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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Aus der Ausstellung der Entwürfe zum Viktor-Emanuel-Denkmal zu Rom
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Brun: Zur Erinnerung an Friedrich Weber, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0257

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Zur Erinnerung an Friedrich Weber.

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leum in Form eines riesenhaften Kürassirhelms: auf der
Spitze tanzend die Reiterstatue des Königs, der Helm-
busch als Landkarte von Jtalien gearbeitet, ein prak-
tisches Lehrbuch der Heimatskunde für geduldige Passan-
ten. — Laxisntä sai! H. II.

Zur Lrinnerung an Friedrich lVeber.

Es ist kaum ein Jahr her, daß von dem zuletzt
erschienenen Blatte Webers, dem vortrefflichen Bildnis
des verstorbenen Oberst Siegfried, in dieser Zeitschrift
dem Leser cine eingehende Besprechung geboten wurde.
Am Schlusse derselben sprach der Verfasser dic Hoff-
nung aus, daß deni Künstler noch cine lange Wirksamkeit
beschieden sein mvge, und daß es ihm in erster Linie
vergöunt sei, den begonnenen Stich nach Bernardino
Luini's NaOons uux brois rosss zu volleuden. Leider
sollte dieser Wunsch nicht in Erfüllung gehen. Die
Krankheit, welche den Meister schon im Winter 1880
auf 1881 von seiner Vaterstadt fernhielt und ihn
zwang, in Südfrankreich, in Cannes, Erholung zu
suchen, machte rasche Fortschritte. Bereits als das
vergangene Jahr auf die Neige ging, singen seiue Kräfte
au zu schwinden. Nur die rastlose Thätigkeit des
Mannes, die Klarheit seines Geistes und die Liebe,
mit der er immer und immer wieder seine Luiniplatte
vornahm, schien ihn am Leben zu erhalten. So kam
es denn, daß seine zahlreichen Freunde noch hofften,
als schon der Todesengel an seinem Bette stand und
am 17. Februar, Nachts clf Uhr, dic Fackel auslvschte.

Über den Entwickelungsgang Webers sind wir
durch ihn selbst uuterrichtct. Jm Jahre 1874, als cr in
die Berliner Kunstakademie aufgenommen wurde, reichte
er derselbeu eine ziemlich umfassende Autobiographie
cin, welche zuerst in der von Abraham Roth redigir-
ten Knnsthakle erschien. 2) Die nachfolgendeStudie lehnt
sich an jene Selbstbiographie an.

Friedrich Weber wurde am 10. September 1813
in Basel, der Stadt Holbeins, gebvren. Seine Wander-
jahre fingen früh au. Als Knabe von 14 Jahren
schvu verlicß er die Heimat, um sie, es war im Jahre
1827, mit Straßburg zu vertauschen. Dort trat er
als Lehrling in das Haus Levrault ein. Er fand
nicht, was er suchte; statt daß man ihm im Zeichnen
und Lithographiren Unterweisung gab, ward er als
Laufbursche und Buchbindergeselle mißbraucht. Glück-
licherweise dauerte jedoch dies Verhältnis, welches ihm
wöchentlich zehn Sous einbrachte, nur ein halbes Jahr;

1) S. Jahrgang XVI, Nr. 27.

2) S. Jahrgang 1876, Nr. t u. 2. Wieder abgedruckt
in den Basl. Nachr. v. 19., 21. u. 23. Febr. 1882, Nr. 43,
41, u. 46 Beilage.

im Frühling 1828 bereits kam Weber zum Kupferstecher
Aberthür. Bei Oberthür, bei dem er Kontrakt ge-
mäß vier Jahre lang blieb, konnte der junge Mann
manches lernen, trotzdem jener mit seinem eigeneu
Können nicht ganz auf festem Boden stand. Er ent-
wickelte unter ihm, wie er selbst erzählt, einen unbän-
digen Fleiß, lehnte sich an Vorbilder wie Goltzius Edeliuck
und Wille an und zeichnete viel nach Gabriel Gusrin.
Bis zum Herbst 1832 weilte er im Elsaß. Da siedelte
er, ein Jüngling von 20 Jahren, nach Karlsruhe über,
um unter der Leitung des Galeriedirektors Frommel,
der ein Meister im Stahlstich war, weitere Studien
zu machen. Schnell eignete sich Weber hier das Tech-
nische der Stahlbehandlung an, selbständige Arbeiten
aus seiner Karlsruher Periode, wie „Der verlorene
Sohn" und Creuzbauers Jungfrau von Orleans zeigen
dies zur Genüge. Das erstere Blatt trägt das Datum
1833, das zweitc die Jahreszahl 1834. Von Karls-
ruhe aus wandte sich Weber nach Müncheu, wo wir
ihn im Herbst 1835 als Schüler der Akademie treffeu,
an deren Spitze damals Peter Cornelius stand. Dort
studirte er unter Zimmermann die Antike und lernte
Akt zeichnen. Jn München ist sein Genius sich auch
zum erstenmale des Antagonismus bewußt geworden,
in dem er zur Auffassung der hervorragendsten da-
maligen deutschen Kunstheroen stand. Während Weber
bei Frommel sein Augenmerk hauptsächlich auf ausge-
führte Bilder gerichtet hatte, die seiner Naturanlage,
seinem Gefühl sür das Malerische, ja auch Farbenreiche
entsprachen, mußte er in München sehen, wie man
darauf ausging, über die Zeichnung die Farbe zu ver-
nachlässigen, und wie die Kartonmanier verhängnisvoll
wurde für den Fortschritt des deutschen Kupserstichs.
Kein Wunder, daß Webcr, der später als getrcuer Jn-
terpret italienischer Farbenglut die Werke Tizians und
Bordone's wie kein anderer wiederzugeben wußte, mit
diesem Treiben nicht einverstanden war. Vou seinen
Werken aus jener Zeit sind vor allem die Blätter
nach Kaulbach zu nennen, den er pcrsönlich kennen
lernte, und der sich alle Mühe gab, den jungeu Küustler
an sein Atclier zu fesseln. Dasjcnige Blatt, wclchcs
ihn in Jsar-Athen bekannt machte, war der Verbrecher
aus verlorener Ehre. Es hatte auch eine praktische
Folge, es brachte ihm das Anerbieten, an der Jllustri-
rung der Cotta'schen Schiller- und Goethe-Ausgaben
teilzunehmen. Weber nahm dies Anerbieten srcudig
an, und so entstanden der Gang uach dem Eiseu-
hammer, Faust und Mephistopheles, Egmont uud
Klärchen. Rechnet man hierzu mehrere Reproduktioneu
von Arbeiten Bendels und van Mupdens, sowic die
Wiederholung einer Madonna von Murillo, die 1837
datirt ist, so hat man die Liste seiner Werke aus der
Müuchener Periode erschöpft.
 
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