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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Richter, Jean Paul: Ausstellung alter Meister in Burlington House, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0137

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269

Kunstlittoratur.

270

wärtige Br'sitzcr des bei VvSmcwr und Smith aufge-
führtcn Bildcs ist A. N. Bvughton Knight.

I. P. Nichter.

(Fortsetzung folgt.)

Aunstiitteratur.

Pompefi. Die neuesten Ausgrabungcnvon 1874
bis 1881. Für Kunst- und Altertumsfreunde illu-
strirt herausgegeben von Emil Presuhn. Zweite
verbesserte und sehr vermehrte Auftage. Zehn Ab-
teilungen mit 80 Tafeln in Chromolithographie
nach Agnarellen von G. Discanno und A. Butts.
Lcipzig, T. O. Weigel, 1881 — 1882. 4.

Während der „dnnkle Echoß der heiligen Erde"
nns im letzten Jahrzehnt an den vcrschiedensten Orten
dcs antiken Kulturgebietes mit der unerwarteten Zu-
rückgabe einer Reihe der köstlichsten Kunstwerke, die ein
gütiges Geschick ihm für die Nachwelt anvertraut hatte,
überrascht hat, ist die Ausgrabung Pompeji's, welche
nunmehr seit fast 130 Jahren die Freunde der Kunst
und des Altertums in Spannung erhält, ruhig und
fpstematisch fortgesetzt worden. Jedes Jahr hat eine
Reihe neuer und interessanter Funde zu tage gefördert;
und dankbar haben wir allc Mitteilungen über die-
selben, doppelt dankbar alle Publikationen, welche uns
die Schätze in mehr oder minder getreuen Nachbil-
dungen überliefern, hinzunehmen. Wenn die im neun-
zehnten Jahrhundert in den vom Vesuv verschütteten
Städten Campaniens gemachten Funde uns auch noch
nicht in einem so großartig geschlossenen Werke vor-
liegen, wie die Entdecknngen der zweiten Hälfte des vori-
gen Jahrhunderts in den „Fntivllikg. ä'Lraolnno",
so haben die Publikationen unseres Jahrhunderts im
ganzen doch einigermaßen mit den Ansgrabungen Schritt
gehalten. Neuerdings hat die Photographie anch anf
diesem Gebiete die alten Kupferwerke und lithographi-
schen Nnchbildnngen znm Teil verdrängt; allein sie
vermochte es auch eben nur zum Teil; denn die farbi-
gen Wanddekorationen, in denen nach wie Vvr ein
Hauptreiz der campanischen Entdeckungen liegt, können
eben nur auf dem Wege des Farbendrucks in annähern-
der Ahnlichkeit veranschaulicht werden; und gerade in
den farbigen Blättern der Werke von Zahn, Ternite,
Rochette, Niccolini u. s. w. liegt der Schwerpunkt
der alteren herkulanischen und pompejanischen Publika-
tionen unseres Jahrhunderts. Auf diesem Gebiete
konnte um so mehr erfolgreich fortgefahren werden, je
größere Fortschritte in der Technik der Chromolitho-
graphie gemacht wurden; und von diesem Standpunkte
ans können wir die Bemühungen des im vergangenen
Herbste verstorbenen Herzogl. Sächsisch - Gothaischen
Schnldircktors a. D. E. Presnhn, welcher das letzte

Jahrzehnt seines Lebens daran gewandt, die neueren
pompejanischen Funde zu studiren, kopiren zn lassen
nnd in Farbendrucktafeln zu publiziren, nur mit An-
erkennung und Dank begrüßen. Über Presuhns „Wand-
dekorationen in Pompeji" hat der Unterzeichnete im
zwölften Bande (Sp. 655) dieses Blattes berichtet; und
die Thatsache, daß das publizirte Material zur Geschichte
der alten Wandmalerei durch jenes Werk um 24 Farben-
drncktaseln bereichert worden, hat er auch damals dank-
bar anerkannt, wenngleich er dem Texte den Vorwurf
eines gewissen Dilettantismus in archäologischen wie
in künstlerischen Fragen nicht ersparen konnte. Jn der
im August 1881 geschriebenen Vorrede zu dem an
der Spitze dieses Artikels genannten, in der vorliegen-
den zweiten Auflage um vier Lieferungen mit den
Funden der Jahre 1878—1881 bereicherten Werke
nun verwahrt Presuhn sich ausdrücklich dagegen,
„archllologische oder künstlerische Zwecke" zu verfolgen,
und dadurch entzieht er mindesten seinen Text der
kunsthistvrischen Kritik. Es soll daher auch nur im
allgemeinen bemerkt werden, daß derselbe eine knrze,
sachliche und in der Regel korrekte Erläuterung der
zehn Tafeln jeder Lieferung bietet, daß hier und da
jedoch eine merkwürdige Abweichung des Textes von
der Abbildung auffällt, sv z. B. wenn gleich in der
ersten Lieferung S. 5 nicht nnr die auf Tafel VII
reproduzirte, in der Regel als Venus erklärte schöne
Anglerin trotz der Anwesenheit Amors für ein irdisches
Mädchen ausgegeben wird (was immerhin möglich ist),
sondern auch die Zuschauerin auf der Bergspitze sür
ein realistisches Wesen, vielleicht gar sür „des schönen
Mädchens Base" gehalten wird, obgleich sie deutlich
mit großen Flügeln ausgestattet ist und einen Kranz
auf dem Kopfe trägt. Daß „des schönen Mädchens
Base" sich den Scherz gemacht haben sollte, sich als
Flügelgestalt zu verkleiden, ist doch nicht eben wahr-
scheinlich.

Jede der zehn Lieferungen behandelt die Funde
eines bestimmten Hauses oder Häuserkomplexes, dessen
Grnndriß jedesmal die erste Tafel giebt; übrigens ist
es bedauerlich, daß diese Tafeln nicht numerirt sind,
obgleich der Text sie mit Nummern bezeichnet. Man
muß also jedesmal erst nachzählen, welche Tafel ge-
meint ist. Vielleicht ist dieses Verfahren deshalb ein-
geschlagen worden, um die schönsten Tafeln des er-
wähnten 1877 erschienenen Presuhnschen Werkes „Die
Wanddekorationen in Pompeji", welches doch wenigstens
auf dem Seidenpapier numerirt ist, ohne weiteres in
das neue Werk hinübernehmen zu können; und das ist
in der That in acht Fällen geschehen. Jm Ubrigen ent-
hält das Wcrk Bronzen, Mosaikfußböden, Geräte, Jn-
schriften, Ornamente und Wandgemälde in bunter Reihe
und anerkennenswerter Auswahl. Unter den publizirten
 
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