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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Bredius, Abraham: Aus den Haager Archiven, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0290

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575

Kunstlitteratur uud Kunsthandel.

576

1669. Auf die Bittschrift des Havick Jcmsz Steen,
Kaufmanns zu Leyden, um mit andercn Nachbarn frei
zu sein von Stenern sür sein Haus gegenüber dem
H. Geisthause allhier und gebaut durch einen gewissen
Äan van Goyen, ist geantwortet: daß er und seine
Nachbarn frei Vvn Stenern sein sollen bis zum Jahre
1649 inclusivc, aber sür diese Jahre doch noch 2 L
jährlich zahlen, die von altersher auf dein Terrain
haften. Übcrdies noch 15 L 10 /? für dic Jahre
1650—1654 inclnsive, für welchen Betrag das Haus
taxirt ist, und für 1655 u. s. w. 10 L jährlich. DieseS
Hans lag an der Ostseite dcr jetzigen „Stillen
Veerkade". Vielleicht wärc noch zn ermitteln, wclche
Nummer es jetzt trägt.

Uber van Gvyens nnglückliche Häuserspcknlativnen,
die wohl mit Ursache waren, daß er insolvent starb,
teile ich später ciniges mit.

Daß mit diesen neuen Funden Houbrakens ge-
meine Erzählung ganz und gar zur Fabel wird,
brauche ich für Knnstforscher hicr kaum noch zu er-
wähnen. (Vgl. v. Wcsthreene's Jan Stccn, besvnders
S. 77.)')

Soeben finde ich in eincm Rcgister vvn Hänscr-
transpvrtcn in 1657 noch folgendes: Die Witwe von
Jan van Goyen, Annetje Willem van Raclst und
ihre Schwäger verkaufen untcr Benefiz des Jnventars
(onäsr bsnoüois van Invsntnrm) an Havik Steen
ein Haus mit Terrain, stehend an der Ostseite vom
Kanal gegenübcr dem Heiligen Geisthansc für 2110 L
komptant. Dieses ist sicher das obencrwähnte Haus.

Aunstlitteratur und Aunsthandel.

Die /sZnitialen der Renaissance, nach den Konstruk-
tionen von Albrecht Dürer herausgcgeben von
Camillv Sitte, unter Mitwirkung vvn Jvsef Salb.
Wien, Druck nnd Verlag dcr k. k. Hof- und
Staatsdruckerei. (Publikation des österr. Muscums
für Kunst und Jndustrie.) 1882. Fvl.

Das österreichische Museum für Kunst und Jn-
dustrie hat die Reihe seiner Publikationen für den ge-
werblichcn Zeichenunterricht mit dem vbigen Werkc
wieder um eine interessante Gabe vermehrt. Dieselbe
ist in ihrem graphischen Teil von großcr Wichtigkeit
für diejenigen Kunstgewerbe, welche mit den Schrift-
zeichen zu hantiren haben, also für Buchdrucker, Litho-
graphen, Schriftenmaler rc. Jm Texte finden wir so-
wohl die praktische als auch die wissenschaftliche Seite
des Gegenstandes in ausführlicher Weise erörtert, so

1) Auch v. Westhreene's Aufsatz im „Nederl. Specta-
tor" 1866.

daß derselbe dem Knnsthistoriker nicht minderes Jntcr-
esse bietet als dem Praktikcr.

Der Geist der Renaissance, der unsere moderne
Kunst und Kunstindustrie allerorten in lebendigster
Weise fördert, dringt allmählich auch in die Neben-
gebiete des künstlerischen Schaffens ein, verdrängt auch
dort veraltete Traditionen nnd bringt die reinen Prin-
zipien der Kunst wieder zum Durchbruch. Das Schrist-
wesen in seiner verschiedenartigen Anwendung — und
vor allcm der Setzkasten des Buchdruckers —- ist von
den resormircnden Einslüssen der jüngsten Zeit nicht
unberührt gcblieben; neben den gvtischen und barockcn
Formen, welche hauptsächlich das Terrain beherrschen,
sind auch die langc Zeit verschollen gcwesenen antiken
Lettern wieder zum Vorschein gekvmmen. Freilich erst
anf Umwcgen, durch französische und englische Muster,
wnrde dem deutschen Buchdrucker wieder in Erinne-
rung gebracht, was uns ursprünglich so nahe lag.
Die vvrliegende Publikation, welche auf Anregung
Dircktor von Eitelbergers dnrch den Architckten und
Direktor dcr Salzburger Staatsgewerbeschule Camillo
Sitte veranstaltet wurde, führt uns nnn die geome-
trische Konstruktion der Nenaissancevcrsalien vor, wie
sie sich aus den Tafeln Feliciano's, Pacioli's, Dürers
und Neudvrfers entwickelte. Profcssor Salb gebührt
das Verdienst, die Unklarheiten der ülteren Konstruk-
tionsweisen richtiggcstcllt und das Alphabet mit dcn
fehlenden Buchstaben ergänzt zu haben.

Jnterefsant ist die Entwickelungsgeschichte dieser
Jnitialen, wie dies schon aus der bloßcn Namen-
nennung der Männer ersichtlich wird, welche sich mit
der Gestaltnng derselben besaßt haben. Der gelehrte
Felice Feliciano (anfangs des 15. Jahrhunderts in
Verona geboren), hat nach den antiken Versalien, wie
cr sie auf Marmortafeln in Rvm und anderwärts
gefunden, zuerst das Alphabet nach geometrischer Kon-
struktion zusammengestellt. Das Manuskript dieser
Arbeit befindet sich in der Vatikanischcn Bibliothck.
Seine Buchstaben sind aus einem gemeinsamen Schema
entwickelt und tragen den Charakter der Jnschristen
aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. — Die zwcitc
Bearbeitung der Antigua fällt einige Dezennien später
und findet sich in dem Werke des Mathematikers Fra
Luca Pacioli Oivinu xroportiono. Lionardo, der mit
Pacioli (1496—1499) in Mailand am Hofe der
Sforza beisammen war, hat die Zeichnungen hierzn
geliefert. Pacioli hat jedenfalls die Arbeit seines Vor-
gängers gekannt, was vielfache Übereinstimmungen,
namentlich ini Texte, bezcugen, wenngleich der Autor
für manche Buchstaben neue Fvrmen wählte und
Änderungen in den Hauptniaßen vornahm. Die drittc
Bearbeitung datirt von Dürer her, welcher in seiner
„Underweysung der Messung mit dem Zirkel und Richt-
 
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