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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Wittmer, Gustav: Zur Biographie und Charakteristik Johann Werner Henschels
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0207

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17. Iahrgang.

Nr. 26.


Beiträge

13. April

Inserate

ü 25 j)f. für die drei

1882.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.

Lrscheint von Vktober bis Iuli jede woche am Donnerstag, von ^uli bis September alle ^ Tage, für die Abonnenten der „Zeitschrift für
bildende Kunst" gratis; für sich allein bezogen kostet der Iahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel als auch bei den deutschen

und österreichischen Aostanstalten.

^lnhalt: Zur Biographie und Lharakteristik Iohann werner ^enschels. — Apologetische Aphorismen über Lionardo. — Eugen Napoleon Neu-
reuther-j-; ^akob Lckert -j-; Ernst Fröhlich -j-; Iosef Miller , Friedrich Drake -j-. — jDreisausschreiben für Lntwürfe zu ^)orzellan-
geschircen. — Die (vrgamsation der wiener internationalen Ausstellung. — Aupferstichauktionen von Fr. Müller in Amsterdam; Die
versteigerung von Laufbergers Nachlaß. — Zeitschriften. — Berichtigung. — Inserate.

Zur Biographie und cLharakteristik
^ohann lVerner k)enschels.

(Geb. 14. Febr. 1782 in Kassel, gest. 15. Aug. 1850 zu Noin.)

Kassel, im März 1882.

Unter den im Erdgeschoß unseres neuen Galerie-
gebäudes ausgestellten Gipsabgüssen von Wcrken der
mittelalterlichen und neueren Plastik befinden sich auch
einige vortrcffliche Arbeiten des begabten hessischen
Bildhauers Werner Henschel: seine anmutige Brunnen-
gruppe und ein Löwenpaar. Erstere wurde im Auf-
trage des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen
in Marmor ausgeführt und kam nach Charlvttenhof
bei Potsdam. Die Gruppe (Mädchen und Jüngling,
unter einem Joch gemeinsam Wasser tragend) ist so
sinnig erfunden und von so schöner Aussühruug, daß
wir sie zu dem Besteu zählen müssen, was in dicsem
Genre geschaffen wurde. Auch das Löwenpaar zeigt
in seiner markigen und stilvollen Behandlung dgs nicht
gewöhnliche Talent des Künstlers.

Es dürfte im Anschluß an die flüchtige Betrach-
tung dieser Werke von Jnteresse sein, die Kunstfreunde
darauf aufmerksam zir machcn, daß sich Lie weit vcr-
breitcten Werke des Mcisters fast sämtlich iu Original-
modellen im Besitz der Familie v. d. Embde hierselbst
bcfinden. Die wertvolle Sammlung ist in einem
eigcns zu diesem Zweck eingerichteten Gartensalon aus-
gestellt und gewährt einen Ubcrblick über die künstlerische
Thätigkeit Henschels, welcher unter den Künstlern hessi-
scher Abkunft einen ehrenvollen Platz einnimmt. Fast
sämtliche hier versammelte Werke geben von der be-
deutenden Begabung desselben Zeugnis. Neben Schärfe

der Charakteristik zeigen sie in der Behandlung der
Form wie der Draperie einen strengeu uud einfach
edlen Zug, der an die besten Vorbilder erinnert. Zu
den bekanntesten Schöpfungen Henschels zählt das
Bonifaziusdenkmal in Fulda, welches, in Bronze aus-
geführt, am 17. Aug. 1842 bei Gelegenheit der Feier
des elshundcrtjährigen Jubiläums der Stadt cuthüttt
wurde. Der Apostel, eine Gestalt von machtvollem,
geistig energischen Ausdruck, hält, kühn vorschreitend, in
der Ncchten das Kreuz, in der Linken die Bibel. Die
Figur wurde im Jahre 1837 im Henschelschen Gieß-
hause zu Kassel gegossen. Von sriiheren Werken nennen
wir eine Kvlossalstatue des Herkules, einc Jugend-
arbeit des Künstlers, von welcher sich ein Abguß in
der Maschinenfabrik von Henschel L Sohn in Kassel
befinden soll, und eine Madonna in Hochrelief. Treff-
liche Arbeiten sind serner eine Caritas uud die Büsten
der Kinder der Kurfürstin Auguste, darunter die des
Prinzen Friedrich Wilhelm, unseres Wissens das einzige
plastische Jugendbildnis, welches von dem letzten Kur-
fürsten von Hessen existirt. Wir besitzen außerdem von
Henschel Entwürfe zn Medaillen, plastische Dekora-
tionen sür Architektur, Grabmonumente und Figuren
und Gruppen religiösen Charakters. Sein letzteS voll-
endetes Werk War ein im Jahre 1849 angesertigtes
Modell zu einem Denkmal für seine langjährige
Gönnerin, Kurfürstin Auguste, einen Engel darstellend,
welcher vom Antlitz der dem Grabe entschwebendcn
Seele den Schleier hinwegnimmt.

Zum Schluß mögen hier noch einige biographische
Notizen Platz sinden. Johann Werner Henschel wurde
am 14. Februar 1782 als Sohn des Stückgießers
 
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