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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Lützow, Carl von: Ein Vermächtnis von Anselm Feuerbach, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0201

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397

Nekrologe.

398

sie befolgtc". U»d dan» wieder S. 26: „Noch bcsitzc
ich cine Zeich»»»g, Penthesilea'S Tod, die »>ir Rahl
durch seine reflcktirte Korrektur zienrlich vcrpfuschte".
Er hiclt es dcnu i» Wahrheit auch nur „etwas übcr
acht Tage" bei ihm aus. Bei diesem fortwährenden
Wechsel der Schulen und der Lehrer konnte nichts her-
auskommen, vbwohl unser Akademiker wenigstens in
der ersten Zeit „grenzenlos flcißig" und von eincr
„unbehaglichen Gewissenhaftigkeit" war. Einige Ent-
würfe und Bilder von unzweifelhastem Wert, Kopien,
nach Gemälden der Pinakothek und ein ewiges Hin-
und Herschwanken zwischcn starkem Selbstgefühl und
Mutlosigkeit: das war das Ergebnis dieser Stndienjahre.

Jn Paris, wo Fcuerbach im Sommer 1851 an-
langte, fühlte er sich gleich voni ersten Tage an heimisch.
Es erschien ihm „als die Stadt der ewigen Jngend",
passend zu seinem Wahlspruch: lAsrnninsnto Aiovins.
Vom 8n1on enrrs und von der „göttlichen Frau von
Milo" ward er überwältigt; er sagt: „Jch geriel in
Erschüttcrnng, wie fast nvch nie in meinem Leben";
übcrhaupt befindet cr sich in dem Pariser Treibeu stets
snsons. — „War es doch die Zeit eines Troyon,
Rousseau, Delacroix, Decamps; eine Zeit der echten
Kunstblüte, deren krästige Luft wir atmeten". Ein
gleichgestimmter Kreis von Freunden, meistens Deut-
schen, hatte sichzusammengefunden. „Jchlcbe" — schreibt
Feuerbach — „unter vielen Bekannten, jungen, frischen,
glücklichcn Menschen und bin zu Zciten auch wohl
mit ihnen heitcr. Des Abends werden deutsche Lieder
gcsungen, und ohne meinen Tenor können sie nicht aus-
kvmmen". Abcr cigcntliche Frcudc sand er auch da-
mals nur in der Arbeit. Jm Louvre werden Spanier
kopirt; das erste in Paris entstandcne Bild ist der
„Hafis in der Schenke". Fenerbach giebt in einer
Briefstelle (S. 42) folgende hübsche Beschreibung von dem
Werke: „Mein Hafis im orientalischen Kostüm lächelt
sclig von Liebe und Wein und schreibt eine Ghasele
an die Mauer. Er ist rührend arm, denn seine Klcider
sind abgetragen und zerrissen, aber zu jedem genialen
Lvch sieht der echte Dichter heraus. Die Zuhörer in
Entzückung, üppiges Blumen- und Rankenwerk und
die ganze Glut der sinkenden Sonne". Doch vor allem
wichtig wurde, daß der junge Künstler endlich seinen
Meister fand. Es war Th. Couture, der Schöpfer
der Roirmirw äö la äöonäsiws. Jhn> gab sich Feuer-
bach mit unbcgrenztem Vertraucn hin. „Nicht genng
danken" — sagt er — „kann ich dem Meister, welcher
mich von der deutschen Spitzpinselei zu breiter pastoser
Bchandlung, von der akademischen Schablonenkompo-
sition zu großer Anschauung und Auffassuug siihrte".
— „Er nimmt Jnteresse an mir nnd behandelt meine
Mängel mit medizinischer Genauigkeit. Alles bis auf
das Kleinste giebt er an, jede Mischnng. Dabei hat

er meine energische Dnrchfiihrnng gelvbt. Kurz, ich
segne die Stunde, in der ich sein Atelier betrat".
Den einzigen tiefen Mißklang bildete der Tod deS
VaterS (9. Scpt. 1851). Die Liebe des Sohnes zu
ihm drückt sich in den tief empfundeneu Worten aus:
„Jch decke das Grab, in dem auch mcine Jugend cin-
gesargt liegt, mit Schweigen zu."

Jm Mai 1854 ging der nahezu drcijahrige Pariscr
Aufenthalt auf die Neige. Der Autor giebt uns nur
leise, aber verständliche Andeutungen darüber, weshalb
er sich nicht langer halten konnte auf dem fllr ihn so
segensreich gewordenen Boden — „die Nvtwendigkeit
sorderte unerbittlich ihr Recht", es ist, das alte ewige
Lied von der Sorge und den Bedrängnissen des Lebens.
Eines schönen Morgens erwachte der Künstler in Karls-
ruhe. Die Lehr- und Wanderjahre waren nun abge-
geschlossen; die Zeit sclbständigcn Schaffens bcgann.

Carl v. Lüjzow.

Nekrologe.

Wilhelm Heinrich Ludwig Gruner, einer der älte-
sten und bekanntesten Dresdener Künstler, ist am
27. Februar gestorben. Er war am 24. Februar
1801 zu Dresden geboren und bcsuchte die dvrtige
Kunstakademie; nach einigem Schwanken in der Wahl
des Kunstfaches wandte er sich der Kupserstecherei zu,
in welcher er von G. E. Krüger den ersten Unterricht
erhielt. Er fand bald durch Buchhändler Beschäftignng
und arbeitete eine Zeitlang in Leipzig, Nürnberg und
Prag, wo er mit Führich bekannt wurde, dessen Umrisse
zu Goethe's Hermann und Dorothea er radirte.

Gönner, wie hauptsächlich der Finanzrat Campe,
ermöglichten es dem Kllnstler, nach Jtalien zu gehen,
zunächst nach Mailaud, nm hier an der Akadcmie
nnter der Leitung Anderloni's und Longhi's seine
Studien zu vollenden. Ein Stich nach Belazquez trug
ihm ein sächsisches Stipendium ein, welches ihm auf
längere Zeit eine svrgenfreie Existenz gewährte. Jm
Jahre 1828 besuchte er Spanien und Frankreich; einen
Besuch in seinem Vaterlande benutzte er zum Stich
des Mengsschen Selbstbildnisses. Hierauf ging er nach
England und Schottland, wo er in den reichen Privat-
sammlungen ein willkommenes Studienmaterial und
die Anregung zu einigen seiner Stiche fand. Nach
Jtalien zurückgekehrt, lebte er von 1837 an mehrere
Jahre in Rom, wo er sich namcntlich dem Studium
Raffaels nnd Biarc Antvns widniete. Er fcrtigte
nun die zehn Stiche, welche unter dem Titel: I mo8nioi
clsllg. vki.pElIa OtiiZi (9iom 1839) als geschlossene Folgc
erschienen, ferner die Stiche nach den Fresken in der
Stanze des Heliodor; ebcnso stach cr einiges nach
Overbeck u. a.

Jm Jahre 1841 begab stch Gruner abermals nach
England, welches er als seine zweite Heimat schätzen
lernen sollte. Er unternahm es, zunächst die Raffael-
schen Kartons in Hamptoncourt, jetzt im Kensington-
museum, in der Grvßc des Originals zu zeichnen und
stach weiterhin verschiedene Folgen und einzelne Blätter.
Zu letzteren gehören der schlasende Ritter, nach Raffaels
 
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