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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Umgestaltung der Museumsinsel in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0167

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17. Zahrgang.

Bciträge

y. A7ärz

Nr. 21.

Inserate

tl 25 j)f. für die drei
lNal gespaltene j^etit-

1882.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunft.

Lrscheint von Vktober bis Iuli jede woche am Donnerstag, von Iuli bis September alle h-j Tage, für die Abonnenten der „Zeitschrift für
bildende Runst" gratis; für sich allein bezogen kostet der Iahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

und österreichischen ssostanstalten.


Umgestaltung der Museumsinsel in Berlin.

Dem preußischen Abgeordnetenhause ist eine Vor-
lage zugegangen, welche unter deni bescheidenen Titel:
Gesetzcntwurf „betrefsend die Errichtung einer neuen
fiskalischen Packhofsanlage in Berlin" die Anfänge eines
für die Entwickelung der Berliner Kunstanstalten hoch-
wichtigen Planes enthält. Die westliche Spitze jener
Jnsel nämlich, welche von dem Kupfergraben und
einem Arme der Spree gebildet wird und auf der sich
das alte und neue Museum und die Nationalgalerie er-
heben, wird von dem sogenannten Packhofe eingenom-
men, einer umfangreichen Bauanlage, die jetzt allge-
meinen Lagerzwecken für die Staatsverwaltung und
die Kaufmannschast dient. Jm Laufe der letzten Jahre
hat sich bei der stetig wachsenden Entwickelung des
kommerziellen Lebens diese Anlage als unzureichend
und unzweckmäßig erwiesen, nnd da andererseits das
rapide Anwachsen unserer Kunstschätze eine Erweiternng
der Museen zu einer dringenden Notwendigkeit machte,
haben diese beiden Faktoren zusammen gewirkt, um
die Regierung zur Ausarbeitung einer Gesetzesvorlage
zu veranlassen, welche znnächst die Verlegung des Pack-
hofes nach einem Terrain an dcr llnterspree niit Zu-
hilfenahme eines Teils des durch die Stadtbahn über-
flüffig gewordenen Lehrter Bahnhoss bezweckt. An die
Gebäude des alten Packhofes, der nach der Vollendung
des neuen, die drei Jahre in Anspruch nehmen wird,
niedergeriffen werden soll, knüpft sich weniger ein
speziell künstlerisches als kunsthistorisches Jnteresse, da
die ursprüngliche, später aber erweiterte Anlage von
Schinkel ans den Jahren 1828—1831 herrührt.

In der Begründung zu dieser Gesetzesvorlage
wird nun eine Perspektive eröffnet, welche von höchstem
Jnteresse ist. Nach der Beseitigung des Packhofes soll
in der That das schöne Wort Friedrich Wilhelms IV.:
„Kein unheiliger Fuß soll diesen Boden betreten!" in
Bezug auf die Museumsinsel verwirklicht werden. Jn
der Einleitung wird zunächst des Orthschen Prvjcktes
gedacht, welchcs wir im 13. Bande der „Zeilschrift",
S. 33 ff. aussührlich besprochen haben. Nach den
kurzen Andeutnngen, die darüber gemacht werden, scheint
keine Aussichl mehr vorhanden zu sein, daß dasselbe
jemals zur Aussührung gelangen werde. Orth ging
von der Voraussetzung aus, daß die Beseitignng des
Packhofes für die nächste Zukunft unniöglich sein werde,
und schloß deshalb den Packhof in den großartigen
Gebäudekomplex ein, welcher die Gcmäldegalerie, ein
Kunstausstellungsgebäude und die Kunstakademie un>-
faffen sollte. Obgleich diese Voraussetznng jetzt hin-
fällig geworden ist, dürfte es sich doch empfehlen, das
Orthsche Projekt noch einmal einer gründlichen Prüfung
zu unterziehen und namentlich die Frage zu erwägen,
ob nicht am Ende doch die Museumsinsel der beste
Platz für den unabweislich notwendigen Neubau der
Kunstakademie wäre, jedenfalls ein besserer Platz,
als der in der völlig entgegengesetzten Stadtgegend gele-
gene Lützowplatz, der von einigen einslußreichen Stimmen
vvrgeschlagen worden ist. Man weiß aus Erfahrung,
daß der Besuch dcr Museen von seiten dcr Studirendeu
ein verhältnismäßig geringcr ist. Wird er erst noch
durch die räumliche Entfernung erschwert, so reduzirt er
sich noch mehr, und daran wird selbst die Stadtbahn,
die eine Station dicht am Museum hat, nichts ändern.
 
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