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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Wastler, Josef: Giulio Licinio, der Neffe Pordenone's
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0183

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BeiblatL zur Zeitschrift für bildende Aunst.

(7. Hahrganc^.
Beiträge

sind an j?rof. Dr. L. von
Lützow (wien, There-
sianumgasse 25) oder an
die verlagshandlung in
Leipzig, Gartenstr. 6,
zu richten.

23. März

Nr. 23.
Inserate

ü 25 ssf. für die drei

,882.



Giulio Licinio, der Neffe j?ordenone's.
von Ioscf Mastlor.

Wohl über wenige Künstler sind so verschieden-
artige, widersprechende Nachrichten verbreitet wie über
Giulio Licinio, den (vermutlichen) Neffennnd Schüler
des Giovan Antonio Licinio, genannt Pordenone.
Während Füßli und Nagler ihn 1561 sterben lassen,
wissen wir aus den von Schlager Vervffentlichten Nach-
richten,daß er noch 1589 in Wicn lebte und malte.
Anch die sonst so gewissenhaften Schriftsteller Crowe
und Cavalcaselle lassen, den Angaben Füßli's folgend,
Giulio Licinio 1561 sterben, da ihnen die Publika-
tion Schlagers offenbar nicht bekannt war. Während
Sandrart ihn seiner in Augsburg gemalten Fassaden-
fresken wegen außcrordentlich hervorhebt und behanptct,
daß er seinen Vetter und Lehrmeister Pordenone „in
der Zeichnung, worinnen er mehr Geist und Regeln
merken lasse, übertraf", findet Maniago von scincn
Allegorien in der Libreria vecchia in Venedig, daß
i varutksri sono allatko rnssollini, s 1s korins äivsrss
äa (pnslls äsllg, souola äsl koräsnons.

Die Jugcnd unseres Künstlers ist in vollkommenes
Dunkel gehüllt. Daß er ein Schüler Pordenone's wnr,
ist in hohem Grade wahrscheinlich, was wir durch ein
später zu beschreibendes Gemälde seiner Hand bekräftigen
werdcn. Daß cr einige Jahre in Rom zubrachte (wahr-
scheinlich in der Zeit zwischen dem Tode Pordenone's,

1) Materialien zur österreichisch en Kunst geschichte im Archiv
für Kunde österr. Geschichtsquellen, 1850, Band V.

2) Ltoria, äslls bslls nrti krinlans änl oonts Idabio
äi UaninKo.

1539, und deni Jahre 1556) und dadurch, vielleicht
um ihn von Pordenone zu unterscheidcn, den Bcinamen
il Korns.no erhielt, ist ebenfalls glaubwürdig. Jm
Jahre 1556 ') malte er in Konkurrenz mit Paolo und
Benedetto Caliari (Veronese), Andrea Schiavone, Bat-
tista Franco, Guiseppe Salviati und Tintoretto drei
der 27 Medaillons der Saaldecke in der Libreria vecchia
zu Benedig, welche die allegorischen Gestalten der Wache,
der Fasten, der Geduld, des Ruhmes, der Seligkeit rc.
darstellen. ^)

Jm Jahre 1561 sinden wir Giulio, wahrschein-
lich durch den Kaiser dahinberufen, in Augsburg thätig.
Er malte dort nach Sandrart für einen Herrn Rehlinger
die Fassaden zweier großen Häuser in Fresco, von
denen unser Gewährsmann 1675 aussagt, daß sie,
obschon über hundert Jahre alt, fast noch in unver-
änderter Schönheit erhalten seien. Auf einem gemalten
Täfelchen befand sich die Jnschrift: ckulius IiioiNius,
Oivis Vsnstus L^ugu8tsnu8 Iioo ssäiüourn Iiis pioku-
ris insiZnivit, luoosg; ultiingni rnsnuin posuit V.
1561.

1) Nicht 1584, wie Crowe und Cavalcaselle (Geschichte
der italienischen Malerei, deutsch von Jordan, VI, S. 354)
annehmen. Denn da der Bau der Libreria vecchia durch
Sansonino 1548 vollendet war, so ist es in hohem Grade
wahrscheinlich, daß in dem von Lanzi angegebenen Jahre
1556 die Malereien der Decke des Saales ausgeführt wurden,
keinesfalls aber 1584, wo Schiavone bereits zwei Jahrs tot
war, und wahrscheinlich auch Salviati. Die Rundbilder be-
finden sich auch nicht, wie Crowe und Cavalcaselle angeben,
im „Bibliotheksaal des Dogenpalastes", sondern im großen
Saale der Libreria vecchia.

2) Vsnstis, äs N.I'rsnossoo Lsnsovino, 1604. 1?o1. 208.
 
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