
gelang ihr die Wiedergabe der mit Wasserdünsten ge-
schwängerten Luft in ihren verschiedenen Tonabstufuugen,

L.

Aunstlitteratur.

G. K, Wtlh, Seibt, Studien zur Kunst- und Kultur-
geschichte, 1, H, S, Beham. — Deutsche Trmkgläser.
Frankfurt a, M, bei H. Keller, 1882. 8,

Künstler, über deren Lebensschicksale und Thätigkeit die
Zeit einen dichten Schleier gezogen hat, so daß Vermutungen
und Deutungen ein großer Spielraum gewährt wiro, reizen
in unseren Tagen eben darum besonders die Forscher zu ein-
gehenden Stubien, Jnsbesondere gilt dies, wenn derKünstler
selbst einen gewissen Rang in der Kunstgeschichte besitzt. Zu
dieser Art von Künstlern gehört auch S, Beham (geb,
1500, gest. 1550), Nachdem Passavant bereits im einzelnen
vorgearbeitet, hat Rosenberg 1875 in seiner verdienstvollen
Monographie über die beiden Brüder Beham manchen Jrrtum
beseitigt, manchen Widerspruch gehoben, Wie uns der erste
Artikel des vorliegenden Heftes, das sich als die erste Liefe-
rung eines Sammelwerks darstellt, belehrt, hat Rosenberg
noch nicht das letzte Wort über den Künstler gesprochen; der
Verfasser versucht es, einzelne Ansichten des letzteren näher
zu begründen, andere zu berichtigsn, wobei er sich auf archi-
valische Quellen stützt, die Rofenberg nicht zu gebote standen.
So wird namentlich H. S, Behams Aufenthalt in Frank-
surt a, M, durch Nachrichten, die G. L. Kriegk aus den
Stadturkunden schöpfte, näher beleuchtet. Wenn Rosenberg
z. B, noch an Sandrarts Behauptung festhält, Beham hätte
in Frankfurt einen Weinschank eingerichtet, so weist der
Verfasser nach, daß hier eine Personenverwechselung mit einem
übel beleumundeten Büchsenschäster Hans Beham aus Hessen
stattgefunden hat, Die Gründe, welche der Verfasser S. 6 u.
29 für seine Behauptung beibringt, daß beide Beham un-
mittelbare Schüler Dürers gewesen seien, daß sie also unter
seiner Aufsicht in dessen Werkstatt gearbeitet hätten, erscheinen
uns nicht stichhaltig; vielmehr ist wohl an der Ansicht Rosen-
bergs festzuhalten, daß beide nur mittelbar von Dürer

gelernt haben, Das im Anfang erwähnte unbeschriebene
Blatt ist ohne Monogramm und dessen Echtheit darum nicht
über allen Zweifel erhaben, Wir enthalten uns aber jeder
Kritik, da uns die Autopsie fehlt, — Jnteresfant ist der zweite
kulturgeschichtliche Artikel des Heftes über deutsche Trink-
gläser des 16, und 17. Jahrhunderts, Auf eine reiche
Litteratur gestützt, sucht der Verfasser die Deutung der Be-
zeichnungen: Römer, Willkomm, Paßglas, Stiefel, Ängster
und Tummler zu geben, Jn den Kreisen der Sammler und
Altertumsfreunde wird diese Untersuchung gewiß gute Auf-
nahme finden. I. E, W.

Die Welt der Farbcn, Bildnisse und Schilderungen berühm-
ter Maler, Verlag von Wilhelm Streit in Dresden.

Unter diesem etwas wunderlichen Namen verbirgt sich
eine sehr reichhaltige Sammlung durch Lichtdruck hergestellter
Porträts von Malern aller Zeiten und Völker, welche mit
ziemlich aussührlichen Biographien versehen sind, Es sind
ca, vierhundert Bildnisse in Medaillonformat, welche sich
auf elf Tafeln verteilen, Für die älteren Maler stnd die
Porträts von Vasari, Ridolfi, Sandrart, Houbraken benutzt
worden, für die modernen Maler meist Photographien, Wenn
man die Kleinheit des für jedes Medaillon zu Gebote stehen-
den Raums berücksichtigt, so muß man anerkennen, daß alles
Mögliche geleistet worden ist. Auch hinsichtlich der Voll-
ständigkeit läßt die Sammlung wenig zu wünschen übrig.
Von den nsueren Malern fehlt kaum einer, der stch irgend-
wie hervorgethan hat. Jeder wird seine Freunde finden, von
Michelangelo bis Wilhelm Busch, U

Neue Aunstblätter und Aupferwerke.

4, 8, IV. Neue Kupferstiche, Die Münchener Kunsthand-
lung von E, Aumüller hat wieder einige Blätter erscheinen
lassen, die wir mit Freude begrützen, Fünf derselben stnd
das Werk eines Künstlers, den wir vergebens in Herm. Müllers
Künstlerlexikon gesucht haben, der aber wohl darin eine Stelle
verdient hätte; es ist W, Hecht, gsboren zu Anspach im
I, 1843. Zuerst als Lplograph in München thätig, hat er
als solcher sich einen Namen gemacht, ist aber später vom
Stichel zur Radirnadel übergegangen. Seiner Radirung
nach dem bekannten Bilde Murillo's in der Pinakothek zu
München: „Der Melonenesfer", wurde bereits früher geoacht.
Jetzt ist ein Pendant dazu entstanden: „Die würfelnden
Jungen",nach demselben Meister in der genannten Sammlung,
Beide Blätter find von einer Brillanz, daß es dem geübten
Auge keine Anstrengung kostet, die leuchtende Farbe des
großen spanischen Koloristen darin zu empfinden. Dasselbe
gilt von einem anveren Blatte des Künstlers: „Madonna
mit dem Kinde", nach Tizian, aus derselben Sammlung,
Auch hisr ist auf die Durchbildung des koloristischen Prinzips
Nachdruck gelegt, und Köpfe, Gewandung und Landschast sind
zu einem vollen Ganzen zusammen gestimmt. Zwei Bild-
nisse, beide nach Lenbach, schließen sich diesen nach alten
Meistern reproduzirten Blättern würdig an, Das eine zeigt
uns das Kniestück einer Ungarin; die Stellung, die Be-
tonung der Rasse, dsr Ausdruck, das Mienenspiel, alles ist
lebensvoll und charakteristisch wieoergegsben, Das andere
zeigt uns im Profil nach links das Brustbild Moltke's,
dem eine Kreidezeichnung Lenbachs zu Grunde liegt; die
feinen Züge dss grotzen Strategen sind ebenso verständnis-
voll gegeben wie die Arbeit der schwarzen Kreide, die leichten
wie die scharfen Linien des Zeichners täuschend nachgebildet
sind, — Auch von A. I. Schuttheiß (geb, 1823s ist ein neues
Blatt zu verzeichnen, Der Künstler hat eine reiche Thätig-
keit hinter sich; wir erinnern nur an Tizians Zinsgroschen,
Rubens' Neptun (Huos 6Ac>); sehr viele seiner Btätter wurden
zu Kunstvereinsblättern verwendet, so daß der Künstler durch
diese in weiten Kreisen bekannt geworden ist, Das neu publi-
zirte Blatt giebt das Meisterwerk Rembrandts „Der Künstler
mit seiner Frau" im Dresdener Museum wieder, Das Ori-
ginal, das uns den großen niederiänbischen Meister und seine
junge Gattin in einem Momente höchsten Glücksgefühls vor-
sührt, ist selbst für den besten Stecher kein leichter Vorwurf,
Aber das Wagnis ist Schultheiß glücklich gelungen, und das
Blatt wird sich sicher viele Frsunde erwsrben.
 
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