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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Bredius, Abraham: Aus den Haager Archiven, [1]
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Förster, Bernhard: Aus Gelnhausen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0280

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555

Aus Gelnhausen.

556

will, am selben Tage als Jan Steen mit seiner
Margaretha van Goyen dieselbe Erklärung ablegte.
Die beiden Notizen im „Aanteekeningboek" folgen sich
unmittelbar.

Aus dieser zweiten Ehe fand ich keine Kinder. —
Obwohl Schoesf also schon 1639 als im Haag
wohnend genannt wird, finden wir ihn erst 1641 als
Biirger eingeschrieben. Jn dem Büchlein der „Burger-
schappen en Schntteryen" lesen wir: 24 Aprilis 1641.
Joannes Schouff, Schilder, heeft syn burgerschap
gewonnen sonder eedt te doen chat sein Bürgerrecht
erhalten, ohne den Eid zu leisten).

Jn den Rechnungen der städtischen „Bendumeesters"
(Auktionatoren) fand ich ferner solgende Notizen: Den
27. September 1649 ten versoucke van Johan Schuyff
op de buytencingel tot zyncn huyse alhyer aen
Schilderyen vercoft voor de Summe van L 6705 —16/?.

(Das L ist — ein Gulden.)

Diese Summe ist für jene Zeit sehr ansehnlich;
soviel brachten die jährlichen Gemäldeauktionen der
St. Lukasgilde nur selten auf.

Und: Den 14. October 1660 Vercvcht ten ver-
soucke van Mons. Schoeff aen printen (an Kupferstichen
und Radirungen) voor L 14 — 0 —.

Das ist die späteste Notiz, die ich bisher über
den Maler gesunden. ') Daß er in den Büchern der
Haager St. Lukasgilde (von mir im dritten Bande
des Obreenschen „Archief voor Nederlandsche Kunst-
geschiedenis" publizirt) nicht vorkommt, hat darin seinen
Grund, daß bei dem Buchstaben eine Seite fehlt. Die
Namen stehen dvrt alphabetisch nach dem Anfangs-
bnchstaben des Vornameus. Daher fehlt dort auch
Jan Steens Name nnd verschiedene andere mehrZ)
Jm sünften Bande des „Archief" werde ich einige
Bilderauktionen von 1647 veröffentlichen, darunter eine
von van Goyen und Schoeff gemeinschaftlich unter-
nommene, mit den Preisen dabei.

Aus Gelnhausen.

Als ich in den letzten Tagen die alte sreie Reichs-
stadt Gelnhausen an der Kinzig besuchte, wurde ich in
der angenehmsten Weise überrascht. Mein Ziel waren
die Reste der Kaiserpfalz Friedrichs I. von Staufen
und die wiederhergestellte Kirche, deren stattliche Türme
schon oft auf der Fahrt von Berlin nach Frankfurt
meine Wißbegierde gereizt hatten. Als ich die Straße

1) Dis Haager Archive sind sehr unvollständig; an
Begräbnisbüchern fehlt es fast gänzlich und in mancher
Bücherserie sind bedauernswerte Lücken.

2) Dagegen finden wir dort den gewiß mit unserem
Maler verwandten Kunsthändler Pieter Schouf im Jahre
lt>48 eingeschrieben.

zum Markle hinaufgestiegen war, glaubte ich zu träumen:
hinter dem Staube und Schutte eines von Arbeitern
eben zerstörten Mauerwerks trat die Fassade eines
Profanbaues im reinsten romanißchen Stile
hervor. Herr Charles Becker aus Amsterdam, dem der
glückliche Wurf gelungen ist, diese schöne Entdeckung zu
machen, und den ich gerade auf dem Bauplatze antras,
hatte die GUte, in der zuvorkommendsten Weise mein
Cicerone zu sein, so daß ich schneller, als es sonst
möglich gewesen wäre, über den Thatbestand orientirt
ward. Bei dem vor einigen Wochen beginnenden Ab-
bruche eines alten höchst baufälligen Hauses mit einer
bedeutungslosen Faffade aus der Zeit der deutschen
Renaissance kamen romanische Kapitäle bester, ent-
wickeltster Bildung zum Vorschein. Man denke sich
die Überraschung! Unser Besitz an romanischer Profan-
architektur ist leicht zu übersehen, Privatbauten jenes
Stiles aber kommen nur ganz vereinzelt vor; jede Ver-
mehrung unseres Besitzes also in dieser Richtung ist
von höchstem Werte. Die Faffade des fraglichen
Baues, Welcher an der nordöstlichen Ecke des Marktes
liegt, zeigt einen ca. 2 in über der Straße gelegenen
Eingang, dessen Pfosten durch gut erhaltene Säulen
gebildet werden. Geschlossen ist der Eingang von
einem reich ornamentirten Kleeblattbogen. Die Bildnng
der Freitreppe, welche diesen Eingang mit der Straße
verbunden haben muß, ist noch nicht festzustellen.
Das darüber liegende Geschoß wird durch drei Fenster
gebildet, deren jedes nach der Weise einer Loggia durch
zwei Sänlen mit drei Rundbögen gegliedert ist. Die
Säulen haben attische Basis, vermutlich hatten alle
das Eckblatt, die Bildung der Kapitäle ist durchge-
arbeitet, phantasievoll, elegant und deutet auf dieselbe
Entstehungszeit wie die Pfalz (ca. 1140) und Teile
der Kirche. Das Jnnere bestand vermutlich aus je
einem großen Saalraum in jedem Geschoß, über deren
ursprünglichen Zweck (Kaufhaus, Rathaus, Gilden-
haus?) sich einstweilen nur mutmaßen laßt. Jm
16. Jahrhundert ist sodann eine neue Faffade davor-
gelegt worden, die uns den Bau vor dem Vandalis-
mus der Modernen geschützt hat. Zuletzt diente das
Gebäude als kläglichster Wohnort ganz armer Leute.
Herr Becker hat das Haus käuflich erworben, gedenkt
es wieder herzustellen und beabsichtigt ein kleines
Barbarossamuseum daraus zu machen, — ein
glücklicher Gedanke, da sich hierorts allmählich eine ganze
Anzahl wertvvller Reste der Architektur und Skulptur
zusammenfinden dürften. — Die Kirche von Geln-
hausen wirkt nach ihrer stilvollen Wiederherstellung als
ein sehr interessanter wohlthuender Binnenraum; äußer-
lich gehört sie zu den malerischsten Kirchen der roma-
nischen Zeit. Die Hängekuppel über der Vierung, ein
achteckiges Klostergewölbe, ist eine der ältesten Lösungen
 
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