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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Pecht, Friedrich: Die Kunstpflege in Bayern, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0153

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301

Nekrologe.

302

aber mit der besten Einsicht auch den guten Willen
zur Förderung des Kunstsinnes und zur Pflege des
Talents besitzen.

Nekrologe.

Charles Blanc ch. An: IV.Januar starb zu Paris
an ben Folgen einer langwierigen Krankheit, im Ver-
laufe deren sich eine gefährliche Operation nötig ge-
macht hatte, Lie eine Blutzersetzung nach sich zog,
Charles Blanc, einer der ausgezeichnetsten Kunst-
schriftsteller und Kritiker des heutigen Frankreichs. Er
war als der jüngere von zwei Brüdern — der ältere
ist dcr bekannte Sozialist und Geschichtsschreiber Louis
Blanc — am 13. Nov. 1813 zn Castres im Departe-
ment Tarn geboren, wohin sich sein Vater, der unter
Joseph Bonaparte eine Stellc in der Finanzverwaltung
zu Madrid bekleidete, nach dem Zusammenbrechen
der napoleonischen Herrschnst zurückgezogen hatte. Nach
einer, wie es scheint, nicht eben methodischen Schul-
bildung — dcnn keiner der beiden Brüder hatte einen
akademischen Grad oder ein Diplom zu erlangen ver-
mocht — suchten beide ihr Glück in Paris, wohin sie
um das Jahr 1832 gingen. Hier wandte sich Charles
Blanc einem Bernfe zu, der ihm zunächst sein täg-
liches Brod sichern sollte, und trat in das Atelier des
seinerzeit berühmten Kupserstechers Calamatta ein, wv
er sich ohne besondere Neigung, aber nicht ohne Talent
seinem nenen Beruf hingab, als Zeugen dessen uns
aus jener Epoche eine Radirung nach Rembrandts
Janus Lutma, ein Stich nach einem Porträt Guizots
von Paul Delaroche (verösfentlicht in der Listoiro äs
äix an8 seines Bruders Louis), sodann ein Porträt
Rembrandts (später in der 6lari. äs8 1>6s,nx-nrt8 ver-
öffentlicht) und einige Stiche nach zeitgenössischen
Berühmtheiten (vr. Broussais und Duval) erhalten
sind. Zugleich versuchte er sich in journalistischen
Arbeiten, wozu ihm sein Bruder, der sich ganz der
Politik in die Arme geworfen hatte, die Wege bahnte.
So erschien denn anch seine erste größere kritische
Leistung, eine Besprechung des „Salon", in dem von
diesem redügirten Journal I>s bon ssn8, und andere
künstlerische Beiträge in den Blättern: Ksvus än xro-
Zrtzb, 6onrrisr krsnysi^ und t-'iLrti^ts. Um das
Jah'r 1840 ward er für einige Zeit der Kunst ganz
nntreu und redigirte in der Provinz einige Blät-
ter, verließ jedoch bald diese Beschäftigung, welche
weder seinem Geschmacke noch seinem Talente zusagte,
um, nach Paris zurückgekehrt, sich neben kunstkrilischen
Tagesarbeiten den Vorbereitungen zur Herausgabe
einer „Geschichte der französischen Malerei im 19. Jahr-
hundert" zu widmen (seit 1845). Das Erscheinen dieses
Werkes wurde jedoch durch den Ausbruch der Revolu-
tion von 1848 nach Ausgabe des ersten Bandes unter-
brvchen, indem der Verfasser, der sich durch seine publi-
zistische Thätigkeit bereits ein bedeutendes Ansehen er-
rungen hatte, auf die Stelle eines Direktors der schönen
Künste berufen wurde, die er auch bis zur Errichtung
des Kaiserreichs inne behielt (1848—52). Obwohl ihm
hier ansangs manches gegen seine Person gerichtete
Vorurteil entgegenstand, so wußte er sich doch bald
eine achtunggebietende Stellung zu verschaffen. Dies

erreichte er namentlich durch sein mannhaftes und von
den besten Erfolgen begleitetes Eintreten für die künst-
lerischen Jnteressen, die er als Regierungskommissar
im gesetzgebenden Körper zu vertreten hatte, wie er
sich denn auch durch sein bereitwilliges Entgegen-
konimen in der Kunstwelt wie im Schoße der von
ihm geleiteten Verwaltung beliebt zu machen wußte.

Das Kaiserreich machte seiner amtlichen Thätig-
kcit ein Ende, doch nur um ihn seinem eigentlichen
Berufe wiederzugeben. Jm Verein mit einigen be-
kannten Kunstschriftstellern, wie W. Burger, P. Mantz,
Philarbte Chasles, Michiels u. a. setzte er nun einen
schon lange gehegten Plan ins Werk, indem er mit
llnterstützung der Regierung dic Publikation seiner
Rwtoirs äs8 ?sintrs8 (Paris, Renouard, 1849 ff.)
begann, deren Herausgabe er in den nächsten 30 Jahrcn
den größten Teil seiner Zeit widmetc. Diese groß an-
gelegte Geschichtc der Malerei aller Schulen nnd Zeitcn
in Form von Biographien, in der die Monographien
der Künstler der holländischen und französischen Schulen
aus der Feder Blancs flossen, erfüllte jedoch, eben wegen
dcr Ausdehnung und Kostspieligkeit, die sie im Laufc
der Veröffentlichung annahm, den von Blanc beab-
sichtigten Zweck der Popularisirung kunstgeschichtlicher
Kenntnis nur in unvollkommener Weise, weshalb er
sich denn auch zu einer Abbreviatur derselben entschloß.
Er hatte die Freude, sein Werk in dieser dem Ver-
ständnisse und den Börsen weiterer Kreise zugäng-
licheren Form knrz vor seinem Tode noch erscheinen
zu sehen (Paris, Renouard, 1880, 4 Bde. 200 Fr.).
Neben dieser Hauptarbeit beschäftigte ihn in dcm ge-
nannten Zeitranme der Text zu einer photographischen
Wiedergabe der Radirungen Rembrandts (ll'Osnvrs
äs Ksindrnnät, 1853,4.Anfl. 1873ff.). Sodann schrieb
er Berichte über die Kunstausstellung zu Manchester
(1rö8or8 ä'nrt äs 1'bixpo8ition äs Nsnolis^tsr 1857),
sowie über eine italienische Reise (Os karis ä Vsniss,
1857), endlich ein für Sammler und Liebhaberkreise
berechnetes Nachschlagewerk (l-s trösor äs 1a snriositö,
1857, 2 Bde.). Ein weiteres Verdienst erwarb er sich
dnrch die im Jahre 1858 unternoinmene Gründung
der Oarstts äs8 Lsanx-Vrt8, welche sich unter seiner
Leitung bald zum angesehensten und verbreitetsten der
Fachblätter erhob, und der er auch, nachdem sie in
den Besitz Emile Galichons übergegangen war, als
Mitarbeiter fernerhin treu blieb. Jn ihr veröffent-
lichte er, ehe sie in Buchform erschienen, seine Stu-
dien über Jngres (InZrs8, 8a vis st 8S8 ouvrnASZ,
1870), seine Orarmris.irs äs8 art8 än äs88in (1867)
und Orainnmirs äs8 arts äöoors.tit8 (1876), die
erstere eine praktische Ästhetik der bildenden Künste,
die letztere eine solche der Kunstgewerbe, beides Werke,
in denen er mit der ihm eigencn Klarheit nnd Eleganz
der Form einen bis dahin kaum behandelten Gegen-
stand der Auffassung und dem Verständnisse weiterer
Kreise nahezubringen, ihn im besten Sinne des Wortes
zu popularisiren wußte. Jn den Spalten des Ksmp8
publizirte er, vor seinem Erscheinen in Buchform, seine
Berichte über eine Orientreise (Vo/s.§s äs 1s 8g.nts
Lg^xts, 1876), eine Reihe Besprechungen des Salons
unter dem Titel lls8 g.rti8te8 äs inon tsnix8 (1876)
und eine kritische Revue der Kunst auf dcr letzten
Pariser Ausstellung (1-s8 Kssnx ^.rt8 ü 1'1üxpo8ition
äs 1878). Auch seine letzte, durch den Tod unter-
 
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