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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Brun: Zur Erinnerung an Friedrich Weber, [1]
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Wurzbach, Alfred von: Kunstgeschichte fürs Volk
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0259

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513

Kunstgeschichte fürs Volk.

514

von Julius Stern den ersten deutschen Gesangverein.
Jn die Weltstadt zurückgekehrt, entstand balv eines
seiner Hauptblätter, die Jtalienerin am Brnnnen nach
Nic. de Keyser. Noch vor dem Revolutionsjahr 1848
begann er diese Arbeit, die er im Auftrage des HauseS
Artaria und Fontaine machte; 1851 war sie vottendct.
Die Jtalicnerin am Brunnen, der erste Kupferstich
Webers, -- bisher hatte er nur in Stahl gestochen
— zeigt n»s, wie der Meister bemüht war, der
malerischen Wirkung des Originals gerecht zu werden.
De Kcpser war denn auch mit dcr Wicdergabe scines
Wcrkes sehr zufrieden. Nicht weniger Forster, der
einem Dritten gegenüber äußerte: ,Iainai8 bras äo
bsinmo n'n ütü inionx ls.it. Es war nach dem Er-
scheinen dieses Stiches, für den Weber auf dcr Kunst-
ausstellung in Brüssel die große goldene Medaille er-
hielt, als Forstcr, der nicht mehr jung war, sich zur
Ruhe setzte und dem Schüler seine Grabstichel, sowie
seinen Arbcitstisch Ubcrlicß. Das Jahr 1851 Ivard
auch sonst von entscheidender Wichtigkeit für das Leben
unseres Meisters. Er war jetzt 38 Jahre alt und
dachte daran, sich einen eigenen Herd zu gründen. Er
verlobte sich im November während eines kurzen Aus-
enthaltes in Basel mit Elisabcth Bischoff und ver-
heiratete sich schon im Svmmer 1852. Dieser Ehe,
die stets eine glückliche gewesen ist, entsproß eine Tochter.
Nnn sing für Weber ein Lebcn vollcr Arbeit an, ein
Stich folgte dem andcrn. Nvch Vvr die Verheiratung,
in das Jahr 1850 und 1851, ist das Porträt des
Bruders des Herzogs von Nassau zu setzen und das
Bildnis Eulers, eines für malerische Zweckc sehr undank-
bareu Kopfes. Dasselbe sollte die russische Ausgabe
der Werke dcs grvßen Baseler Mathcmatikers schmücken.
Erfreulicher war der Anftrag, Gitanos, ein Gemälde
Math. Artaria's zu stechen, dessen cr sich ebenfalls noch
im Jahre 1851 entledigte. Gitanos und die Jtalienerin
trugen Weber anf der Weltausstellung vvn 1855 eine
insntion lionorsblo ein, was in Anbetracht der ge-
waltigen Konkurrenz etwas sagen witt. 1851 endlich
entstanden die Stiche: „Der kleine Christusknabe" nach
Paul. Deschwanden und ein „Johannes in der Wüste"
nach Artaria.

(Schluß folgt.)

Aunstgeschichte fürs V'olk.

Es gäbe einen interessanten Beitrag zur Kultur-
geschichte, wenn man unsere Bücher von dem Gesichts-
punkte aus prüfen wollte, ob sie für Millionen oder nur
für wenige Hunderte Vvn Lesern geschrieben wurdcn.
Ganz gewiß käme bei dieser Zählung auf 100 Bücher,
die ihres Jnhaltes und ihrer Form wegen nur wenigen
Unterrichteten zugänglich sind, im besten Fall ein

einziges, welches vor den Augen der großen Menge
Gnade und Vcrständnis finden kann; nnd dics würde
sich nicht nur bei künstwissenschaftlichen Publikationen,
sondern bei deutschen Büchern aller Art bewähren.
Der Deutsche schreibt immer sür seinesgleichen, gewiß
imnier in der Absicht, sein Bestes zu bieten, aber in
dcr Regel ist dies so unverdaulich, sv gclehrt, so mannig-
faltiges Wissen voraussetzend, daß dem Buche der
Weg zu der großen Menge verschlossen bleibt, wenn
anch die Verhältnisse des deutschen Verlages erlauben
würden, es zu einem billigen Preise auszubieten. Wir
wollen keine Beispiele anführen, ja nicht einmal auf
gewisse sogenannte populär-wissenschaftliche Bibliotheken
und Sammelwerke hinweisen; diese sind nur in den
seltensten Fällen derart redigirt, daß sie den Laicn für
die Sache interessiren können. Speziell auf kunst-
historischem Gcbietc, einem Felde, Ivelches Vvu Tag zu
Tag grvßere Bcdcutung gewinnt, leidet die Litteratur
an Langeweile und Weitschweifigkeit, welche viele ab-
schrccken, dic sich untcr anderen Umständen cingehendcr
damit befaffen würden. Frankreich, und mehr noch
England, sind in dieser Beziehung weit günstiger be-
stcllt. Dcn Werken des ersteren Landes Ivird nicht
leicht jemand wissenschaftliche Genauigkeit nachrühmen,
abcr an gutcn Büchern, Ivelche die Wisseuschaft wirk-
lich popularisiren, hat es keinen Mangel; wenn sie
wenig gelesen werden, ist dies Sache der Franzosen.
Bei uns würden sie gelesen werden, aber wir haben
sie nicht.

Ein eklatantes Beispiel für die Geschicktichkeit, mit
welcher in Frankrcich derartige Publikationen, deren
Zweck es ist, in die große Masse des lesenden Publi-
kums zu dringen, angefaßt wcrden, bietet eine Reihe
von Werken, welche soeben bei A. Ouantin in Paris,
mit Unterstützung der Regierung, unter dem Titel
Libliotlwiinö 6s l'snssiAnsinsnt ckss Ussux-iLrts er-
scheinen. Es liegen davon gegenwärtig vier Bände vor,
welche sehr wohl ein Urteil über das Ganze gestatten.
Jcder Baud, gebundeu, kvstct 3 Fr. 50 Cent., ist
höchst elegant ausgestattet, auf gutem Papier gedruckt,
ca. 300 Seiten stark und reich illustrirt. Die vor-
liegenden Bände enthalten: I-s psintnrs liollsnäsiss,
von Henry Havard; Us Uogsiins, von Gerspach,
I,'-4.nstornis srtistigns, von Mathias Duval, und
Iü^.ro1iöo1oAis Zrssgns, von Collignon. Uns ist
in der deutschen Litteratur weder ein populäres Buch
über die holländische Malerei, noch über die Mosaiken,
nvch über die griechische Archäologie, oder gar über
künstlerische Anatomie bekannt, welches diese Wiffens-
zweige allgemein verständlich und jedermann faßlich,
ohne Schwulst und gelehrtes Kauderwelsch abhandeln
würde, wie dies in den genannten Büchern geschieht.

Es ist ganz überflüssig, hier noch ein Wort über
 
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