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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Pecht, Friedrich: Die Kunstpflege in Bayern, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0127

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;7. Zahrgang.
Bciträge

find an j?rof. Dr. L. von
Lützow (!Vien, Tbere-

die verlagshandlung in
Leipzig, Gartenstr. 6,
zu richten.

2. Februar

Nr. s6.
Inserate

d 25 ssf. für die drei

zeile werden von jeder
Buch- u. Runsthandlung
angenommen.

,882.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.

Lrscheint von Oktober bis )uli jede woche am Donnerstag, von ^uli bis Septeniber alle Tage, für die Abonnenten der „Zeitschrift für
bildende Runst" gratis; für sich allein bezogen kostet der Iahrgang^) Mark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

Inhalt: Die Aunstpflege in Bayern. von Lriedrich sDecht. - D. Franken, I/oeuvre> §rave äes van 6e kasse; Leitners „Freydal". —
Frequenz der Mänchener Runstakademie. — Assyrische Ausgrabungen. — Ronkurrenz für das deutsche Reichstagsgebäude. — Österreichischer
Runstverein; Die k. Sammlung der Rupferstiche und Handzeichnungen in Stuttgart. — Aus den wiener Ateliers; A. v. Liezen-Mayer. —

Die Aunstpflege in Bayern.

Von Friedrich Pecht.

I.

Sicherlich sind in keinem deutschen Lande die ersten
Bedingungen zu einem blühenden Stande der Kunst
so glücklich gegeben wie im heutigen Bayern. Alle
Stttmme, aus denen die Bevölkerung zusammengesetzt
ist, der bajuvarische wie der fränkische und schwäbische,
besitzen von Natur eine reiche künstlerische Begabung.
Phantasie- und gemütvoll, wie sie es vorzugsweise
sind, brachten sie zu allen Zeiten, selbst unter den
schlechtesten Regierungen, bei den verlottertsten Zu-
ständen, tüchtige Talente hervor, von Holbein und
Dürer, Peter Vischer und Hans Krumper bis auf
Piloty, Hans Makart und Wagmüller. Nürnberg und
Augsburg, wie München selber, waren darum von
jeher Hauptsitze der deutschen Kunst und Kunstin-
dustrie neben Wien, dessen Bevölkerung ja demselben
Stamme angehört. Die Bevölkerung hatte auch im-
mer mehr Sinn, Liebe und Aufopferungsfähigkeit für
Kunst, als alle anderen deutschen Stämme, und hat
sie heute noch. Selbst bei den gebildeten Klassen ist
dies der Fall, wo doch die unvernünftigste, lediglich
den Verstand im Gegensatz zu den Sinnen ausbildende
Erziehung alles thut, die augeborene Neigung durch
eine einseitige Bevorzugung der wissenschastlichen Bil-
dung zu unterdrücken, wo überdies der Jurist aus-
schließlich den Staat regiert in der angenehmen Form
einer mvglichst ledernen Bureaukratie einerseits und
geschwätziger Advokaten als Volksvertreter auf der
Gegenseite.

Zu einer angeborenen Befähigung für die Kunst -
kommt noch das Volksleben mit seiner Urwüchsigkcit
und Frische, seiner köstlichen Plastik, wie sie kaum mehr
in Jtalien so existirt; endlich untcrstützt die herrlichste
Natur durch ihre beständige Anregung die formbildende
Thätigkeit der Phantasie bei den Bewohnern. Die ans-
opferndste Kunstliebe war überdies von jeher bei den
bayerischeu Fürsteu traditionell, sie ist ihr edelstes und
schönstes Familienerbe. Hatten schon die alten Herzöge
von Bayern einen unvergleichlichen Reichtum an Kunst-
werken angesammelt, so verdankt bekanntlich Deutsch-
land es dem König Ludwig I. fast allein, daß es über-
haupt wieder eine uativnale Kunst giebt, daß wir nicht
ausschließlich gelehrte Barbaren geworden sind. Die
Verdienste des Königs Max in dieser Beziehung sind,
obwohl weniger anerkannt, kaum minder groß. Daß
in München eine wahrhaft volkstümliche Kunst ent-
stand, was die Cornelianische nicht werden konnte, das
verdankt man wesentlich ihm. Als König Ludwig I.
das Szepter niederlegte, zählte München höchstens ein
Viertel der Anzahl von Künstlern, die es heute —
überdies weit reichlicher — nährt als damals. Die
Akademie war unter Gärtners Leitung tief herunterge-
kommen, und weder Schwind noch Kaulbach haben als
Lehrer jemals viel geleistet. Das that erst Piloty, und
König Max war es, der ihn förderte, ihm es erniög-
lichte, seine große Schule hervorzurufen, und der dann
durch seine reichen Aufträge eine Masse anderer Künstler
herbeizog.

Unstreitig hat König Ludwig II. die Kunstliebe
seiner Ahnen im vollsten Maße geerbt; verwendet er
ja doch den weitaus größten Teil seiner bedeutenden
 
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