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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Das ehemalige Zeughaus in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0159

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17. Iahrgantz.

Beiträge

sind an ssrof. Dr. L. von

die verlagshandlung in
Leixzig, Gartenstr. 6,
^ zu richten.

2. März

Nr. 20.

Inserate

ü 25 j)f. fnr die drei

zeile werden von jeder
Buch- u.Runschandlung
angenommen.

1882.

Veiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.

Erscheint von Vktober bis Iuli jede lvoche am Donnerstag, von Iuli bis September alle Tage, für die Abonnenten der „Aeitschrift für
bildende Runst" gratis; für sich allein bezogen kostet der Iahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

und österreichischen j)ostanstalten.

Inhalt: Das ehemalige Zeughaus in Berlin. — Dürers Allerheiligenbild in der Umrahmung. — Henry Adrien Orevost de Longporier -j-; Friedrich
Meber -j-. — Ä. Aöstlin, Lhronologischer Grundriß der 2<unstgeschichte in Tabellen; L. F. Araus, Synchronistische Tabellen zur christ-
lichen Aunstgeschichte. — Das preisausschreiben bezüglich des deutschen Reichstagsgebäudes. — Münchener Aunstverein; Ausstellung des

Das ehemalige Zeughaus in Berlin.

Wenig Bauten tragen in dem Maße dazn bei,
der deutschen Kaiserstadt ihr Gepräge zu geben, wie
das Zeughaus. Die unvergleichliche Lage erklärt dies
nur teilweise; die wirklich kühnen und vornehmen Ver-
hältnisse und Formen der beiden Hauptfassaden, welche
bei längerer Betrachtung immer noch gewinnen und
dem Beschauer neue interessante Detnils darbieten,
schmücken das Centrum der Stadt wie kaum ein
anderer Bau. Es wäre schwer wahrzunehmen, wenn
man es nicht wüßte, daß verschiedene Architekten an
der Ausführung thätig gewesen sind; in der That
fallen auch die wohlthuenden Wirkungen, welche nament-
lich in der Anordnung der Stockwerke und dem kühnen
Verhältnis der Ballustrade niit den kolossalen Gruppen
zu dem Ganzen des Baues liegen, lediglich auf steech-
nung des großen Andreas Schlüter.

Die militärische Entwickelung, welche Preußen in
dcn letzten Jahrzehnten erlebt hat, machten das Ge-
bäude für seinen ursprünglichen Zweck überflüssig, und
wie die Erfahrungen gezeigt haben, war ein Arsenal
an dieser Stelle überhaupt bedenklich. Was sollte man
damit anfangen? Es war ein außerordentlich glück-
licher Gedanke des deutschen Kaisers, den monumen-
talen Schlüterschen Bau in eine Sieges- und
Ruhmeshalle zu verwandeln. Zu einer Sammlnng
von Waffen und Trophäen aller Zeiten, einer Er-
innerungsstätte der preußischen Ruhmestage von Fehr-
bellin bis Paris, dazu eignete sich das Arsenal ganz
vortrefflich. Bauliche Neuerungen waren dazu nicht
absolut nvtig, sie sind auch im wesentlichcn auf zwei

beschränkt worden, welche den Charakter des Bau-
werkes von außcn nicht wesentlich verändern. Zunüchst
wurde der genau in der Mitte gelegene Hof in einen
glasbedeckten großen saalähnlichen Raum verwandelt;
zum Glück sind dort sonstige bauliche Veränderungen
unterlassen, da gerade hier die Architektonik aus einem
Gusse und von äußerst charakteristischer Wirkuug ist;
es genügt an die Freitreppe und die Masken sterbender
Krieger von Schlüter zu erinnern, welche die Schluß-
steine der Fenster im Parterregeschoß bilden. Ferner
ist der mittlere Teil des hinteren, nach dem Gießhause
zu gelegenen Flügels in einen Kuppelsaal verwandelt,
dessen malerische Ausschmückung gerade diesen Raum
zu dem festlichsten des ganzen Baues macheu wird.
Die Kuppel ist flach ohne Tambour, vou außen keines-
wegs dominirend; auch im Jnnern erscheint der Saal,
da er nicht bis in das unterste Stockwerk hinabgeführt
ist, bis jetzt noch ziemlich niedrig im Verhältnis zu
dem ziemlich stattlichen Quadrat, welches er im Grund-
riß bildet. Es wird die Aufgabe der Maler sein, dies
gedrückte Verhältnis weniger fühlbar zu machen, und
so weit sich bis jetzt urteilen läßt, wird dies der für
solche Aufgaben ungewöhnlichen Begabung F. Gescl-
schaps in vollstem Maße gelingen. Es ist diesem
Meister, der sein Talent für ähnliche Aufgaben schon
mehrfach und noch neuerdings durch die Malercien
im Treppenhause des Handelsministeriums bewiesen
hat, der Löwenanteil an der malerischen Ausschmückung
des Kuppelsaales zugefallen. Unterhalb des großen
kreisrunden Oberlichtes zieht sich ein breiter Figuren-
fries hin, mit dessen Ausftthrung Geselschap geradc
jetzt eifrigst zn thun hat: ein sieghafter Fcldherr auf
 
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