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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Umgestaltung der Museumsinsel in Berlin
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Ein Bahnbrecher der Renaissance in Schlesien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0168

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331

Em Bahnbrechsr der Renaissance in Schlesien.

332

Jn der Begriindung zu der Gesetzesvorlage sind bis
jetzt nur folgende" drei Punkte ins Auge gefaßt wor-
den. Für die Unterbringung der Pergamenischeu
Funde muß ein Raum geschaffen werden, der minde-
stens eine Ausdehnung von 50 Quadratnietern haben
muß, da nach den bisherigen Resultaten der Zusam-
menstellungsversuche die Mvglichkeit nicht ausgeschlossen
ist, den großen Altar mit dem Gigantenfriese, welcher
30 m ins Geviert mnß, zu einem großen Teile zu
rekonstruiren. Diese Aussicht ist so verlockeud, daß sich
in der That die Errichtung eines besonderen pergame-
nischen Museums wohl verlohnt, zumal da bekanntlich
in dem neu aufgedeckten Athena-Heiligtum noch ein
dritter Fries aus der Attalidenzeit, der sogenannte Tro-
phäenfries, gefunden worden ist. Zweitens sind durch
die bedeutende Erweiterung unserer einzig dastehenden
Sammlung von Gipsabgüssen nach Skulpturen des
Altertums die bisherigen Rciume im neuen Museum
so unzureichend geworden, daß zahlreiche Formen, deren
Ausgusse nicht untergebracht werden kvnnen, in den
Magazinen lagern müssen. Es liegt nun in der Absicht
der Staatsregierung, ein besonderes Antikenmuseum
zn errichten, in welchem aüe antiken Originaldenkmäler
mit den Gipsabgüssen zu einem großen historischen
Ganzen vereinigt werden sollen. Dann würde sich
aflerdings ein Gesamtbild der antiken Kunst und Kultur
ergeben, wie es kaum großartiger gedacht werden kann.
Die dadurch frei gewordenen Räume im neuen Museum
soflen einerseits zur Erweiterung des Kupserstichkabi-
nets, andererseits für die Abgüsse nach Skulpturen der
christlichen Kunst benutzt werden, welche letzteren auf
diese Weise mit der Gemäldegalerie in zweckmäßige
Verbindung gebracht werden sollen, da das Studium
der einen das der anderen ergänzt. Der dritte Punkt
betrifft die Erweiterung der Nationalgalerie,
deren Räume bereits so überfüllt sind, daß an die Unter-
bringung größerer Gemälde nicht mehr zu denken ist.
Das oberste Stockwerk, welches bisher wechselnden Aus-
stellungen gedient hat, wird demnüchst für kleinere Ge-
mälde in Anspruch genommen werden. Auch der Raum
für die Sayrmlung der Handzeichnungen ist unzu-
reichend. Da die architektonische Gestalt des Gebäudes
einen Anbau nicht zuläßt, muß auch hier ein besonderes
Bauwerk errichtet werden, das so umfangreich angelegt
Werden soll, daß es zugleich für die jährlichen Kunst-
ausstellungen der Akademie dienen kann. Die im
Neuen Museum durch die Verlegung der ethnologischen
Sammlungen in ein eigenes Gebäude an der König-
grätzerstraße frei werdenden Näume sollen für das assy-
rische und ägyptische Museum benutzt werden. Nach
einer vorläufigen Skizze sollen von 33000 Quadrat-
metern Baufläche, die durch Beseitigung des Packhofes
zur Verfügung gelangen, etwa 22500 bebaut werden.

Durch die Mannigfaltigkeit dieser Anlagen wird
die Museumsinsel nicht nur eine sehr interessante bau-
liche Physiognomie gewinnen, sondern auch in ihrer
Totalität dem Jdeal einer IInivorsitAS urtinw. mög-
lichst nahe kvmmen.

Nachschrift. Vorstehende Zeilen waren bereits
geschrieben, als die erste Beratung der Vorlage in der
Sitzung vom 2. März erfolgte. Die Beratung endete
damit, daß die Vorlage einer Kommission von 14 Mit-
gliedern zur Prüfung überwiesen wurde. Es muß
Labei konstatirt werden, daß der Abgevrdnete Reichen-
sperger (Köln), den im Abgeordnetenhause der Nimbus
eines großen Kunstkenners und Kunstsreundes umgiebt,
sich gegen die Vorlage ausgesprochen hat. Für die-
selbe sprach Freiherr von Minnigerode im Namen der
konservativen Partei. R.

Ein Bahnbrecher der Renaissance in 5chlesien.

Zu den namhaften, aber lange Zeit hindurch in Ver-
gessenheit geratenen Architekten, welche der Renaissance
in Deutschland Eingang und Geltung verschafften, ge-
hört auch dcr Meister Wendel Roßkopf. Gestützt
auf eiue Schrift vr. Wernickes über den Meister, sowie
auf desselben verdienstvollen Verfassers „Gröditzberg"
bietet Lübke in der demnächst erscheinenden 6. Liefernng
seiner „Deutschen Renaissance" (2. Aufl.) eine interessante
Charakteristik Roßkopfs, welche wir im Folgenden
wiedergeben:

„Wendel Roßkopf darf sich einem Elias Holl
und Heinrich Schickhardt an die Seite stellen; ja das
Jnteresse an seiner Erscheinung wächst noch, wenn man
erwägt, daß er nicht wie jene Meister am Ausgang,
sondern am Beginn dieser Epoche steht und für die
Einführung der Renaissance in Schlesien und der Lausitz
von durchgreifender Bedeutung gewesen ist.

Zuerst begegnet uns der Name des Meisters im
Jahre 1518 im Annaberger Bruderbuch des Dresdener
Staatsarchivs bei Gelegenheit eines Streites über die
Dauer der Lehrjahre, welcher zu Annaberg zwischen
dem dortigen Werkmeister Äakob von Schweinfnrt und
dem Dombaumeister Sebastian Binder zu Magdeburg,
dem Verweser aller Bauhütten in Sachsen, Thüringen,
Meißen und Schlesien, ausgebrochen war. Jn dieseni
Schriftstücke, welches die Görlitzer Meister auf Seiten
des letzteren zeigt, hat Wendel Roßkopf sich hinter
Meister Gregor Rüdinger von Rochlitz als „Meister
in Gorlicz und in der Schlesy" unterzeichnet. Man
sieht also, daß er damals schon außerhalb Görlitz, wo
er ansässig war, thätig gewesen sein muß. Jm folgen-
Len Jahr betrauen ihn die dortigen Behörden mit
einem Erweiterungsbau der vor der Stadt gelegenen
 
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