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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Die jüngsten Erwerbungen der Nationalmuseen Frankreichs, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0090

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175

Kunstlitteratur.

176

eine Marmorgruppe I. B. Pigalle's „Freundschaft
und Liebe", dreiTerrakottabüsten von Houdon (Washing-
tvn, Frcmklin, Diderot) aus dem Nachlasse des Samm-
lers Wvlferdiu, eudlich zwei Marmorbüsteu von Rude
(dcr Maler L. David und Mme. Cabet, cine Nichte
des Künstlers). Das höchste Jnteresse und den grvßten
Wert dieser Abteilung nehmen jedoch unter den ge-
schenkten Gegenständen acht Plaquette und Medaillen der
italienischen Renaissance in Anspruch, die von Herrn
Gustave Drepsuß stammen, dem bencidenswertenBesitzer
der reichsten und gewühltesten Pariser Privatsammlung
vvn Kunstgegenständen dieser Art. Dem Sujet nach sind
es: cine allcgorische Darstellung, ein antikes Opfer,
Judith und ihre Begleiterin, unv die Schlacht Vvn
Cannä; sodann die Medaillen von Ferdinand vvn
Aragon und Kvnig Franz I. in Bronze, vvn Giovanni
Emo (Vcnedig) und Ant. Pizzamani in Blei. Endlich
sind hier noch anzuführen zwci ornamentale Reliess
(Friesfüllung, Pilasterarabeske), norditalienische Re--
naissance, Schenknng aus dem Nachlasse Tiinbals.

(Schluß folgt.)

Aunstlitteratur.

Dorothea von Schlegel, geb. Mendelssohn, und
deren Söhne Hohannes und j)hilixp Veit. Brief-
wechsel, im Auftrag dcr Familie herausgegeben von
I>r. I. M. Raich. l. u. 2. Band, 448 u. 456 S.
mit vicr Bildnissen. Mainz, Franz Kirchheim. 1881.

An der Spitze des vorliegenden Briefwechsels steht
der Name einer ausgezeichneten und berühmten Frau,
welche in der ersten Hülfte unseres Jahrhunderts die
vsfentliche Aufmerksamkcit in hohem Grade erregt hat
und mit der Gcschichte der Aera der Romantik aufs
engste vcrknüpft ist. Dieser Umstand wird nicht nur
eine lebhafte Teilnahme an dieser Schrift bei denjenigcn
erwecken, welche ungeachtet der im ganzen anders gearte-
ten Gegenwart einen Zug zum Romantischen bewahrt
haben und mit Wehmut nach jcnen entschwundenen
Tagcn zurückblickeu wie nach einem verloreneu Gnt:
auch die Vvllig objektivc Bcurteilung wird dcs svrg-
samen Studiums dieses Briefwechsels nicht entratcn
kvnneu, wcnn cs ihr um eine allscitige Ausgestaltung
des Knlturbildcs jener Epoche zu thun ist. Und nicht
die Litteraturgeschichte allein, auch die Kunstwissenschaft,
die Geschichtschreibung der neudentschen Malerschule
insbesondcrc, wird nicht gleichgiltig an einem Brics-
wechsel vorübcrgehen, worin die Maler Jvhannes und
Philipp Veit, als Strebensgenossen des bahnbrechenden
Altmeisters Cornelius, eine hervorragende Stelle ein-
nehmen. Dorothea von Schlegcl (Tochter dcs Philv-
sophen Mcndelssohu, srüh verhciratet mit dem Berliner

Banquier Simon Veit, dann in zweiter Ehe Gattin
Friedrich von Schlegels) steht allerdings im Vorder-
grnnde des Buches. Wir folgen mit Spannung ihren
Gedanken, in denen das Ringen und Streben einer edeln,
großen Seele sich offenbart und die Träger der Be-
wegung der romantischen Epoche mit jener treffenden
Charakteristik gezeichnet sind, die einer scharfen Be-
vbachtung nur in persönlichem Verkehr gelingt. Jm
Verlauf der Schildernng von Charakterköpfen wie
Goethe, L. Ticck, Novalis, Eichendorff, de la Motte
Fonqus, Schleiermacher, S. Bvisseröe, Z. Werncr,
Friedrich und A. W. Vvn Schlegel stoßen wir aber
auch anf mannigfache Momente kunstwissenschasllicher
Natur und zwar in der Beurteilung von Lebens-
äußerungen bald dieser bald jeuer Kunstgattung. Mag
manches Befremdliche und den heutigen kritischen An-
forderungen Ungenügende mit unterlaufen, so z. B.
wenn nach F. v. Schlegels Vorgang der Baustil der
Laacher Abteikirche „grüzisirend" genannt wird: gerade
aus dieser Ungenauigkeit, um nicht zu sagen Seltsam-
keit, der Bezeichnung eines Baustiles, sür welchen unseres
Wissens zucrst Sulpiz Boisseröe, mit gleickzeitiger
Beseitigung des nicht minder ungeeigneten Ausdrucks
„byzantinisch", das zutreffendere Wort „romanisch"
in die Fachlitteratur eingeführt hat, lassen sich klürende
Schlüsse ziehen auf das damals im Ringen begriffene
Studinm der Baudenkmäler des Mittelalters, dereu
Wertschützung aus dem Bewußtsein der Mitlebenden
so gut wie eutschwunden war. Jn wie hohem Maße
das Kölner Dombild Lie romantischen Kreise beschüf-
tigte, bezeugt u. a. ein Kranz von drei Sonnetten
Dorothea's auf das Meisterwerk Stephan Locheners.
Zahlreicke Anhaltspunkte für die Beurteilung der deut-
schen Kunstbewegung im Beginn unscres Jahrhunderts
begegncn dem Leser im zweiten Bande des Briefwechsels
mit dem künstlerischen Auftreten der Gebrüder Veit,
zumal Philipp Veits, welcher einen ungleich nachhal-
tigeren Einfluß auf die Entwickelung der vaterlündischen
Kunst zu äußern berufen war als sein dauernd in
Jtalien weilender Bruder Johannes. Schon 1809
schreibt Heinrich von Schubert, damals selbst noch ein
Jüngling, an den ihm befreundeten fcchszehnjührigen
Philipp Veit, der seine in Berlin begonnene künstlerische
Ausbildung bci Matthüi in Dresden fvrtsetztc: „Jn
dir schlunnnert eine große schöne Zukunst; mvge sie
sich gut und rein erhalten wie bishcr". Jndes nicht
Dresdcn, sondern Rom war das Strebensziel für das
hochbegabte Brüderpaar. Aber der Weg zur Metro-
pole am Tiber sollte über Wien führcn. Wie klar und
unbefangen Philipp Veit als angehender Künstler
über die damaligen Kunstlehranstalten in der preußi-
schen wie in der österreichischen Hauptstadt dachte
und urteilte, geht aus einem an seinen in Berlin
 
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