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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Pecht, Friedrich: Die Kunstpflege in Bayern, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0151

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1?. Iahrgang.
Bciträge

sind an ssrof. Dr. L. von
Lützow (Mien, There-

die verlagshandlung in
Leipzig, Gartenstr. 8,
zu richten.

23. Februar

Nr. sy.
Jnserate

ü 25 j)f. für die drei

s882.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.


Inhalt: Die Runstpflege in Bayern. II. von Friedrich pecht. — Lharles Blanc -j-; H. Bakker-Aorff -f-; A. Lüttmann -f-; Franc. ^ayez -f-. —
Fr. Schneider, Die St. j)aiüskirche zu^vorms; Friedrich Gärtners Nachlaß. — Ronkurrenz für das neue Reichstagsgebäude; Die dies-

Verliii; Münchener Aunstverein; )m österreichischen Museum; Hermine von ssreuschen. — Neue werke Berliner Bildhauer; Das Graefe-
Denkmal in Berlin; Mandgemälde im Treppenhause der landwirtschaftlichen hochschule zu Berlin; Hans Makart; Aus der Zettlerischen
Hofglasmalerei in München. — Zeitschriften. — Inserate.

Die Uunstpflege in Bayern.

Von Friedricls Pecht.

II.

Bekanntlich schrieb man nach 1866 und 1870 die
glänzenden kriegerischen Erfolge der Deutschen, statt dem
Genie einiger großen Männer, statt dem Patriotismus
und der Disziplin der Masse, konüscherwcise allgemcin
dem Schulmeister zu. So glaubten denn Regierungen
und Stände, ja die ganze Nation ihr Geld gar nicht
besfer als auf Vermehrung und luxuriöse Ausstattung
der Unterrichtsanstaltcn verwcndcn zu können und
ließen ganz außcr acht, daß, wie Dumrcicher in seinem
vortrefflichen Essay über Unterrichtspolitik richtig be-
merkt, die Qualität der Kultur nicht notwendig mit
der Anzahl der höheren Unterricht genießenden Personen
steigen müsse und daß eine Überfüllung der künstleri-
schcn -Bcrnfsartcn ihre Lcistung darnm noch lange nicht
verbessere, besonders wcnn man diese Künstler dann
gar nicht mehr zu beschäftigen imstande sei. Daß in
Deutschland die litterarische und gelehrte Bildung ver-
breiteter aber auch einseitiger ist als in jedem anderen
Lande der Welt, hat uns vor der größten Barbarei
in künstlerischen Dingen nicht schützen können. Wie
man im Mittelalter nicht Klöster genug bauen zu
können meinte, um sich den Himmel zu sichern, ohne
daß sich die Sitten dadurch sonderlich gebessert hätten,
so bilden wir uns jetzt ein, nicht Schulen genug er-
richten, sie nicht lange genug besuchen zn können, natür-
lich ohne daß wir die wahre Kultur dadurch entsprechend
zu erhöhen imstande wären. Sonst müßte sich doch
die Konsumtion von dem, um dessen Produktion man

sich so entsetzliche Kosten macht, entsprechend steigern.
Davon ist aber sehr wenig zu bemerken. Deutschland
schrcibt nnd druckt wohl dic meisten Bücher, ist aber
weit davon entfernt, auch mehr als andere Völker zu
lesen, geschweige denn zu kaufen. Ebenso geht es mit
allen Erzeugnissen der Kunst. Weil es der Fluch des
ganzen bureaukratischen Spstcms ist, daß es im Laufe der
Zeit sich Selbstzweck wird, so läust alles nur auf eine
Vergrößerung der Staatskrippe hinaus, an die sich
dann jeder drängt. Während also für Akademien und
Schulen Millionen verwendet werden, bleibt für Her-
vorrufung von Kunstwerken nichts mehr übrig, nnd
der für sie ausgesetzte Fonds beträgt, wie wir ge-
sehen, in Bayern die lumpige Summe von jährlich
43 860 Mark. Wir bauen eine Akademie für Millionen
und können oder wollen nachher zu ihrer Ausstattung
weder ctwas malen noch mcißeln lassen. Dafür er-
ziehen wir eine Unzahl halber Talente, die der Kunst
nichts nützen, aber ihrcrscits alle Hebel in Bewcgung
setzen, um als Lehrer u. dergl. wieder an die Staats-
krippe zu kommen.

Ebensowenig kann man behaupten, daß sich auf
diese Weise die Güte der Kunstleistungen irgendwie
gesteigert habe. Sie ist im Gegenteil, wenn mich
nicht alles tänscht, in einer empfindlichen Abnahme
begriffen. Es giebt wohl mehr, aber keineswegs bessere
Künstler als früher, da ihnen, dank dem geschilderten
System, fast niemals große Aufgaben zu teil wcrden.
Außer den Bauten, die der König für sich aufführen läßt,
die aber nach jener erstcn schlimmen Erfahrung niemand
zu sehen bekommt und bei denen also die Künstler
den höchsten Sporn, den des Ruhmes, entbehren müssen-,
 
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