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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

DOI Artikel:
Rosenberg, Adolf: Die heraldische Ausstellung in Berlin, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0215

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17. Iahrgang.

Beitrcige

Lützow (Wien, There-

die verlagshandlung in
Leipzig, Gartenstr. 6,
zu richten.

20. April

Nr. 27.
Inserate

ü 25 Pf. für die drei
Mai gespaltene petit-
zeile werden voti jeder

1882.

Veiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.



Dic heraldische Ausstellung 'in Berlin.

I.

Am 1. April ist im provisorischen Kunstaus-
stellungsgebäude am Cantianplatz in Berlin eine
heraldische Ausstellung eröffnet worden, die an und
sür sich schon an dieser Stelle eine Besprechung er-
sorderte, da die Heraldik ebenso sehr eine Hilfswissen-
schast der Geschichte wie der Kunstgeschichtsforschung
im engeren Sinne ist. Das Ausstellungskomitö hat sich
jedoch nicht auf die Heraldik im engeren Sinne, die
Genealogie, die Wappenkunde und Sphragistik, be-
schränkt, sondern sein Programm dahin ausgedehnt,
daß alle Produkte der Kunst und des Kunsthandwerks,
an wclchen sich Wappen u. dgl. befinden, in die Aus-
stellung ausgenvmmen werden svllten. So hat die
heraldische Ausstellung den Charakter einer Ausstellung
kunstgewerblicher Altertümer erhalten, die an Reichtum
und Jnteresse der großen Zeughausausstellung von
1872 nur wenig nachstehen dürste. Da die Beteiligung
eine überaus große war — die Ausstellung ist die
erste ihrer Art —, konnten sechzehn Räume des Ge-
bäudes ausreichend gefüllt werden. Nach dem Kata-
loge enthält die Ausstellung ca. 4000 Nummern, aber
viel mehr Gegenstände, da unter einer Nummer oft
mehrere Objekte begriffen sind. Durch eine reiche und
geschmackvolle Dekoration hat man mit Erfolg ver-
sucht, den unfreundlichen Galerien nnd Sälen, die in-
folge der eigentümlichen Konstruktion unseres Aus-
stellungsgebäudes über dem Waster jetzt doppelt frostig
sind, wenigstens den Schein farbigen Lebens zu verleihen.

Das malerische Arrangement der Ausstellung ist mit
Hilfe sachkundiger Tapezierer, unter denen bcsonders
die Dekorateure Karl Müller L Komp. zu erwähnen
sind, die es mit den besten Parisern und Wienern
aufnehmen können, ein sehr gefälliges und geschmack-
vvlles geworden. Leider kann man dasselbe nicht von
dem Arrangement der ganzen Ausstellung sagen. Man
hat dabei zu wenig Sinn für geschichtliche Entwickelung
und Grnppirung bekundet. Altes und Neues ist bunt
durcheinander gewürfelt: alte gotische Humpen von
höchster Schönhcit neben lahmen und erfindungsarmen
Erzeugnissen der modernen Goldschmiedekunst, alte
Glasgemälde neben Glasphotographien u. s. w. Den
gleichen Stempel des Dilettantismus trägt auch der
Katalog, iu welchem den einzelnen Nummern nach
Art der ambulanten Wachsfiguren-, Naturalien- und
Raritätenkabinette besondere Empfehlungen, wie „inter-
essantes Stück", „hervorragendes Exemplar", „wert-
volles Kabinetsstück" u. dgl. m. beigegeben sind. Es
ist an dieser Stelle nicht nölig, ausdrücklich auf die
Ungehörigkeit solcher Randglossen, die niemandeni
etwas nützen, hinzuweisen. Anstatt solche überflüssige
Bemerkungen zu machen, hätte man sich lieber um die
Provenienz und die Zeitbestimmung verschiedener
Gegenstände kümmern sollen. Wir berühren damit
überhaupt einen wunden Punkt der Heraldik. Dieselbe
wird nicht als Wissenschast, sondern überwiegend von
Dilettanten in Mußestunden als eine Art Sport be-
trieben. Jm Ausstellungskomitö befindet sich denn
auch außer dem Ehrenvorsitzenden Grasen Stillfried
von Alcantara, der sich um die Erforschung der Ge-
schichte des hoheuzolleruschen Hauses große Verdienste
 
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