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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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Bredius, Abraham: Aus den Haager Archiven, [4]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0347

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689

Kunstlitteratur. — Nekrologe. — Todesfälle. — Kunsthistorisches.

690

Großen Kirche: poossn (Mal) Zslüntst üstor Non-

sisur Ruvssisz-ir in äsr I^olislslrusss", 26 Gulden. —
Begraben ist er wohl in der Klosterkirche, die Beweise
sehlen uns inzwischen dafiir. —

Aunstiitteratur.

X. Einc Gcschichte dcr Stadt Paris mit einer großen
Menge von Jllustrationen, welche den Prozeß des Wachsens
und Werdens, die Wandlungen der Sitten und Gebräuche
der Weltstadt von Jahrhundert zu Jahrhundert veranschau-
lichen, erscheint demnächst im Verlage von I. Rothschild in
Paris unter dem Titel: llistoirs äs Puris. Sis reiht sich
in Format und Ausstattung den großen Prachtwsrken an,
welche derselbe Verleger über Florenz und Venedig auf den
Markt gebracht hat und welche, wie das in Rede stehende
Werk, von Charles Uriarte, dem federgewandten Historiker,
bearbeitet wurden. Bei der großsn Menge von Abbildungen,
an welchs sich fast in allen Fällen ein kunst- oder kultur-
geschichtliches Interesse knüpft, wird das Werk auch außer-
halb Frankreichs auf gute Ausnahme zu rechnen haben; fast
alle Artcn der vervielfältigende Technik sind in Anspruch ge-
nommen, um der Publikation ein stattliches Aussehen zu
geben, neben der Phototypie der Holzschnitt, neben der Radi-
rung der Farbcndruck u. s. w. Ein Teil des Ganzen wurde
von dem Verleger bei Gelegenheit der Einrichtung des neuen
Pariser Stadthauses als Festgabe ausgegebsn.

Nekrologe.

Stirnbrand P. Am 2. August starb in Stuttgart nach
längern Leiden der Maler Franz Seraph Stirnbrand,
vielleicht dsr älteste unter den deutschen Künstlern. Er
wurde, als er etwa drsi bis vier Zahre alt war, im Sommer
des Jahres 1791 bei Blindenmarkt in Nieder-Österreich seiner
Mutter, einem kroatischen Soldatenweib, die sich seiner in
den Fluten der Donau entledigen wollte, von einem herzu-
eilenden österreichischen Jnvaliden entrisssn und darauf von
dem Rentmeister Röser zu Zellhof bei Linz, einem frühern
Offizier, aufgenommen und mit den eigenen Kindern er-
zogen. Da sich der Knabe die Stirn ein wenig vsrbrannte,
gab man ihm den Namen Stirnbrand. Sein Pflegevater
gab ihn erst zu einem Linzer Stubenmaler in die Lehre, nahm
ihn aber 1809 mit nach Frankfurt a. M., um ihn bei Aus-
bruch des Krieges dem Militärdienst zu entziehen. Jn Frank-
furt fand er eine Stelle bei einem Lackirer, wo er anfangs
den Rand der Theebretter mit Linien und Guirlanden zu ver-
sehen hatte, dann aber zu den Malereien auf den Deckeln der
Tabaksdosen verwandt wurds, die er mit gutgetroffenen Por-
träts berühmter Zeitgenosssn, wie Napoleon, Schill u. a.
versah. Da er durch sleißiges Zeichnen und Malen in den
Nebenstunden bald höhere Befähigung zsigte, und auch der
Krieg von 1812 das Geschäst ruinirte, so widmete sich
Stirnbrand nun unter den größten Opsern und Ent-
behrungen ganz der Malerei. Er kopirte, malte Porträts,
und da er gut zu treffen wußte, fand er Aufträge und
Empfehlungen, die ihn dann 1813 nach Stuttgart führten.
Zuerst bekam er für ein Bild nicht mehr als eine Mahlzeit,
dann einen Dukaten, aber bei zunehmender Fertigkeit und
Bekanntschaft steigerte sich rasch sein Verdienst. 1816 besuchte
er seinen Pflegevater, wie später fast alljährlich, bekam in
Österreich viele Aufträge, ebenso in Karlsruhe, dann wieder
in Stuttgart, wo er u. a. sein Porträt der verstorbenen
Königin Katharina 20 Mal kopiren mußte, lebte abermals
vier Jahre in Karlsruhe, ging 1824 nach Jtalien, dann nach
Paris, wo er vielleicht ganz geblieben wäre, wenn ihn nicht
neue Bestellungen nach Luxemburg und Trier gerufen hättsn.
Die Witwe des Königs Friedrich von Württemberg ließ auch
in Ludwigsburg mehrers Gemälde von ihm ausführen, die
ihn drei Jahre dort fesselten, und den Winter von 1836 auf
1837 verbrachte er in Sondershausen, um die fürstliche
Familie zu malen. Er ließ sich 1837 in Stuttgart ein Haus
mit Gartsn und schönem Atelier nach eigenem Plane erbauen,
vermählte stch 1838 mit einer vielseitig begabten Frau und
schuf in seiner Häuslichkeit einen Vereinigungspunkt aller
geistig oder in anderer Weise hervorragenden Perfönlich-

keiten, wis Lenau, Dingelstedt, Lindpaintner, Kücken, Rustige,
Hackländer u. a. Letzterer erzählt näheres davon im „Roman
meines Lebens", worin er auch solgende treffende Charakteristik
giebt: „Stirnbrand, ein stiller, freundlicher, stets harmonisch
und froh gestimmter Mann, von unverwüstlichem Humor, war
auch wegen seiner Talente, eine Gesellschaft zu erheitern, be-
kannt und geliebt". Bis 1874 war der stets gesunde und
rastlos fleißige Künstler unermüdlich thätig. Seitdem aber
zwang ihn eine rasch zunehmende Augenschwäche, den Pinsel
niederzulegen. Als er nach einigen Jahren dann auch nicht
mehr ausgehen konnte, schwanden, bei gesteigerter Taubheit,
auch seine Kräfte, immer mehr, und sein Tod war eine Erlösung
aus trostlosem Zustande. Seine geistige Frische aber blieb rege
bis zuletzt; er nahm Anteil an allen politischen und sozialen
Ereignissen und hatte für Freunde und Bekannte stets das-
selbe Wohlwollen. Er war immer von wahrhaft rührender
Bescheidenheit, dankbar für die gerinqste Aufmerksamkeit
und bereitete gern andern Freude und Wohlthaten. Stirn-
brand hat neben seinen autzerordentlich zahlreichen, wohlge-
troffenen Porträts, die sämtlich ein helles Kolorit und eine
sorgfältige Durchführung aufweisen, auch andere Gemälde
verschiedenartigen Stofss geschaffen, die aber jenen bedeutend
nachstehen, z. B. zwei Altargemälde in der katholischen Kirche
in Kannstatt, eine Odaliske (im Museum Wallraff-Richarz
in Köln), Kriegsscsnen aus dem Feldzug in Baden 1849
(für den König Wilhelm von Württemberg), Genrebilder
u. s. w. Bei all seinen Werken darf man indessen nicht
vergessen, daß er sich unter den erschwerendsten Verhältnissen,
ohns Lehrer, ganz durch eigene Kraft und Ausdauer ge-
bildet und dafür doch sehr Achtbares geleistet hat. Nament-
lich befinden sich unter seinen Bildnissen einige, wie die der
Grafen Alexander und Wilhelm von Württemberg, sein
eigenes u. a., die seinem Namen stets ein ehrenvolles An-
denken sichern. Moritz Blanckarts.

Todesfälle.

Der Bildhauer Johann Halbig in München ist am
29. August gestorben.

Aunsthistorisches.

Gräberfunde in Köln. Wis zu erwarten war, hat man bei
den Erdarbeiten zur Kölner Stadterweiterung und dem neuen
Festungsgürtel verschiedene römische Gräber mit interessantem
Jnhalt gefunden und wird gewiß noch mehrere finden, wsnn
man zu den Seiten der römischsn Heerstraßen gräbt. Einen
der interessantesten Funde hat die Festungsbaubehörde in
diesen Tagen auf dem Wege nach Weißhaus gemacht: fünf
römische Steinsärge mit Knochenresten der darin Begrabenen
und den Beigaben an Thon-, Glas- und Mstallgefäßen und
sonstigen kleinen Geräten und Schmuckgegenständen, wie
solche in und bei römischen Gräbern selten fehlen. Es sind
sehr seltene Dinge und einige solchs dabei, die man wohl als
Unika bezeichnen kann. Die irdenen Gefäße, Vasen und
Schalen, von denen eine ganze Msnge gefunden wurden,
bieten, mit wenigen Ausnahmen, keine ungewöhnlichen
Formen; doch sind zwei besonders tief gefundene bemerkens-
wert, ein Kännchen und eine Schale mit Reifen, wie man
fie in roherer Form an mittelalterlichen Thongefäßen findet,
ein seltenes Töpfchen mit einem dünnen Ausgußröhrchen,
wie ein kleiner Theetopf, einige Gefäße in feinem schwarzen
Thon und in roter sogenannter tsrrg, siAillatu; auch ein
Kinderspielzeug, ein Hahn, findet sich dabei. Cin kleines
bauchiges Gefäß mit Flaschenhals von Bronze ist zum Teil
durch Oxydation zerstört. Viele dieser Gefäße enthielten
Münzen aus verschiedenen Zeiten. Ein Tintenfaß und ein
Salbenreibstein, auf dem das Salbtöpfchen stand, gehören
zu den merkwürdigsten Funden. Unter den Bronzen bestndet
stch eine mit einem hübschen weiblichen Profilkopf in der
Mitte und einem Kranz als Rand. Auch Reste einer bron-
zenen Halskette in der Form wie die modernen Panzerketten
gearbeitet, mit einem Anghängsel, stnd bemerkenswert.
Sonst stnd noch Fibeln, Haarnadsln in Bronze oder Knochen,
bronzene Ringe u. s. w., auch eine Anzahl von Münzen ge-
sunden worden. Die seltensten Stücke aber sind ein wunder-
hübsches Glasfläschchen, etwa 10—12 om hoch, von weißem
Glase, mit reliefirten Ranken und blauen Ornamenten ver-
 
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