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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Zur Konkurrenz für einen öffentlichen Brunnen in Leipzig
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0311

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;7. Iahrgang.
Veiträge

sind an j?rof. Dr. <L. von
Lützow (Mien, Tbere-

Leipzig, Gartenstr. 6,
zu richten.

.27. Iuli

Nr. 3Y.
Inserate

?, W pf. für r>ie drei
Mal gefxaltene petil-

s882.

Veiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst.


Inhalt: ^Zur Ronkurrenz für einen öffentlichen Brunnen in Leipzig. — Die Aonkurrenzentwürfe für das deutsche Reichstagsgebäude. — Baedeker's
Süddeutschland und Gsterreich: g. Lindners neues ^orträt R. wagners. — R. v. Normann -s, L. Simonis -s. — Nber die neuesten
Ausgrabungen in ^ompeji. — Aonkurrenzausschreiben des bayerischen Aunstgewerbevereins; Aunstgewerbliche Aonkurrenz des preußischen
yandelsniinisteriunis ; Aonkurrenz sür ein Museuni in Braunschweig ; Die Aathedrale von Burgos; Die Lriedrich Lggers-Stiftung ; sü'ämiirung
der Entwürfe sür das Reichgtagsgebäude. — A. Becker, Lnde, G. Anille, L). Begas, L. Tncke, Raschdorff; G. Treu; A. Woerniann. —
Münchener Aunstverein; Aus Düsseldorf; Ausstellung des Aunstvereins sür die Rbeinlande und lvestfalen; Aus Aassel; Die plastische
Saninilung des Stuttgarter Museunis der bildenden Aunst; Die Staatsgalerie in Stuttgart; Die Direktion der Berliner Gemäldegalerie;
sDrojektirte Galerie für nioderne Aunst in Nom; Buchdrucker-Iubiläuni und Bücherausftellung in wien. — Archäölogische Gesellschast in
Berlin; Aus den wie^ier Ateliers ^Aus Berliner Bildhauerateliers^; Tl^ Autschmann; Münchener ^Aunftakademie; s)rojekt zu eineni defini-

Kunstchronik Nr. 4Ü erschcint am 1ü. August.

Iur Aonkurrenz für einen öffentlichen Brunnen
in Leipzig.

Die vom Rat der Stadt Leipzig ausgeschriebene
Kvnkurrenz zur Gewinnnng eines geeigneten Entwurfs
siir einen vffentlichen Brunnen, der den schvnsten Platz
der Stadt, den Augustusplatz, zu schmücken bestimmt
ist, hat fast denselben Ausgang genommen wie die
letzte Leipziger Konkurrenz, bei der es sich um die in-
zwischen in Angriff genommene neue Peterskirche
handelte. Kein einziger dcr eingesandten Entwürfe hat
die volle Billigung des Preisgerichts gefunden, und
man erwartet nun von einer cngern Konkurrenz das
bei der allgemeinen anonpmen Wettbewerbung vergeb-
lich erhoffte Heil. Wir unsererseits möchten dabei der
Hoffnung Ausdruck verleihen, daß diese engere „nament-
liche" Konkurrenz nicht wie der znr Ausführnng be-
stimmte Entwurf der neuen Peterskirche allzusehr an
das k'artmriunt montss des Horaz erinnern mvge.

Es soll nicht der Zweck dieser Zeilen sein, den
Leser in die Räume der Universitätsaula zu versetzen
und von Entwurs zu Entwurf zu schleppen, um ihn
über hübsche nnd alberne Gedanken oder über die Ge-
dankenlosigkeiten zu unterhalten, die dcm Beschauer bei
der Musternng dieser Erzeugnisse der in Gips arbeiten-
den Phantasie entgegentreten, vielmehr wvllcn sich die-
selben nur aus wenige Betrachtnngen beschränken, die
sich dem unbefangenen Laien, der in verschiedener Hcrren
Länder öffentliche Brnnnen ans alter nnd neuer Zeit

gesehen hat, mit einer gewissen Unwiderstehlichkeit auf-
drängen, Betrachtungen, die auch ohne Anschauungs-
material Beachtung und Verständnis zu erhoffen haben.

Der allgemeine Eindruck, den die Schaustellung
der Entwürfe hcrvorbringt, ist kein ggnz ungünstiger,
nur will es uns scheinen, als ob sehr viele Bewerber
das Lpitllston orrmns „monumental" als das Wesent-
liche und den Brunnen als die Nebensache aufge-
faßt hätten, ein Fingerzeig, wie bedenklich es ist, bei
Konkurrenzausschreiben Ausdrücke zu gebrauchen, die
geeignet sind, den „denkenden" Künstler auf Abwege
zu sühren, sa vielleicht in den Zustand völliger Rat-
losigkeit zu versetzen. Die meisten Entwürfe sind in
der That „Monumente", an denen Wasserausflüsse,
Wasserspeier, Wasserschalen rc. mit mehr oder weniger
Geschick angebracht sind. Betrachtet man diese Mvnn-
niente nach Maßgabe der Motive und des Fvrmen-
wesens, um eine Gruppeneinteilnng zu gewinnen, so
wird man mit den in der landläufigen Ästhetik üblichen
Kategorien des Jdealismns und Naturalismus, oder
des strengen, schönen und blühenden Stils nicht weit
konimcn. Eine gewisse Blüte zeigen nämlich mit wenigen
Ausnahmen sänitliche Entwürfe, auch diejenigen, bei
denen der architektonische Gedanke vvrherrscht und der
plastische einem mit dem Modellirholz vertrauteren Ge-
nossen zur bessern Sicherung des Erfolges übertragen
wurde; nur hat diese Blüte in den meisten Fällen wenig
bestrickendes, es fehlt ihr nn dem, was die Kritiker
von Beruf den poetischen Dust zu ncnnen pflegen.
 
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